In der Soi, in der wir wohnen, sind ich und meine Frau bestens bekannt. So ist auch die Anmache der Thailadys aus den Bars, links und rechts der Straße, manchmal auch an mich gerichtet. Aber im Wissen, dass meine Frau nicht weit ist, lassen es die Damen stets beim Gaudi. Mit einem Deuten zu meinem Haus und einem Fingerstrich dem Hals entlang, verstehen die Damen, dass sie sich in „Jeck-jeck“-Gefahr meiner Frau begeben. Die meisten haben das verstanden. Aber eben nur die meisten, nicht alle.
Als ich kürzlich die Wasservorräte aufgefüllt hatte, und deswegen mehrmals an den Bars vorbei zum Laden gelaufen bin, ruft eine der zahlreichen Ladys, die sonst immer mit irgendeinem Farang unterwegs gewesen ist, mir hinterher: „Sexy man! Where you go?“ Ich lache zu ihr hinüber und laufe weiter. Wie ich mit der ersten Ladung Wasserflaschen zurückkomme, winkt sie und ruft: „I go with you!“ „Ok, dann kannst du das Wasser schleppen“, meine ich und stelle ihr die 6-Packs vor die Füße. Die Damen lachen. Arbeiten will keine. So bleibt mir nichts anderes übrig, als das Wasser selber nach Hause zu schleppen.
Ein paar Minuten später komme ich wieder daher. Zweiter Zug Wasserbeschaffung. Die Ladys sehen mich schon von Weitem. „Oh, you so handsome“, ruft dieselbe. Ihre Kolleginnen kichern verschämt hinter vorgehaltener Hand. Mit einem Lächeln schreite ich die Parade der Damen ab. Laden, Wasser kaufen, Rückweg. „I like you, you never mau“, übertrifft sich die Dame selbst. „Ja, warum denn das?“, will ich von ihr wissen. Ja, wenn ich denn so viel Wasser saufe, werde ich wohl kaum mehr Bier und Schnaps auch noch trinken wollen. Also immer nüchtern, also alles palletti. Thailogik. „I want man like you“, setzt sie einen drauf. Mit ausgestreckten Armen stellt sie sich mir in den Weg. „Kiss me, Tirak!“ So steht sie da. Eine junge, schlanke, gut gebaute Dame mit Kurven an den richtigen Stellen, schwarzem wehenden Haar. Traum aller Pensionäre. Mitten auf der Straße. Sie schließt ihre Augen und spitzt ihren Mund, meinen Kuss erwartend. Ihre Arme bereit mich zu krallen und an ihre Oberweite zu pressen. Die Zuschauerladys warten gespannt meine Reaktion ab.
Im Wissen, dass ich es vermutlich nicht einmal bis nach Hause schaffen würde, bevor nicht eine der Damen meine Frau informiert hätte, wenn ich nun dieses eindeutige Angebot näher in Augenschein nehmen würde, umgehe ich, diese wunscherfüllende Liebkosung des Lebens und lasse sie dastehen. Gelächter der Damen aus den Bars. Ein Auto nähert sich und hupt unmissverständlich. Das Thaimädchen erschrickt und springt zur Seite. Die anderen Damen amüsieren sich sichtlich. Auch ich halt nun ein und drehe mich zur Dame. „He, sexy Lady“, ausschweifend werfe ich ihr eine Kusshand zu, bevor ich mich belustigt davonmache. „I wait you, ever“, winkt sie mir aufreizend hinterher. Dann wendet sie sich dem nächsten vorbeikommenden Farang zu. „He! Sexy man! Where you go?“
Hello Tirak!
Am selben Abend mache ich mit meiner Frau einen Spaziergang an der Strandpromenade. Da kommt die besagte Thailady uns mit einer Farangbegleitung, Typ pensionierter Oberstudienrat, entgegen. „Hallo, Tirak“, rufe ich der Thai lachend von weitem entgegen. Ich halte die Arme ausgestreckt zum Empfang bereit. Meine Frau amüsiert sich, weiß sie doch, dass jetzt einer meiner Scherze folgt. Die Thai weiß nicht so recht, wie sie nun reagieren soll. Umkehren und nicht bemerkt werden geht nicht, im Boden versinken auch nicht. Peinlich. Verschämt lächelt sie. „Oh, I'm so happy. You wait me so long!“, empfange ich die Thai und umschlinge sie, bevor sie auch nur „Bapp“ sagen kann. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange. Sie wehrt sich erfolglos. Ihr Farang steht verdattert da und versteht die Welt nicht mehr. Ich lasse die Dame aus meiner Umarmung. Dass es ihr peinlich ist, sieht man ihr an. „Du wirst mir doch nicht meine Show versauen“, sehe ich in ihrem gequälten Blick. Er nimmt sich die Nickelbrille, mehr aus Verlegenheitshandlung, ab. „Dieter aus Deutschland“, stellt er sich vor. „Ten aus Thailand“, entgegne ich ihm. „Ein liebes Kind hast du gefunden“, lobe ich ihn und klopfe ihm auf die Schulter. Er strahlt. „Meinst du?“, schaut er mich verunsichert an. „Klar. Sie hat nur ein bisschen Pech mit den Farangs. Immer laufen sie pleite oder haben Frau und Kinder zu Hause. Schlimm. Oder bauen halbfertige Häuser im Isaan.“ „Ja, schlimm“, pflichtet er mir bei. Meine Anspielung hat er nicht verstanden. „Aber nun hat sie ja mich. So was, wie sie, habe ich schon lange gesucht. Sie ist anders, als alle anderen“, seine Augen strahlen. „Oh, ja. das kann ich bestätigen“, schaue ich die beiden an. Die Thai, vom Dialog nichts verstanden, erwartet verschüchtert eine Retourkutsche wegen heute Vormittag. Doch nichts dergleichen. Mit einem Grinsen über mein ganzes Gesicht, gratuliere ich ihr zu ihrem „handsome and very sexy man“, als wir uns voneinander verabschieden.
„Du wirst auch nicht mehr rot, wenn du lügst, hä?“, meint meine Frau ein paar Meter weiter. „Wieso?“, bin ich erstaunt. „Ein liebes Kind hast du gefunden“, äfft sie mich nach. „Die hat ihn gefunden! Ist doch klar“, stellt sie fest. „Logisch. Aber er wird sie nun retten, von all dem Ungemach, was einer Thailady hier zustoßen könnte?“, entgegne ich. „Take care. Fragt sich nur: Wer für wen?“ „Ha!“, amüsiere ich mich.
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