Neulich, am Strand: Neue Arbeit

Neulich, am Strand: Neue Arbeit

Ich sitze am Strand, als mein Bregenzer Kumpel daherkommt und sich neben mich setzt. Er macht einen geknickten Eindruck auf mich.

„Na, alleine heute? Ist Nicky, deine aktuelle Lebensabschnittspartnerin, jetzt am Arbeiten?“, begrüße ich ihn.

„Weiß nicht. Glaube aber eher nein“, antwortet er und fügt hinzu: „Ich weiß sowieso nicht, ob ich über Nicky oder meine eigene Blödheit lachen oder weinen soll. Auf jeden Fall habe ich ab heute einen neuen Lebensabschnitt“.

„Aha, Herzschmerz, hä?“, ziehe ich ihn auf.

„Na, ja. Eigentlich ärgere ich mich über meine eigene Blödheit. Du weißt ja, wie Nicky ist“, beginnt er.

„Eigentlich schon“, nur verhehle ich meinem Freund seit längerem nicht mehr, dass ich das anders meine, als er selbst. Ich habe mir schon gedacht, dass das nicht lange dauern wird, mit seiner Nicky. Doch als guter Freund habe ich ihm zuerst einmal seine Flitterwochen gegönnt. Die Schmetterlinge waren ja dann auch ziemlich schnell verflogen.

Vor einer Woche hatte dann Nicky endlich begonnen, eine Arbeit zu suchen. Mein Kumpel hat mir seit Wochen fast täglich berichtet, was er für einen Kampf mit ihr hatte, um sie soweit zu bringen. Über einen Monat hat er auf sie eingequasselt. Doch am letzten Mittwoch sei sie um halb elf aufgestanden, wie meis­tens, und meinte, sie werde nun heute einen Job suchen. Das tat sie dann auch. Am Mittag zog sie los und kam erst um zehn Uhr abends zurück. „Job gefunden, Arbeitsbeginn am (gestrigen) Dienstag, 8.000 Baht“, berichtete mein Kumpel vor Wochenfrist noch stolz. Da war selbst ich überrascht. Das hätte ich dieser Nicky nicht zugetraut, so schnell etwas zu finden. „Na, dann ist ja alles bestens“, meinte ich damals noch.

Doch in diesen Klamotten könne sie doch nicht arbeiten. Sie brauche neue Kleider, meinte Nicky. Beide habe ich dann zwei Tage nicht mehr gesehen. Vorgestern erzählte er mir dann, wie sie loszogen und Arbeitskleidung suchten. Doch nicht etwa, wie es zu erwarten wäre, etwas Zweckmäßiges. Nein, der Putztiger wollte in Designerklamotten den Dreck wischen. Und alles immer doppelt. Zwei in blau, zwei rote, zwei grüne, insgesamt 14 Stück. Armani, Gucci, La Coste, usw., alles was ich mir vorstellen könne. „Ob ich wisse, was ihn das gekostet hat? Ein kleines Vermögen!“, erklärte er. Niedergeschlagen hatte er mich angeschaut. „Kann ich mir gut vorstellen“, pflichtete ich ihm bei.

Aber selbst da war noch lange nicht Schluss! Dann kamen noch passend zu den Kleidern die Schuhe und Haarreifen dazu. Erst als auch noch Handtaschen dazu kommen sollten, fragte er sie, wozu sie denn diese beim Putzen brauche. „Na gut. Es geht auch ohne Taschen“, meinte Nicky lakonisch. Er habe sich wirklich nichts Außergewöhnliches dabei gedacht. Erst am Samstag, als sie ihm erzählt hat, dass ihre Freundin meinte, 8.000 Baht seien nicht gerade viel für eine so harte Arbeit, habe er seine ersten Zweifel bekommen, meinte mein Kumpel.

„Ich habe ihr dann auch gleich noch mitgeteilt, dass ich ihr ihren Lohn halbieren werde. 1. weil sie sowieso nichts putzt im Haus, und auch nicht kocht wie abgemacht, und 2. sei sie dann ohnehin nur noch die halbe Zeit für mich da. Ab da war Druck im Topf“, sinnierte er vor sich hin.

„Ja, verstehe“, versuchte ich meinen Kumpel zu trösten.

„Ja, du verstehst schon. Die Thai aber auch. Nur anders. Sonntag und Montag hat sie mir nicht einmal mehr Kaffee gekocht. Außer Kaffee konnte sie ja eh nix kochen. Heißes Wasser und Pulver dazu, Schluss“, das war der Stand der Dinge am Montag.

Übung im doppelten Bezahlen...

Und nun hockt mein Freund wie ein Häufchen Elend neben mir im Liegestuhl, und weiß nicht, ob er sich besaufen, oder gleich zum Fenster in der 20. Etage rausspringen soll.

„Gestern, Dienstag, hätte sie mit Arbeiten anfangen müssen. Um acht Uhr liegt die im Bett und pennt. Um neun Uhr dasselbe. Um zehn habe ich sie zum dritten Mal geweckt. Heute sei sie müde. Sie werde morgen, also heute, dann zur Arbeit gehen. Dreht sich um und schläft wieder ein. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich ihr für morgen ein Taxi bestellen würde, damit sie nicht wieder eine Ausrede hätte“, führte er aus.

Ich ziehe meine Stirn in Runzeln. Nur mit Mühe kann ich mein Grinsen zurückhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Kumpel wütend, traurig, oder doch belus­tigt ist. So mache ich ernste Miene und leide mit ihm.

„Also hat sie heute in aller Frühe mit ihrer Arbeit begonnen?“, spiele ich den Besorgten.

„Eben gerade nicht. Ich, blöder Hund, habe immer noch nicht begriffen gehabt, und war noch so doof und habe ein Motorradtaxi bestellt. Den Fahrer musste ich zum Schluss fürs Warten auch noch bezahlen. Die Dame hatte sich es nämlich anders überlegt. Weil 8.000 Baht doch sehr wenig sind, will sie sich nun für etwas Besseres umschauen. Aber zuerst mal ausschlafen. Dann schauen wir weiter, meinte sie noch“, ärgert er sich.

„Aha, dann hast du jetzt jede Menge Klamotten zu Hause. Sie kann sie ja am Strand verkli­ckern gehen. Da hat sie was zu tun“, schlage ich vor.

„Schon zu spät. Die Dame hat ihre Sachen zusammengepackt und ist zu ihrer Freundin gezogen. Die neuen Kleider, Schuhe und all den weiteren Gerümpel ist alles nur rausgeschmissenes Geld. Von wegen Investition in die Zukunft“, beklagt er sich.

„Na, alle Achtung! Immerhin hast du es fertig gebracht, gleichzeitig zwei Thai-Ladys auszustatten. Wobei du die eine noch nicht mal kennst“, lache ich und klopfe meinem Kumpel auf die Schulter.

„Das ist überhaupt kein Problem. Wenn eine Lady in den selben Fetzen daher kommt, weiß ich wenigstens, wer es ist und wer sie eingekleidet hat“, hat er sein Lachen wieder gefunden.

„OK, dann kannst du mich jetzt auch einmal auf zwei Bier einladen“, schlage ich vor. „Übung im doppelten Bezahlen hast du ja nun“.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Mike Dong 04.07.16 10:03
You can take a girl out of s bar but you cannot take the bar out of a girl. Die Story ist ja erfunden, da man(n) so bescheuert nicht sein kann. Wenn jemand zu faul zum aufstehen ist, sagt das alles über den Charakter u sollte ein sofortiges Exitticket ohne Rückkehr sein.