Neulich, am Strand: Strandaussichten

Neulich, am Strand: Strandaussichten

Es ist einfach ein toller Tag heute. Es ist warm, die Sonne scheint, der Strand ist voll belegt mit Leuten aus aller Welt. Viele Thai-Familien, meist mit 3 Generationen, sowie etliche Touristenpärchen, dazwischen Thai-Damen mit ihren Farangs, und nicht zu wenige, aalen sich im Schatten der wenigen Bäume, die die Provinzbehörden gnädigerweise noch stehen gelassen haben. Touristen liegen übrigens meis­tens auf Badetüchern. Etwas luxuriöser geht es diesbezüglich bei den Thailändern her. Für die ist eine Bastmatte Normalausrüstung.

Kinder tollen am Strand herum, während etliche deren jüngerer Mütter, von ihren Thai-Ehemännern mit ihren Kindern sitzen gelassen oder sie haben ihre einheimischen Männer gleich selber entsorgt, um sich um ihre neuerworbenen Farangs aus aller Welt zu kümmern. Dem Farang wird es egal sein. Es schaut ja eh jeder nur für sich selber. Der Farang hat eine hübsche junge Begleitung für die Dauer seines Urlaubs, die, bei vernünftigem Verhalten des Ausländers, nicht gerade sein restliches Vermögen kostet, und die Thai-Dame hat für sich und ihre Familie für eine Zeit lang ausgesorgt. Wenn es sogar mehr wird oder schön ist, umso besser. Alles bestens also. Etwas abseits sitzen wir „alten Ausgaben“ auf dem Mäuerchen und können so die Szenerie mitverfolgen. Natürlich wird unter uns alles kritisch kommentiert. Schließlich hat ja hier jeder seine 65 bis 70 Jahre Erfahrung auf dem Buckel. Und es versteht sich von selbst, dass jeder DER Experte für alle Bereiche ist. So quasi die Elite der Menschheit hockt da, ganz unerkannt von der Masse, auf der Mauer und genießt das Leben. Nur Nobelpreisträger sind keine da, nur nominierte. Von uns nominierte. Denn wir sind uns da schon einer Meinung, dass der eine oder andere für sein Lebenswerk eine Auszeichnung verdient hätte. Aber eben - das Leben ist ungerecht, manchmal sogar grausam. Nicht einmal eine gehörige Portion Anerkennung ist einem vergönnt.

Eine heiße Show zum Verlieben

Während also Guido, unser Kumpel, vor uns breitbeinig dastehend über seine Probleme mit seinen Zähnen referiert, kommen da zwei Damen, vielleicht 24 bis 25 Jahre alt, über die Promenade zum Strand gelaufen. Schlanke Damen mit Kurven an den richtigen Stellen. Das, was in der Werbung als Standardwesen angepriesen wird (Was, deine Frau entspricht nicht dem?). Eigentlich sollte ich schreiben: sie schweben daher. „Schau her. Die sind bei „Victoria’s Secret“ abgehauen“, meint ein Zuhörer von Guido. Gespannt beobachten wir, wie sich die beiden Grazien unter dem nächsten freien Baum den Platz sichern. „Da haben wir aber Glück gehabt, dass sie den Baum stehen gelassen haben. Sonst würden die Models jetzt von dannen gehen und wir hätten nix zu gucken“, meint mein Sitznachbar. „Rutsch mal ein bisschen rüber. Ich sehe ja nix“, reklamiert der andere auf meiner anderen Seite. „Was ist das dir wert?“, frage ich und halte die Hand auf. Ein gespielt böser Blick trifft mich. „Also Leute, rutscht alle mal etwas weiter, unser Peter will auch was sehen“, faxe ich. „Besser du würdest die zwei zu uns einladen. Geh mal rüber, aber nur gucken und einladen. Nicht anfassen“, macht sich einer lustig. „Wart mal, Peter. Ich hole schon mal den Verbandskasten, um dir die Kratzer im Gesicht zu versorgen“, schlage ich vor. Gelächter.

Derweil richten sich die hübschen Mädels zum Sonnenbaden ein. Mit flüsterndem Gekicher untereinander, hüpfen sie hin und her, breiten ihre Tüchlein aus, zupfen und ziehen hier und da, entledigen sich ihrer Kleider. Nein, nicht was sie denken! Ihre Bikinis haben sie schon noch an. Aber was für welche. Mit dezentem Hüftschwung zur Unterstützung, streifen sie sich die T-Shirts und Röckchen ab. Ein knallgelber Bikini kommt hervor. Ihre Freundin: derselbe Bikini, aber in leuchtfarbenem Pink. Die Mädels sind sich ihrer Wirkung durchaus bewusst. Ab und zu streifen ihre Blicke über ihre Beobachter. Wie zufällig. „Da lobe ich mir meine Professur für Strandangelegenheiten an der Universität von Jomtien“, jauchzt mein Kollege zur Rechten. „Da bist du zu spät. Das Fach für hübsche Damen, Abteilung Badeanzüge, ist bereits vergeben“, reklamiere ich. „Du Lüstling. Bisher habe ich immer nur gedacht, dass dich nur saufen und fressen interessiert. Und nun willst du mir Konkurrenz machen?“, will Peter mich aufziehen. Bevor ich nun von meinen eigenen Kollegen verbal zerfleischt werde, sage ich besser wohl nichts mehr. Nur Guido hat von den Damen nicht viel mitbekommen und steigert sich immer weiter in sein Zahnarzt­abenteuer. Gerade will er uns mit beiden Daumen in seinen Oberkiefer pressend zeigen, wie er die Tortur des Abdrucks erleiden musste, als die Mädels beginnen, sich gegenseitig mit Sonnencreme einzuschmieren. Da bemerkt Guido unser Desinteresse. „Ja was ist denn?“, fragt er erstaunt. „Meinst du wirklich, wir schauen in dein stinkendes Maul, wenn da drüben die Show des Monats abläuft?“, wird er aufgezogen.

Die Show, die die beiden abziehen, ist den weiteren Passanten auch nicht verborgen geblieben. Ein dickbauchiger Vertreter des männlichen Geschlechts nach dem anderen, stellt sich unseren Blicken in den Weg. „Da fliegst du extra 11 Stunden im Sardinenflieger hierher und dann stellen sich solche Bierbäuche vor die perfekte Aussicht“, ärgert sich Peter. „Das ist nach Murphys Gesetz! Wenn immer es möglich ist, stellt sich doch immer jemand oder etwas genau dahin, wo er nicht sollte“, bemerke ich. „Wo denn, was denn?“, will Guido wissen und dreht sich zur Szenerie um. Doch da stehen nur lauter glatzköpfige, barbauchig wohlbeleibte Männer in Shorts und Sandalen herum. Nix von Interesse. „Ach, nix. Da sind einige Mädels. Sonst nix. Was war da mit deinen Hauern? Hast du jetzt neue Beißerchen oder nicht?“, will Peter wissen.

P.S. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass eigentlich immer die falschen Leute oben ohne daherkommen? Alte, übergewichtige Herren, statt…

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