UPDATE Polizei-Skandal: Kollegen warfen ersten Stein

Entwürdigende Vorführung des ehemaligen CIB-Polizeichefs Pongpat zum Verhör Anfang dieser Woche.
Entwürdigende Vorführung des ehemaligen CIB-Polizeichefs Pongpat zum Verhör Anfang dieser Woche.

BANGKOK: Einige von Thailands höchsten Polizeibeamten in Haft, keine Kaution und täglich neue wertvolle Funde bei Hausdurchsuchungen – der größte Polizeiskandal der Landesgeschichte bleibt das meistdiskutierte Thema im Königreich.

Der mittlerweile dienstenthobene Chef des ‘Central Investigation Bureau’ (CIB), Generalleutnant Pongpat und sein Stellvertreter Kowit, sollen neben Korruptions- und Schiebergeschäften weitere lukrative Einnahmequelle gehabt haben. Laut Ermittlungen einer Sonderkommission verlangte Pongpat von hohen Polizeioffizieren bei Versetzungen in attraktive Dienststellen pauschal zwischen drei und fünf Millionen Baht. Thailands Polizeikommandant Somyot Phumpanmuang nannte diese Zahlen bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Offensichtlich haben eigene Kollegen den Stein in diesem gewaltigen Polizeiskandal ins Rollen gebracht. Laut Generalmajor Somyot hätten Beschwerden über ungerechte Versetzungen und Beförderungen bei anderen Polizeibeamten Frustration und Ärger geschürt und letztlich zu den Ermittlungen geführt.

Eine regelrechte Konspiration mit übergreifenden Polizeibehörden, darunter der ebenfalls amtsenthobene Marinepolizeichef Generalmajor Boonsueb Praituen sowie weitere leitende Offiziere bei der Metropolitan Polizei und Immigration hat laut Angaben Somyots Milliardenbeträge eingebracht. Ölschmuggel im brisanten Kampfgebiet Südthailands, der Betrieb eines riesigen Spielcasinos, Grundstücksschiebereien, illegale Bauprojekte in Naturschutzgebieten, Handel mit artengeschützten Tieren, das Anhäufen extrem teurer und alter Buddha-Reliquien und Kunstwerke – dem Treiben von Thailands Polizeielite waren offensichtlich jahrelang keinerlei Grenzen gesetzt.

Die Anschuldigungen aus dem Kollegenkreis erreichten nach dem Militärputsch im Mai die obersten Dienststellen der Armee und Thailands heutiger Premier und damaliger Militärchef Prayuth Chan-ocha ordnete persönlich eine tiefgehende Untersuchung an. Diese erreichte am Wochenende mit der Verhaftungswelle von Thailands ehemaligen höchsten Polizeiführern ihren Höhepunkt.

Premierminister Prayuth betonte gestern, dass dies nur der Anfang eines Säuberungsprozesses innerhalb der Royal Thai Police sei. Prayuth und seinem amtierenden Polizeichef Somyot war dabei die Entschlossenheit anzusehen und auch die Abscheu über dieses mafiös strukturierte Korruptionsverhalten. In Thailands Bevölkerung halten sich die totale Überraschung wegen dieses kapitalen Kahlschlages in höchsten Polizeikreisen und die Skepsis noch die Waagschale. Zu viele andere Fälle aus der Vergangenheit und aktuelle Ermittlungen wie der des Doppelmordfalles auf Koh Tao in Südthailand werfen weiterhin Schatten auf Thailands Polizeiarbeit.

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