Opposition: Festnahmen von Politiker-Angehörigen

 Abdulla Yameen. Foto: epa/M.a.pushpa Kumara
Abdulla Yameen. Foto: epa/M.a.pushpa Kumara

MALÉ (dpa) - Die maledivische Regierung greift nach Angaben der Opposition weiter hart gegen politische Gegner durch. Die Ehefrau eines von der Regierung gesuchten Parlamentsabgeordneten sei am Sonntag festgenommen worden, teilte die Oppositionspartei MDP am Montag mit. Die Polizei habe der Mutter von vier kleinen Kindern gesagt, sie komme frei, wenn ihr Mann sich stelle.

Auch die Frau eines vergangene Woche festgenommenen Richters des Obersten Gerichtshofs sowie weitere Angehörige von Politikern seien festgenommen worden, hieß es. Der Chef der Jugendorganisation der MDP und fünf weitere Mitglieder wurden demnach am Samstag bei einer Demonstration festgenommen. Die MDP sprach von einer «Hexenjagd». Der in den vergangenen Woche festgenommene Oberste Richter des Obersten Gerichtshofs, Abdulla Saeed, sitzt den Angaben zufolge seit Sonntag in einer kleinen Isolationszelle ohne Licht und Lüftung.

Auch der ehemalige langjährige Präsident Maumoon Abdul Gayoom, der 1978 bis 2008 autokratisch regiert hatte, und der frühere Verteidigungsminister Mohamed Nazim sitzen hinter Gittern.Ihnen würden der Zugang zu Anwälten sowie Besuche von Angehörigen verwehrt. Präsident Abdulla Yameen, der Halbbruder des langjährigen Ex-Präsidenten, hatte am Montag vergangener Woche einen Ausnahmezustand in dem Inselstaat im Indischen Ozean ausgerufen.

Vorausgegangen war eine Anordnung des Obersten Gerichts, unter anderem acht inhaftierte Oppositionspolitiker freizulassen und die Verfahren gegen sie sowie gegen den Ex-Präsidenten Mohamed Nasheed wiederaufzunehmen. Die Regierung weigerte sich, dies umzusetzen.

Nasheed rief aus dem Exil im nahegelegenen Sri Lanka Indien um Hilfe an. Der große Nachbar hatte frühere Regierungen auf den Malediven unterstützt, Yameen näherte sich zuletzt aber China an. Nasheed war 2008 der erste frei gewählte Präsident der Malediven geworden. Nach Protesten wegen der Inhaftierung eines Richters war er vier Jahre später zurückgetreten - nach eigenen Angaben unter Zwang durch Waffengewalt von Sicherheitskräften. In einem umstrittenen Verfahren war er 2015 wegen Verstoßes gegen ein Anti-Terrorismus-Gesetz zu 13 Jahren Haft verurteilt worden.

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