Österreichs Museen und Theater sollen Jüngere ansprechen

Kulturminister Thomas Drozda (2. von rechts). Foto: epa/Christian Bruna
Kulturminister Thomas Drozda (2. von rechts). Foto: epa/Christian Bruna

WIEN (dpa) - Dank kostenlosem Eintritt haben viele junge Menschen in Österreich das Museum als Freizeit-Ziel entdeckt. Nach Angaben von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) ist die Zahl der bis zu 19-jährigen Besucher der Bundes-Museen seit Einführung des Gratis-Eintritts 2009 um 42 Prozent auf nun über eine Million pro Jahr gestiegen. «Eine Öffnung der Häuser muss unser Ziel sein», sagte Drozda der dpa.

Es bleibe darüber hinaus die Pflicht der Museen wie der Theater, sich Gedanken zu machen, «wie man das Publikum verbreitert, Jüngere anspricht und eine repräsentative Zusammensetzung der Gegenwartsgesellschaft erreicht», sagte der Minister, der seit Mitte 2016 im Amt ist. «Es gibt ein Unbehagen und die Vermutung, Kunst und Kultur seien nur etwas für einige wenige.»

Dazu gehöre aber auch eine Aufgeschlossenheit des in der Regel älteren Stamm-Publikums speziell in renommierten Theatern gegenüber neuen Besuchergruppen. So hätten österreichische Unternehmen Lehrlinge vor einigen Jahren ins Wiener Burgtheater zu Vorstellungen geschickt. «Das Stamm-Publikum hat zunächst pikiert darauf reagiert, dass plötzlich ganz andere Leute im Theater waren», erinnert sich Drozda.

Manche Institution sonne sich in guten Besucherzahlen, aber das verdecke auch Wahrheiten. Das Burgtheater habe 400.000 Besucher, aber ehrlicherweise sei hinzuzufügen: «Das sind 80.000, die fünfmal kommen. Der Theater- und der Museumsbesucher ist eine schmale Schicht von Wiederholungstätern.»

Der Aufgabe, Österreich weiter als erstrangige Kunst- und Kulturnation zu positionieren, sei sich die Regierung bewusst. So sei es gelungen, erstmals seit vielen Jahren den Kultur-Etat für 2017 um drei Prozent auf 454 Millionen Euro zu steigern. «Das Budget ist gut dotiert. Allen ist bewusst, wie wichtig dieser Beitrag ist», so Drozda. Gerade die freie Theater-Szene und die Stipendiaten sollten von der Erhöhung profitieren.

Allerdings sei es 15 Jahre nach der Ausgliederung der Bundes-Museen in eigenständige Gesellschaften an der Zeit, nun die Strukturen mit Hilfe von Experten auf ihre Effizienz zu hinterfragen. Die Institutionen seien teils parallel aufgestellt, mit unterschiedlichsten Systemen unter anderem bei Buchhaltung und EDV-Systemen. «Da sind Synergien zu vermuten.» Im ersten Halbjahr 2017 werde über eine Neuaufstellung der großen Wiener Museen entschieden.

Für positiv hält Drozda die vielen Festivals speziell im Sommer. «Was viele naserümpfend als "Eventisierung" kritisieren, finde ich eine Bereicherung. Da werden Schwellenängste genommen.»

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