Prozess gegen Magier Rouven - Wie kamen Kinderpornos auf die Rechner?

In Las Vegas rühmte sich Jan Rouven als «Der Mann mit den sieben Leben». Doch die Show des deutschen Magiers ist nach Kinderporno-Vorwürfen abgesagt. Nun geht es vor Gericht. Foto: epa/Brian Jones / LAS VEGAS NEWS BUR
In Las Vegas rühmte sich Jan Rouven als «Der Mann mit den sieben Leben». Doch die Show des deutschen Magiers ist nach Kinderporno-Vorwürfen abgesagt. Nun geht es vor Gericht. Foto: epa/Brian Jones / LAS VEGAS NEWS BUR

LAS VEGAS (dpa) - Der letzte Auftritt des deutschen Magiers Jan Rouven vor einem applaudierenden Publikum liegt mehr als sieben Monate zurück. Die Glitzerkostüme, die er auf der Bühne in Las Vegas trug, musste der gebürtige Nordrhein-Westfale im vergangenen März gegen rote Häftlingskleidung eintauschen. Immer wieder wurde der Prozess wegen Kinderpornografie seither verschoben, doch nun steht am Dienstag (25. Oktober) der Auftakt im Bundesbezirksgericht der Casinostadt bevor.

Die Vorwürfe gegen den 39 Jahre alten Illusionisten aus Kerpen sind schwerwiegend: Rouven soll Kinderpornografie empfangen, besessen, verbreitet und beworben haben, lautet die Anklage. Ermittler des FBI hätten auf Laptops, Festplatten und anderen Geräten in seiner Villa rund 3500 Videos und Fotos entdeckt, die Sex mit Minderjährigen, auch mit Kindern, zeigen.

Bei der Anklageerhebung im April hatte Rouven auf «nicht schuldig» plädiert. «Jan steht weiter dazu, dass er dies nicht getan hat. Er will sich gegen die Vorwürfe wehren», sagt sein Anwalt Jess Marchese vor dem Prozessbeginn der Deutschen Presse-Agentur.

«Wir streiten nicht ab, dass rechtswidrige Dateien bei ihm im Haus gefunden wurden», sagt der Verteidiger. «Nicht Jan, sondern jemand anderes hat das gemacht», meint Marchese. In der großen Villa am Stadtrand von Las Vegas, die er mit Ehemann und Manager Frank Alfter bewohnte, habe der Deutsche viele Besucher gehabt. Doch wer hatte Zugang zu den Geräten? Wurde ihm etwas untergeschoben? «Ich weiß nicht, wer es war», sagt Marchese. Alfter sei zurück in Deutschland, als Zeuge werde er nicht zu dem Prozess erwartet.

Rouven, der 2009 zum ersten Mal in Las Vegas aufgetreten war, hatte schon zwei Jahre später ein festes Engagement in der Casino-Metropole, zuletzt stand er mit der Show «The New Illusions» im Tropicana-Kasino allabendlich auf der Bühne. Seine Monumental-Tricks mit brennenden Sägen, riesigen Bohrern und Entfesselungsaktionen im Wassertank brachten ihm Preise und internationalen Ruhm ein. 2014 kürte ihn die weltgrößte Zaubervereinigung IMS zum «Illusionist des Jahres».

Nun trägt er bei Gerichtsterminen Hand- und Fußschellen. Nach Angaben seines Anwalts verbringt er 23 Stunden in Einzelhaft, nur für eine Stunde dürfe er die Zelle verlassen. Es gibt keinen Kontakt zu anderen Gefangenen, zum eigenen Schutz. «Jan geht es den Umständen entsprechend gut», sagt Marchese. «Doch er will nun endlich weiterkommen.»

Für den Prozess hat sich das Team gegen das gebräuchliche Jury-Verfahren entschieden. Es werden also nicht mehrere Geschworene, sondern nur ein Richter über Rouvens Schicksal entscheiden. «Wir hatten Zweifel daran, eine faire Jury finden zu können», erklärt Marchese mit Blick auf Rouvens Bekanntheitsgrad und die Schwere der Vorwürfe.

Diese Rolle fällt nun Gloria Navarro zu, seit 2014 oberste Richterin in Nevada. Die 49 Jahre alte Mutter von drei Söhnen war 2009 von Präsident Obama auf die Stelle berufen worden. Die Juristin kubanischer Abstammung setzt sich seit Jahren für Jugendprogramme und den Kinderschutz ein, heißt es auf der Homepage des Gerichts.

Eine Niederlage musste Rouven vor Gericht schon einstecken. Sein Antrag auf Freilassung gegen Kaution war abgelehnt worden. Er könnte sich nach Deutschland absetzen, war einer der Gründe. Im Falle eines Schuldspruchs in allen Anklagepunkten drohen dem Magier mindestens 15 Jahre Haft. Die Richterin könnte auch eine längere Strafe verhängen, sagt Marchese.

Der Anwalt setzt drei bis vier Tage für den Prozess an, er könne bis zu fünf Zeugen aufrufen. Wird Rouven selbst aussagen? Das will Marchese erst im Verlauf des Verfahrens entscheiden. «Wenn ja, dann wird er wahrscheinlich der letzte Zeuge sein.»

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