Neulich, am Strand: Männer unter sich

Neulich, am Strand: Männer unter sich

„Mich nimmt es wunder, wann du lernst, einigermaßen pünktlich zu sein“, begrüße ich Olaf, der endlich auftaucht. Fast 2 Stunden später als vereinbart. „Du könntest dir zum Beispiel eine Uhr kaufen. Die sind hier erschwinglich“, setze ich hinzu. „Wozu denn? In Thailand kommt eh keiner pünktlich und schließlich, was du nicht weißt: Ich habe eine. Nur, die zeigt nur 20 nach 3, sonst nix. Wie soll ich denn wissen, wann es 20 nach 3 ist, wenn ich auf die Uhr schaue?“, Olaf schaut mich fragend an. „Du solltest halt immer nur um 20 nach 3 auf deine Uhr schauen!“, erwidere ich.

„Ist ja okay, sorry, aber als meine Liebste gehört hat, dass ich mich wieder mit dir treffen will, hat sie sich das kleine Schwarze angezogen. Da kann ich natürlich nicht widerstehen“, entschuldigt er sich mit einem Augenzwinkern. Ich verstehe sofort. „Das kleine durchsichtige, hä? Ja, das kenne ich noch. Das habe ich ihr vor langer, langer Zeit zum Geburtstag geschenkt, als ICH noch mit ihr zusammen war.“ Doch das war schon einige Zeit her. „Da siehst du die Unterschiede zwischen uns: Du stehst halt auf junges Gemüse“, erklärt Olaf. „Ich glaube kaum, dass du nur deswegen heute 2 Stunden mehr zum Aufstehen gebraucht hast“, erkläre ich ihm. „Es ist nämlich von allen anderen in der Clique bemerkt worden, dass deine Lady letzten Monat noch einiges flachbrüstiger daherkam.“ Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen. Olaf grinst über das ganze Gesicht. „Ja, das sind Zukunftsinvestitionen. Ich habe schon blöder Geld rausgeschmissen, zudem hättest du mir das abnehmen können. Du warst halt zu knausrig, oder gibst dich mit wenig zufrieden“, baut er sich vor mir auf. „Vielleicht hätte ich sie dann behalten und du wärst leer ausgegangen. Auf jeden Fall bedanke ich mich im Namen der gesamten Männerwelt für deine Großzügigkeit. So haben wir alle etwas von deiner Kohle“, überspiele ich die Stichelei. „Na, es heißt doch: Man(n) soll Bleibendes hinterlassen, ha, ha, ha.“ Oli nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und macht es sich auf dem Sofa bequem. „Du willst also aus dem Trabi einen Ferrari machen?“, setze ich fort. Oli ist in seinem Element. „Sagen wir es so: Ich baue die Karosserie um. Ich muss bei dir ja aufpassen, dass du mir nicht den Ferrari klaust, wenn er fertig ist.“ Wir stoßen mit dem Bier an und ich mache weiter: „Also, wenn du das Hirn auch auswechselst, dann überlege ich es mir.“ Olaf schaut mich listig an.

Ein Trabi bleibt ein Trabi...

Meine „Ex“ und ich vertragen uns nach der Trennung wieder. Die atmosphärischen Störungen in unserer Beziehung kamen in immer kürzeren Abständen. Ein Beziehungsgewitter nach dem anderen. Ihre Macken gingen mir einfach eines Tages so auf den Geist, dass ich es nicht mehr weiter ertragen wollte. Das war es dann halt. Olav hat sich dann des verlassenen Kükens angenommen. So hat sich eine „Win-Win-Win“-Situation ergeben. Ich war sie los, mein Kumpel hat was, bis auf die Oberweite, Passendes gefunden und die Lady selbst war versorgt. Was will man mehr? „Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ein Trabi bleibt ein Trabi. Auch mit Ferrari-Ersatzteilen“, beruhige ich ihn. „Ja, vielleicht wird es ein Ferrari mit Trabi-Motor“, flachst Oli. Er scheint zufrieden zu sein.

...auch mit Ferrari-Ersatzteilen

„Was gibt es sonst Neues?“, wechsle ich das Thema. „Ost hat eine neue Lebensabschnittspartnerin“, beginnt Oli. „Ost“ heißt eigentlich Horst. Doch keine Thai kann das aussprechen. Entweder „Hos“, „Host“ oder eben „Ost“. „Normalerweise rechnet man Lebensabschnitte aber nicht in Wochen oder Monaten“, lästere ich. Oli überhört es. „Keine vom Strand. Krankenschwester im City Hospital. Sie kann sogar Englisch“, fährt er fort. Das ist doch schon einmal etwas anderes, das interessiert mich. „Und, ist es Liebe?“, will ich wissen. „Ja, ich denke schon, wie jedes Mal. Himmel voller Geigen. Wolke sieben. Geld kann es ja eh‘ nicht sein, Ost ist doch dauernd klamm“, erklärt er. „Fragt sich nur, ob sie das schon Spitz gekriegt hat.“ Ost ist bekannt dafür, aus seinen leeren Taschen ein Geheimnis zu machen. Nur, dass wir alle Bescheid wissen, hat er noch nicht bemerkt. Wir lassen ihm seinen Glauben. „Weiß sie es schon?“, frage ich. „Ich glaube kaum“, meint Oli und leert die Flasche in einem Zug. „Na, dann braucht er aber eine Portion Glück“, stelle ich fest. „So viel Glück, wie der braucht, gibt es gar nicht“, fügt Oli an. Ich hole Nachschub aus dem Kühlschrank (einige Tage später, hockt „Ost“ wieder alleine auf dem Mäuerchen der Strandpromenade. Als ich ihn grüße, denke ich mir, vielleicht sollte er es einmal mit einem Ladyboy versuchen).

„Also, was machen wir nun? Wir könnten uns die Birne gleich hier füllen. Oder wir gehen nach unten und schauen, was der „Autosalon“ von Pattaya zu bieten hat.“ Olaf sinkt tiefer in die Sofaecke und nimmt das gereichte Bier. „Wenn es dir schon so Spaß macht, die Kurven deiner „Ex“ zu bewundern, nehme ich noch ein Bierchen auf deine Kosten, Prost.“

„Also, was nun?“, wiederhole ich. „Nichts!“, meint Olaf lakonisch. „Das haben wir schon letzte Woche gemacht“, stelle ich fest. Olaf lacht. „Aber da sind wir nicht fertig geworden damit.“ „Gut, das kann ja heiter werden“, grinse ich und proste meinem Kumpel zu „Dann gehen wir an die Leichtathletikmeisterschaften unten in der Bar. Du brauchst ja nicht zu saufen“, schlage ich vor. „Wie das, Leichtathletik?“, Oli schaut mich fragend an. „Ja, weißt du. Bei jedem Rennen schlage ich die Glocke zur Schlussrunde!“ Jetzt hat Oli verstanden: „Au, ja. Mal schauen, wie viele Runden du durchhältst“, Oli zieht das Bier wieder mit einem Zug runter. Dann gehen wir runter in die Bar. Klar, dass Oli das Glockenläuten im Blut hat, womit sich meine Investition von zwei Bier für heute gelohnt haben dürfte.

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