Neulich, am Strand: Ist da jemand?

Neulich, am Strand: Ist da jemand?

Ist es Ihnen nicht auch schon so ergangen, dass Sie das unangenehme Gefühl hatten, nicht alleine in der Wohnung zu sein, obwohl absolut niemand anderes da ist. Nun, mir erging es kürzlich so. Ich war zum Schlummertrunk wie gewohnt in der Bar gegenüber und kam nach einigen Extrabierchen später als sonst nach Hause. Meine Frau hat nichts, aber auch gar nichts gesagt. Nur ihr Blick ließ mich wissen, dass morgen früh noch ein Gewitter durchs Zimmer ziehen wird. Aber zunächst war mir das Wichtigste, mein Bett zu erwischen, wenn es vorbeihuscht, was mir erstaunlicherweise auch gelang. Schnell bin ich dann eingeschlafen. An all das mag ich mich noch nebulös erinnern. Klarer wird die Erinnerung des dann Folgenden:

Irgendwann in der Nacht bin ich aufgestanden und ging aufs Klo. Und wie ich so auf dem Thron Platz genommen habe und mich nur mit Mühe wachhalten konnte, beschlich mich eben genau dieses Gefühl. Da war doch noch was. Ich konnte es nicht fassen, was das war. Doch ich hätte mein Geld verwettet, dass ich und meine Frau nicht alleine in der Wohnung sind. Doch ich konnte nichts und niemand ausmachen. Gut, da war eine Spinne in der Ecke zur Duschwand. „Doch wegen der werde ich wohl keine Wahnvorstellungen bekommen“, verniedliche ich die Bedeutung des Tieres. Morgen werde ich einen Trumpf in der Hand haben, wenn meine Frau dann immer noch sauer auf mich sein würde, wegen meinen vorabendlichen Eskapaden. Dann kann ich mich als Retter präsentieren: „Mann rettet Ehefrau vor tropischer Riesenspinne!“ Ha, das ist doch was. Zufrieden bleibe ich auf dem Thron hocken und zwinkere der Spinne zu.

Es kreucht und fleucht auf dem Lokus

Und gerade wie ich mich von der Spinne abwenden will, kriecht eine Kakerlake aus dem Lüftungsschlitz. Na, das ist doch schon etwas anderes. Umständlich, um möglichst keinen Lärm zu machen, versuche ich aus dem Kästchen in Griffweite die Insektenspraydose herauszuholen. Doch das Türchen knarrt laut beim Öffnungsversuch. Dieses elende, quietschende Teil hätte ich schon längst einmal ölen sollen. Aber ich hatte halt nie Zeit dafür. Nun ist die Kakerlake, aufgeschreckt vom Knarren des Türchens und meinem Herumgefuchtel, unter den Badezimmerschrank abgehauen. „Ich habe es doch gewusst. Ich bin hier nicht alleine“, raunze ich vor mich hin. Ein Fluch folgt gleich noch, als mir die Spraydose aus der Hand fährt und mit großem Geschepper über den Plattenboden in die Ecke kullert. „Was machst denn da drin?“, vernehme ich meine Frau aus dem Schlafzimmer. „Nix. Alles in Ordnung. Ich bereite deine Rettung vor“, melde ich zurück. Ich glaube dann noch ein „Spinner“ vernommen zu haben. Bin mir da aber nicht ganz sicher. Ich mache mich also daran, benebelt vom Alkohol und der Übermüdung, der Kakerlake mit der Spraydose im Anschlag den Garaus zu machen, als ich im Waschbecken einige winzige Ameisen entdecke. Diese Krabbler sind im ganzen Gebäude Dauergäste. Doch nun ist genug. „Auch meine Geduld mit euch hat einmal ein Ende!“, fauche ich die Winzlinge an und neble den Waschtisch mit Spiegel gehörig mit Insektengift ein. Und zur Sicherheit setze ich noch einen Spritzer in den Ablauf hinzu. Nicht, dass eventuell weitere Kriecher meinen, sie können den freigewordenen Platz übernehmen. Von der Kakerlake keine Spur mehr. „Na, der habe ich es gezeigt“, befriedigt stelle ich die Spraydose zurück und wasche meine Hände. Und wie ich mich so im Spiegel kurz betrachte, schaut mich da ein Gecko an, der vermutlich vor dem Insektengift flüchtet. Der merkt, dass ich ihn bemerkt habe, und der haut ab in die Deckenplatten der heruntergehängten Decke. „Da oben kannst du machen, was du willst“, zische ich ihm hinterher. Eigentlich mag ich Geckos. Doch noch lieber wären sie mir, wenn sie auch Kakerlaken fressen würden. Ich gehe wieder ins Bett und versuche zu schlafen. Aber jetzt juckt es mich am Rücken. Habe ich wohl Läuse oder Flöhe im Bett? Oder noch schlimmer, die Kakerlake rennt vor dem Gecko davon. Genau über meine Decke! Es kitzelt mich am Bein. Da wird doch nicht etwa die Verwandtschaft der vergasten Ameisen sich an mir rächen wollen? Ich erwäge im Dunkeln wieder aufzustehen. Aber ich will ja meiner Frau nichts unnötig zumuten, also lasse ich es bleiben. Eines ist mir klar inzwischen. Wie wir so im Bett liegen, sind wir nicht die einzigen im Zimmer. Ich bleibe also erst einmal liegen. Ins Dunkle starrend versuche ich tierische Bewegungen auszumachen. An der Decke, an den Wänden, am Boden. Es könnte ja sein, dass da noch weitere Käfer und anderes Getier im Schutze der Dunkelheit herumkriechen. Erst gerade war in den Medien eine Meldung über einen Python, der sich ein Badezimmer angeguckt hat. Boah! Für Pythons habe ich jetzt keine Zeit. Um vielleicht besser einschlafen zu können, nehme ich mir vor, morgen die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Doch das hilft auch nichts.

So stehe ich auf und beginne diese Geschichte in den Computer zu hämmern. Da kriecht zwischen den Tasten eine kleine Ameise hervor, als ob sie sagen wollte: „Bist nicht ganz bei Trost? Um diese Zeit, 3 Uhr 30 in der Nacht, an dem Computer zu hocken und zu schreiben? Ich wohne in dieser Maschine und will meine Ruhe haben. Selbst dann, wenn das dein Compi ist!“ Wie gesagt. Sie wollte das sagen. Ich habe sie zerquetscht. Ohne Miete zu zahlen, hockt keine Ameise in meinem Computer! Morgen kaufe ich mir einen Hochdruckreiniger und verpasse meinem Laptop eine Radikalkur. Selbst wenn dann die Tasten davonfliegen. Und gesoffen wird ab morgen auch weniger.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Dracomir Pires 12.02.18 10:06
Die Vorteile von meinem Condominium ...
... in den oberen Stockwerken: keine Spinnen, Kakerlaken, Schlangen, Ameisen, Geckos, EINBRECHER. Auch gibt es dort oben viel weniger Stechmücken, da diese faulen Viecher nicht höher als die Baumkronen fliegen wollen. Dafür landen ab und zu Tauben.