Nordkorea vermutet Herzschwäche als Todesursache

 Der ehemalige stellvertretende UN-Botschafter des Landes, Ri Tong Il. Foto: epa/Str
Der ehemalige stellvertretende UN-Botschafter des Landes, Ri Tong Il. Foto: epa/Str

KUALA LUMPUR (dpa) - Für die Ermittler ist die Sache klar. Der Diktatoren-Halbbruder Kim Jong Nam wurde in Malaysia Opfer eines Giftmords. Doch Nordkorea vertritt nun eine andere Theorie.

Nordkorea bestreitet, dass der ältere Halbbruder von Machthaber Kim Jong Un auf dem Flughafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur einem Giftmord zum Opfer gefallen ist. Der ehemalige stellvertretende UN-Botschafter des Landes, Ri Tong Il, äußerte am Donnerstag bei einem Besuch in Malaysia vielmehr die Vermutung, dass der Tod auf eine Herzschwäche zurückzuführen sei.

Auf Kims Halbbruder Kim Jong Nam (45) hatten zwei Frauen Mitte Februar einen Anschlag verübt. Die Obduktion ergab, dass er durch das Nervengift VX starb. Den beiden Frauen, die aus Indonesien und Vietnam stammen, droht die Todesstrafe. Vermutet wird, dass Nordkorea hinter dem Anschlag steckt. Ri Tong Il leitet eine nordkoreanische Delegation, die sich seit Dienstag in Malaysia aufhält.

Nach seinen Worten litt der 45-Jährige an hohem Blutdruck. Deshalb sei er womöglich an Herzinfarkt gestorben. Der nordkoreanische Diplomat wollte auch nicht bestätigen, dass es sich bei dem Toten um den Halbbruder des Machthabers handelt. Er nannte ihn bei dem Namen, der in seinem Reisepass stand: Kim Chol. Bekannt ist jedoch, dass Kim Jong Nam zuvor schon mit anderen Papieren unterwegs war.

Unterdessen kündigte Malaysia an, für nordkoreanische Staatsbürger die Visumpflicht wieder einzuführen. Vize-Ministerpräsident Zahid Hamidi begründete dies mit Sicherheitsbedenken. Bislang kamen Nordkoreaner für einen Aufenthalt von 30 Tagen ohne Visa in das südostasiatische Land.

Wegen des Giftmords hat Malaysia bereits Anklage gegen die beiden mutmaßlichen Attentäterinnen im Alter von 25 und 29 Jahren erhoben. Aus Mangel an Beweisen soll ein Nordkoreaner, der seit zwei Wochen in Malaysia in Untersuchungshaft saß, am Freitag abgeschoben werden. Nach sieben weiteren Verdächtigen aus Nordkorea wird noch gesucht.

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