Putin gibt sich siegessicher

Foto: epa/Abir Sultan
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MOSKAU (dpa) - Putin tut es, der Patriarch tut es, viele Wähler tun es: In Russland wird gewählt. Der Präsident gibt sich siegessicher. Doch Wahlbeobachter berichten über eine Reihe von Manipulationen.

Bei der russischen Präsidentenwahl hat sich Amtsinhaber Wladimir Putin am Sonntag siegessicher gezeigt. «Ich bin überzeugt von der Richtigkeit des Programms, das ich dem Land vorschlage», sagte er der Agentur Interfax zufolge. Der 65-Jährige steuert bei der Wahl ungefährdet eine vierte Amtszeit im Kreml an, die laut Verfassung bis 2024 dauern wird. Gegen seine geballte Regierungsmacht gelten die sieben anderen Kandidaten als chancenlos. Putin sagte, er werde mit jeder Prozentzahl an Stimmen zufrieden sein, «die es erlaubt, die Aufgaben des Präsidenten zu erfüllen».

Überschattet wird die Wahl aber von vielen Belegen für kleinere und größere Manipulationen. Wahlbeobachter des Oppositionellen Alexej Nawalny beklagten, ihnen sei der Zugang zu vielen Wahllokalen verwehrt worden. Die zentrale Wahlkommission wiederum teilte mit, ihr Computernetzwerk habe Cyberattacken aus 15 Ländern abwehren müssen. Die Server seien mit Massenanfragen (DDoS) überschwemmt worden, um sie zum Absturz zu bringen, sagte Wahlleiterin Ella Pamfilowa.

Die Wahl im größten Land der Welt begann im Fernen Osten und in Sibirien. Am Sonntagmorgen um 8.00 Uhr Ortszeit öffneten die Wahllokale auch in Moskau und dem bevölkerungsreichen Westen Russlands. Wahlberechtigt sind etwa 109 Millionen Menschen. Erste Ergebnisse werden nach Schließung der Wahllokale in der Ostsee-Exklave Kaliningrad am Sonntag um 19.00 Uhr MEZ erwartet.

Die Wahl findet am vierten Jahrestag der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 statt, die Putins Popularität damals gesteigert hatte. Überschattet wird sie durch den Konflikt mit dem Westen nach dem Giftanschlag auf einen Ex-Agenten in Großbritannien.

Angesichts der erwarteten Mehrheit für Putin sahen Experten die Wahlbeteiligung als wichtigen Hinweis auf die Stimmung im Land. 2012 hatten nach offiziellen Angaben 65,3 Prozent der Wähler teilgenommen. Putin siegte mit 63,6 Prozent. Tatsächlich berichteten die Wahlbehörden diesmal durchgehend von einer höheren Beteiligung. Bis 10.00 Uhr Moskauer Zeit hätten 16,55 Prozent der Wähler abgestimmt, sagte Pamfilowa. Das seien zweieinhalb Mal mehr als 2012.

Als ein Problem verzeichneten Wahlbeobachter, dass Wähler in verschiedenen Wahllokalen mehrfach abstimmten. Nach Pamfilowas Angaben haben sechs Millionen Wähler beantragt, nicht am Wohnort, sondern andernorts abstimmen zu dürfen. Die eindeutige Zuordnung zu nur einem neuen Wahllokal schien nicht immer zu funktionieren.

«Russland wählt heute seinen Präsidenten, seine Zukunft», sagte der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill bei der Stimmabgabe in Odinzowo bei Moskau. «Ich hoffe, dass die Wahl, die die Russen treffen, uns helfen wird voranzugehen, die innere Einheit in der Gesellschaft und unsere Souveränität zu stärken.»

Nach russischen Angaben sind mehr als 1300 ausländische Beobachter bei der Wahl aktiv. Allein die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) setzt fast 600 Beobachter ein. Sie will am Montag ihre Einschätzung zu der Wahl verkünden.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ingo Kerp 19.03.18 14:23
In RUS wird gewählt und der erstaunte Leser fragt sich: welche Wahl? Wer kann denn etwas wählen, wenn es nichts zu wählen gibt? Eine Wahl, bei der der Sieger vor der Wahl feststeht, ist schon seltsam. Die Medien sprechen von einer Halbdiktatur und Halbdemokratie. Die Frage was es ist, muß jeder Russe für sich selbst beantworten.