Das Tor nach Indochina

Die Füße im Mekong, den Blick Richtung Laos

Abendstimmung am Mekong: Auf der schick gestalteten Mekong-Promenade lässt sich wunderbar spazierengehen oder Fahrrad fahren. In den zahlreichen kleinen Restaurants und Bars lässt sich der atemberaubende Blick auf die „Mutter aller Flüsse“ genießen. Fotos
Abendstimmung am Mekong: Auf der schick gestalteten Mekong-Promenade lässt sich wunderbar spazierengehen oder Fahrrad fahren. In den zahlreichen kleinen Restaurants und Bars lässt sich der atemberaubende Blick auf die „Mutter aller Flüsse“ genießen. Fotos

NONG KHAI: Der siebte Teil der FARANG-Isaan-Serie führt die Leser in die etwa 620 Kilometer von Bangkok entfernte Stadt Nong Khai, im Nordosten des Königreiches. Die kleine Stadt liegt direkt am Ufer der "Mutter aller Flüsse", dem Mekong, der die Grenze zur benachbarten Republik Laos darstellt. Sie beherbergt etwa 63.000 Einwohner, manche Quellen hingegen sprechen gar von nur 30.000 Einwohnern. Die gleichnamige Provinz Nong Khai zieht sich über eine Länge von rund 300 Kilometern am Ufer des Mekongs entlang und stellt mit 360 Metern über Normalnull eine Hochebene dar. Die Entfernung nach Vientiane, der laotischen Hauptstadt, beträgt etwa 24 Kilometer.

Die Brücke der Freundschaft

Seit April 1994 verbindet die 1.774 Meter lange "Thai-Lao-Freundschaftsbrücke" (auf Thai: Saphan Mittaphap Thai-Lao) die beiden durch den Mekong getrennten Länder und ermöglicht den grenzüberschreitenden Verkehr von thailändischer Seite in Richtung der laotischen Hauptstadt Vientiane sowie zurück. Deshalb trifft man hier zahlreiche in Thailand lebende Ausländer, die zur Visumverlängerung kurz über die Grenze gehen. Aber auch immer mehr Individualtouristen haben Nong Khai als Tor nach Asien für sich entdeckt und pilgern auf Backpacker-Pfaden aus Richtung Thailand kommend durch Laos bis nach Südchina.

Zahlreiche Tempel locken auch Nicht-Buddhisten zu einem Besuch. Der von Touristen am meisten besuchte Tempel ist Wat Pho Chai, in dem eine massiv-goldene Buddhastatue verehrt wird.

Aufgrund ihrer Lage an der Völker verbindenden Brücke zählt die kleine Grenzstadt zu den touristischen Anziehungspunkten des Isaans. Doch das alltägliche Leben hier geht viel ruhiger und gemächlicher vonstatten, als man es von anderen von Touristen frequentierten Gegenden her gewohnt ist. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs durch den Grenzhandel konnte sich Nong Khai noch eine gewisse Ursprünglichkeit bewahren. Die Stadtviertel direkt am Fluss erscheinen fürs Auge recht attraktiv und versprühen ein entspanntes Flair. Sogar etwas französische Kolonialarchitektur ist noch zu bestaunen. Auch die schönen traditionellen Holzhäuser im alten Thaistil wurden noch nicht alle dem Erdboden gleich gemacht. Sie bereiten dem Betrachter eine interessante Vorstellung davon, wie es einst im längst vergangenen Siam ausgesehen haben mag.

Reizunterflutung

Wer aus dem hektischen Trubel der Touristenmetropole Pattaya oder dem stickigen, überhitzten Moloch Bangkok in das verschlafene Nong Khai kommt, der mag erst einmal irritiert sein durch die ungewohnte Reizunterflutung: Kein nervenaufreibendes Gehupe, ganz zu schweigen von Staus oder Smog. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Ruhig und gemächlich schlendern freundlich wirkende Menschen über verkehrsberuhigte Straßen, kleine Kinder spielen vergnügt am Wegesrand. Hier scheinen die Uhren langsamer zu laufen, man hat Zeit.

In der Innenstadt des kleinen Ortes pulsiert das Leben etwa wie in einer deutschen Kleinstadt so gegen 15 Uhr an einem Sonntag, wenn die Bürgersteige hochgeklappt werden. Junge Urlauber verirren sich nur recht selten hierher. Die nächste Techno-Disko ist über 600 Kilometer entfernt. So weit ist es nämlich bis Bangkok.

Nong Khai konnte trotz wirtschaftlichen Aufschwungs seinen Charakter bewahren. Im beschaulichen Ort befinden sich zahlreiche alte Holzhäuser und französische Kolonialbauten.

