Rätselraten bei Anti-Terror-Ermittlungen

 Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins. Foto: epa/Etienne Laurent
Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins. Foto: epa/Etienne Laurent

PARIS (dpa) - Warum ist ein Wohnhaus in einem schicken Stadtteil der französischen Hauptstadt ein Anschlagsziel? Ermittlern fehlen klare Antworten. In Marseille werden bei einer anderen Anti-Terror-Ermittlung fünf Menschen freigelassen.

Knapp eine Woche nach dem Fund von vier Gasflaschen im vornehmen 16. Stadtbezirk von Paris rätseln Anti-Terror-Ermittler immer noch über das Motiv der mutmaßlichen Täter. Es sei nicht klar, warum ein Wohnhaus Ziel eines versuchten Anschlages war, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins am Freitag in Paris. «Derzeit kann keine Hypothese ausgeschlossen werden.»

Von den sechs Verdächtigen, die in Polizeigewahrsam genommen wurden, seien drei wieder freigelassen worden. Die restlichen drei Männer sollten vor einen Untersuchungsrichter gestellt werden und dann in Untersuchungshaft kommen. Ihnen werde unter anderem die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Zwei der Verdächtigen seien bereits vorher wegen radikalen Islamismus bekannt gewesen.

Die Flaschen waren am vergangenen Samstag in und vor einem mehrstöckigen Wohnhaus gefunden worden. Es sei um die Flaschen Benzin verschüttet worden, das in Brand gesetzt werden sollte, so Molins. Es habe dazu eine Vorrichtung gegeben, zu der auch ein Mobiltelefon gehörte. Es sei auch Benzin in Eimern gefunden worden. Bei der Explosion der Gasflaschen hätte «größerer Schaden» angerichtet werden können, so der Chefermittler.

Fünf Tage nach der tödlichen Messerattacke in Marseille wurden fünf zunächst verdächtigte Menschen wieder auf freien Fuß gesetzt. Es gebe zur Zeit keine Gründe für eine Beschuldigung, hieß es in Justizkreisen. Ermittler hatten die Menschen vor mehreren Tagen wegen der möglichen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung in Gewahrsam genommen.

Ein 29-jähriger Tunesier erstach am Sonntag vor dem wichtigsten Bahnhof der südfranzösischen Hafenstadt zwei Cousinen mit einem Messer. Laut Zeugenaussagen rief er dabei auf Arabisch: «Gott ist groß». Soldaten erschossen den Täter. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beanspruchte die Tat für sich - ob es sich tatsächlich um einen islamistischen Anschlag handelte, ist aber noch nicht klar. Es gibt keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen dem Pariser Gasflaschenfund und der Attacke von Marseille.

Frankreich wird seit gut zweieinhalb Jahren von einer islamistischen Terrorserie erschüttert, dabei starben 239 Menschen. Dabei sind die zwei Todesopfer von Marseille nicht inbegriffen. Im Land gilt immer noch der Ausnahmezustand.

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