Oxfam: Weitere Vorwürfe der sexuellen Ausbeutung

Foto: epa/Andy Rain
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LONDON (dpa) - Sexuelle Belästigungen, Missbrauch, Mobbing: Hilfsorganisationen geraten immer mehr unter Druck. Angesichts solcher Vorwürfe müssen die Organisationen auch um ihre Spenden fürchten.

Der Skandal um sexuelles Fehlverhalten bei Hilfsorganisationen weitet sich aus. Oxfam untersucht 26 neue Berichte über Vorfälle in den eigenen Reihen, wie der britische Chef der Organisation, Mark Goldring, am Dienstag einem Parlamentsausschuss in London berichtete. Es handele sich um ältere und jüngere Vorkommnisse, die erst in den vergangenen zwei Wochen bekannt geworden seien. Zuvor waren sexuelle Übergriffe von Oxfam-Mitarbeitern in Haiti und im Tschad öffentlich geworden.

Auch die Hilfsorganisation Save the Children berichtete vor dem Ausschuss von sexuellen Belästigungen in den eigenen Reihen. Demnach wurden 35 Fälle im Jahr 2017 gemeldet. Etwa 19 Beschuldigten sei gekündigt worden, sagte Geschäftsführer Kevin Watkins.

Ärzte ohne Grenzen und die US-Flüchtlingsorganisation International Rescue Committee (IRC) hatten ebenfalls in den vergangenen Tagen Fehlverhalten in den eigenen Reihen eingeräumt.

Seit dem Bekanntwerden des Skandals bei Oxfam seien binnen zehn Tagen 7.000 regelmäßige Spender abgesprungen, sagte Goldring. Er entschuldigte sich für das Verhalten von Mitarbeitern gegenüber Frauen nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti im Jahr 2010.

Einem Report zufolge kam es dort unter anderem zu sexueller Ausbeutung, Belästigung und Einschüchterung durch Oxfam-Mitarbeiter, die den Menschen in dem Land helfen sollten. Sieben Mitarbeiter, darunter der Oxfam-Leiter für Haiti, mussten gehen.

Auch für sein eigenes Verhalten entschuldigte sich Goldring. Er hatte in einem Interview der Zeitung «The Guardian» gesagt, seine Organisation werde angegriffen, als ob sie «Babys in ihren Bettchen ermordet» hätte. Kritiker warfen ihm vor, er spiele den Skandal herunter. «Ich war unter Stress», erklärte Goldring sein Verhalten.

Oxfam ist ein internationaler Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Die britische Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence war wegen des Skandals zurückgetreten. Die Organisation legte inzwischen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog vor.

Die Schweiz kündigte am Dienstag an, ihre Zahlungen an die britische Hilfsorganisation zunächst einzustellen. «Das eidgenössische Department für Auswärtige Angelegenheiten fordert eine lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse», teilte ein Sprecher mit. «Bis die Resultate dieser Abklärung vorliegen, wird die Schweiz keine Zahlungen an Oxfam leisten.»

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