Doch entlang der wunderschön gestalteten Promenade am Ufer des Mekongs befinden sich zahlreiche kleine Restaurants, gemütliche Bars sowie preisgünstige Gästehäuser, die alle eines gemeinsam haben: einen atemberaubenden Ausblick auf den Mekong und das sich am gegenüberliegenden Ufer befindende Laos. Ein wunderbarer Ort, um seine Füße in den Fluss zu hängen, den Sonnenuntergang zu genießen und den Abend mit einem schmackhaften Beer Lao in der Hand zu beenden.

Auch die "Mutter aller Flüsse" konnte sich ihrer Würde bewahren. Der Mekong zieht gemäßen Flusses dahin und bietet aus Bangkok kommenden Touristen das totale Kontrastprogramm zum hektischen Treiben auf dem Chao Phraya River der thailändischen Hauptstadt, der zu Tages- und Nachtzeit von dichten Schwärmen nervöser Boote zerpflügt wird. Ganz anders in den rotbraunen Fluten des Mekongs: Nur vereinzelte Boote gleiten gemächlich über das Wasser. Ein beinahe hypnotisch wirkender und äußerst beruhigender Anblick.

Die "Mutter aller Flüsse"

Motorbetriebene Samlors sind das Hauptverkehrsmittel in Nong Khai. Eine Fahrt mit einem dieser tollkühnen Gefährte ist jedes Mal ein unterhaltsames Erlebnis.

Wer die malerische Landschaft an den Ufern des Flusses zu Wasser entdecken möchte, dem sei eine Bootsfahrt auf dem Mekong zu empfehlen. Verschiedene Anbieter für Bootsfahrten befinden sich am Thasadej-Pier. Als kulinarisches Highlight erweist sich das Restaurantschiff Nagarina. Ab 17 Uhr kann man auf diesem während einer romantischen Dinner Cruise den Sonnenuntergang über dem Mekong genießen und exotische Thai-Leckereien verzehren. Spezialität sind Gerichte mit frisch gefangenen Fischen aus dem Mekong.

Direkt am Ufer des Mekongs befindet sich der riesige überdachte Indochina-Markt, auch "Thasadej Market" genannt, der mit einer unendlich anmutenden Auswahl an Produkten und Nahrungsmitteln aus Thailand, Laos, China sowie Vietnam zum Einkaufen oder bloßen Verweilen lockt. Vieles ist hier sehr billig zu bekommen, egal ob es nun Alkohol, Zigaretten oder Textilien sind.

Sehenswürdigkeiten

Die 1.774 Meter lange "Thai-Lao-Friendship Bridge” stellt die wichtigste Besucherschleuse nach Laos dar. Der Bau der Brücke verschlang 30 Millionen US-Dollar.

Neben dem Französischen Viertel, das noch aus der Kolonialzeit stammt, hat sich die Atmosphäre der Straßencafés, Einzelhändler und zahlreichen Garküchen bis heute erhalten. Das Viertel rings um die Rimkong Road hat sich in den letzten Jahren als beliebter Treffpunkt für Rucksackreisende aus aller Welt etabliert. Bei einem kühlen Bier in den vielen Bars bekommt man außerdem die neuesten Insider-Informationen und gelangt leicht ins Gespräch mit anderen Residenten, Aussteigern oder zahlreichen Weltreisenden.

Mehrere buddhistische Tempel locken in Nong Khai zu einem Besuch. Der von Touristen am meisten besuchte Tempel ist Wat Pho Chai, in dem die massiv goldene, etwa 1,50 Meter hohe Buddhastatue Pho Phra Sai verehrt wird und jedes Jahr zur Vollmondzeit im Juni ein lautes Raketenfest gefeiert wird. Wandfresken erzählen die abenteuerliche Geschichte der Buddha-Statue des Tempels: König Rama I. wollte sie aus Vientiane nach Bangkok holen. Doch das Boot, auf dem sie transportiert wurde, versank im Mekong. Erst Jahre später tauchte sie aufgrund niedrigen Wasserstands wieder auf. Der Tempel Wat Phra That entspricht laotischer Architektur und wurde vor über 2000 Jahren von indischen Mönchen errichtet. Der chinesische Tempel Wat Putau Gong Maa überrascht mit einem überaus bunten Erscheinungsbild, vielen bunten Drachen sowie anderen mystischen Tieren und lohnt durchaus einen Besuch.

Etwas außerhalb der kleinen Grenzstadt liegt Sala Keo Khu, eine beeindruckende Parkanlage voller bizarrer Steinskulpturen, die verschiedene Phasen des Lebens beschreiben.

