Proteste haben negative Wirkung auf Kinder

Kleinkinder können die politischen Geschehnisse nicht begreifen

Bilder von Kindern, die mit ihren Eltern die Reden der schreienden Protestführer verfolgen, sind keine Seltenheit. Experten warnen vor Krankheiten wie Hörschäden und Erkältungen, die ein Besuch der Demos nach sich ziehen kann.
Bilder von Kindern, die mit ihren Eltern die Reden der schreienden Protestführer verfolgen, sind keine Seltenheit.

BANGKOK: Während einige Eltern ihre Kinder mit zu den Massenprotesten der Regierungsgegner nehmen in der Hoffnung, dass sie etwas über Demokratie lernen und Teil dieser historischen Bewegung werden, warnen Experten, dass die dort gesammelten Erfahrungen negative Effekte auf die mentale und physische Gesundheit des Nachwuchses haben könnten, und Kinder sich das schlechte Benehmen einiger Protestler als Vorbild nehmen.

„Opa, morgen haben wir schulfrei, bitte nimm uns mit zu den Protesten“, sagen Boonserm Wong-ruampaiboons zwei 5 und 9 Jahre alten Enkelinnen. Diese Bitte stellte für ihn den Grund dar, sie zu der Großkundgebung an der Ratchaprasong-Kreuzung mitzunehmen, so der 67-Jährige. Aus Vorsicht nahm er sie jedoch nur tagsüber mit und brachte sie am Abend zurück nach Hause, wenn sich die Zahl der Demonstranten erhöhte.

Bilder von Eltern, die zusammen mit ihren Kindern protestieren oder vor den großen Bühnen sitzen und die leidenschaftlichen Reden der schreienden Protestführer mitverfolgen, sind keine Seltenheit.

Tonfall der Redner ist nichts für Kinder

Trotz der Tatsache, dass seine beiden Enkelkinder noch sehr jung sind, ist Khun Boonserm davon überzeugt, dass sie in der Lage sind, die Stimmung aufzunehmen und zu verstehen, dass sich die Proteste gegen Korruption richten. Dem Vorwurf, dass manche Parolen der Protestführer in der Wortwahl etwas rau sind, setzt er entgegen, dass die Reden tagsüber milder ausfallen würden und viel Musik für Unterhaltung sorgt. Wenn unhöfliche Äußerungen fallen, versuche er die Aufmerksamkeit der Kinder von den Pöbeleien abzulenken, so Khun Boonserm.

Auch Patcharawan Padpai, eine Demonstrantin, die ihren fünf Jahre alten Sohn auf die Demonstration an der Pathumwan-Kreuzung mitgebracht hat sagt, dass sie tagsüber kam, als noch nicht allzu viele Menschen an der Großkundgebung teilnahmen. Sie versichert, die Demonstrationen sofort zu verlassen, wenn der friedliche Protest in Gewalt umschlagen würde.

Experten warnen Eltern jedoch vor Krankheiten wie Hörschäden und Erkältungen, die ein Besuch der Demos nach sich ziehen kann.
Experten warnen Eltern jedoch vor Krankheiten wie Hörschäden und Erkältungen, die ein Besuch der Demos nach sich ziehen kann.

Sie vertritt die Meinung, dass auch Kinder an den Protesten teilnehmen sollten, um diese als einen Prozess der positiven Veränderung aufzufassen und auf diesem Wege zu lernen, dass Übeltäter nicht im Einklang mit einer friedvollen Gesellschaft stehen können. Auch ihr Sohn hatte sie gebeten, ihn auf die Kundgebung mitzunehmen. Auf die Frage warum antwortete er, dass er Fahnen schwenken und seine Trillerpfeife blasen wollte.

Dr. Panpimol Wipulakorn, stellvertretende Direktorin der Abteilung für psychische Gesundheit betont, dass Kinder im Alter zwischen 1 und 6 Jahren nur einfachere Sachverhalte verstehen können, weshalb sie, wenn sie ihre Eltern während der Proteste begleiten, nur in der Lage sind, die Atmosphäre aufzunehmen. Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren, so die Expertin, können jedoch durch einfache Erklärungen von ihren Eltern Zusammenhänge verstehen.

Die Situation bedarf beispielhafter Erklärung

Dr. Panpimol benennt als Beispiel die Wahl eines Klassensprechers. Kinder, so sagt sie, verstehen, dass sie ein Oberhaupt wählen, das sich um die Mitschüler kümmert. Verhält er sich falsch, können Veränderungen durch friedliche Diskussionen hervorgebracht werden. Erklärungen in dieser Form können dazu beitragen, dass Kinder die politische Situation besser verstehen. Jedoch warnt sie die Eltern, dass Kinder unanständige Wörter aufschnappen könnten, weshalb es wichtig sei, dass sie ihrem Nachwuchs erklären, dass manche bei den Protesten gefallenen Worte für das tägliche Leben ungeeignet sind.

Eltern sollten außerdem darauf achten, dass sie von Zeit zu Zeit mit ihren Kindern die Protestkundgebungsorte verlassen, damit ihr Nachwuchs genügend Zeit zum Spielen und Entspannen hat. Kleinkinder zu den Demonstrationen mitzunehmen, beurteilt Dr. Panpimol als unangemessen. Sie sollten besser zu Hause in der Obhut eines Babysitters sein, erklärt sie.

Auch sollten Eltern, die ihre Kinder mit auf die Demonstrationen nehmen bedenken, dass laute Geräusche über 50 Dezibel das Gehör beeinträchtigen können, und die Teilnahme an Veranstaltungen mit vielen Personen bei wechselnden Wetterbedingungen eine Grippe nach sich ziehen kann.

(Fotos: epa)

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