Notarzt im Stau

Oskar ist sich sicher. Zu Hause würde er einen Herzinfarkt kaum überleben. Erstens müsste die Familie die Symptome rechtzeitig erkennen und richtig bewerten. Zweitens müsste bei einem Anruf im Krankenhaus ein Notarztwagen bereitstehen und der Fahrer die komplizierte Wegbeschreibung verinnerlichen. Dabei verstrichen bereits wertvolle Minuten. Drittens brauchte der Rettungswagen nicht nur während der Rushhour fast eine Stunde. Er würde mehrfach im Stau stecken bleiben und sich eine Ewigkeit durch den starken Verkehr kämpfen. Trotz Blaulicht und Sirene.

Wiederholt hat Oskar Notarztwagen im Einsatz beobachtet. Obwohl die Straßenverkehrsordnung auch in Thailand alle Motorisierten verpflichtet, einem Rettungswagen umgehend den Weg freizumachen, weicht kaum ein Autofahrer. Jeder bleibt in seiner Spur; selbst wenn der Fahrer auf den Seitenstreifen ausweichen könnte, selbst wenn für den Notfall in der Mitte der Fahrbahn ausreichend Platz zu schaffen wäre.

Zudem verliert der Notarzt vor jeder Ampelkreuzung wichtige, Menschenleben rettende Minuten. Die vor der Signalanlage haltenden Fahrer können nicht ausweichen, die Kreuzung kaum freimachen; und bei den in Thailand üblichen langen Rotphasen steht der Rettungswagen endlos im Stau. Bis er Oskars Haus erreicht, kann es zu spät sein.

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