Auch die Umgebung von Nong Khai hält eine Menge spannender Entdeckungen bereit. Besonders die landschaftlich reizvollen Strecken entlang des Mekong zwischen Nong Khai und der westlich gelegenen Stadt Chiang Khan warten nur darauf, entdeckt zu werden. Am meisten Spaß macht das mit einem gemieteten Motorrad oder für sportlich Ambitionierte mit einem Mietfahrrad. Etwas außerhalb der kleinen Grenzstadt liegt Sala Keo Khu, eine beeindruckende Parkanlage voller bizarrer Steinskulpturen, die verschiedene Phasen des Lebens beschreiben: Von der Geburt über die Schule, die Heirat bis zum Tod. Viele der Karikaturen ähnlichen Szenen erscheinen wie aus dem Leben gegriffen. Andere, eher Furcht erregende Figuren stammen aus der Mythologie.

Ein Jahreshighlight stellt neben dem schon genannten Raketenfest ein äußerst seltenes und bisher nur wenig erforschtes Naturphänomen dar: Während der Vollmondnacht im Oktober jeden Jahres steigen aus dem Mekong kleine Feuerbälle aus dem Wasser empor. Eine Sage erzählt, dass die Nagas (Wassergeister in Form von Schlangen) sich so über die Rückkehr Buddhas freuen, dass sie zur Begrüßung Feuerbälle aus dem Mekong spucken. Ein beeindruckendes Spektakel, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Zudem werden ebenfalls im Oktober Bootsrennen auf dem Mekong veranstaltet.

Thai ist nicht gleich Thai…

Auch wenn Sie der thailändischen Sprache mächtig sind, wird es Ihnen hier nicht viel helfen. Die Sprache am nördlichen Ende des Isaan ist stark durch das Lao beeinflusst. Selbst Besucher aus dem nur 160 Kilometer entfernten Khon Kaen haben hier Mühe, ihre Landsleute zu verstehen.

Anreise und Übernachtung Von Bangkok oder Pattaya kommend ist Nong Khai über den Highway 2 ("Friendship Highway") aus zu erreichen, der auch durch die Isaan-Metropolen Nakhon Ratchasima (Korat), Khon Kaen und Udon Thani führt. Der nächstgelegene Flughafen ist in Udon Thani, Limousinentransport vom Flieger nach Nong Khai für etwa 150 Baht möglich. Der neue Bahnhof liegt 2 Kilometer westlich der Stadt. Täglich verkehren Express- und Rapid-Züge zwischen Bangkok und Nong Khai. Ab dem Mo-Chit- (Northern) Busbahnhof verkehren mehrmals täglich zahlreiche Busse in 9-10 Stunden Fahrtzeit zwischen der thailändischen Hauptstadt und der Grenzstadt am Mekong. Das Pantawee Hotel bietet für 800 Baht gut ausgestattete und saubere Zimmer an. Außerdem: DVD-Player, freies Internet sowie ein eigener Computer in jedem Zimmer. Ein Swimmingpool bietet Entspannung. Infos und Reservierung auf der Webseite www.pantawee.com.

•Tagesausklang bei Carsten im Café Thasadej

Das Café Thasadej ist ein beliebter Treffpunkt für in Nong Khai lebende Expats. Gute Stimmung garantiert.

Vom Frühstück bis zum Abendessen, natürlich auch auf einige gemütliche Drinks am Abend, trifft man sich seit über neun Jahren bei Carsten im Café Thasadej. Auch seine Barbecueabende sind weit bekannt, gute Stimmung ist garantiert. Der geschäftige Deutsche betreibt neben dem bei Expats beliebten Café noch ein Reisebüro und Supermarkt für exportierte Spezialitäten namens Go Thasadej Shopping & Travel, direkt an der Mekong-Promenade. Carsten hat immer ein offenes Ohr für seine Gäste und ist Spezialist für Visa-Touren und erlebnisreiche Ausflüge nach Laos. Infos auf der Webseite www.gothasadej.com, Tel.: 081-592.0164.

Deftige Schmankerl und deutsches Bier

Kan, Rolf und Sonnenschein Lisa freuen sich auf Ihren Besuch und halten für jeden Gast ein kühles Blondes bereit.Klein aber fein: Der Schweizer Rolf betreibt zusammen mit seiner Frau Kan einen Minimart mit feinen Schweizer Spezialitäten wie St. Gallener Schüblig, Most- bröckli oder Cervelat-Wurst sowie einer erlesenen Auswahl an besten deutschen Bieren, unter anderem original Oktoberfestbier, Löwen-bräu, Franziskaner oder Köst- ritzer. Aber auch das vielseitige Weinangebot kann sich sehen lassen. Kan & Rolfs Minimart liegt direkt auf der Mekong-Promenade. Die angegliederte Bar bietet neben kulinarischen Leckerbissen ein besonders am Abend romantisches Ambiente mit Blick auf den Mekong. Infos unter Tel.: 089-920.2410.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.