Neulich, am Strand: 8ung, Baustelle!

Neulich, am Strand: 8ung, Baustelle!

Ein Thai steht an einer Baustelle zu Stuttgart 21. „Hahaha, schaut euch DAS an“, grinst er vor sich hin. Nein, so kann ich die Episode nicht beginnen. Also nochmals! Ein Thai sieht die Arbeiter bei der Elbphilharmonie…

Nein, das geht auch nicht. 3. Anlauf: Ein Thai sollte am Flughafen BER ankommen… Quatsch, so geht das nicht! Sie wissen, was ich meine. Eine Baustellengeschichte hinzubekommen, ist gar nicht so einfach. Aber ich versuche es trotzdem nochmal. Also: Einige (D-A-CH?)-Farangs schauen den Arbeiten an der Promenade in Jomtien zu (ja, ich glaube, nun hab’ ich es). „Ist denn das zu glauben“, amüsiert sich einer. „Ja, was denn?“, will sein Begleiter wissen. „Da buddeln sie wie die Wilden im Sand herum und wollen daraus eine Promenade bauen. Ha, ist doch nicht zu glauben“, lacht er. „Haben wir doch auch gemacht, im Sand buddeln. Nur ist es etwa 50 bis 60 Jahre her, hohoho“, belustigt sich der Zweite. „Da schau, wenn sie diese 30 Meter endlich fertig haben, fällt da, wo sie begonnen haben, der ganze Klumpen wieder ins Meer, hahaha.“ Mit jedem Lacher hüpft sein Bierbauch auf und ab. Sein nackter Oberkörper ist seit seinem ersten Tag in Thailand knallrot, Sonnenbrand. „Beim kleinsten Regenschauer schwemmt es die ganze Chose weg, da haben sie schon einen Dauerauftrag zum Reparieren. Da könnten sie mal unsere Ingenieure kommen lassen. Die würden es denen schon zeigen“, lästert sein Kollege. Der steht, mit weißen Socken in den Sandalen, auf einem Haufen Aushub und begutachtet ein gegrabenes Loch.

Den Arbeitern sind die Zuschauer nicht entgangen. Die Gesichter in Tücher eingehüllt, auf den Köpfen große Strohhüte, ackern sich die Bedauernswerten den Rücken krumm. Von Zeit zu Zeit richtet sich einer auf, wischt sich den Schweiss ab und macht weiter. Die anderen stehen dabei, ebenso eingehüllt. Doch bei genauerem Hinsehen, entdeckt man, dass dies alles Frauen sind, die sich hier abrackern. Ihre männlichen Kollegen stehen im Schatten und diskutieren. Ein Vorarbeiter steht vor ihnen und gibt Anweisungen. Alleine schon die Hitze würde mich nicht an Arbeiten denken lassen. Eine Arbeiterin schaut zum „Experten“ auf dem Haufen hoch und lächelt freundlich. Vermutlich kaum zum ersten Mal, wird ihr Tun kommentiert. Sie wird sich ihren Teil schon denken. „Hallo, schaffe, schaffe, gell?“, ruft ihr der Farang zu. „Du saublöder Scheiß-Farang“, würde sie ihm vermutlich antworten, wenn sie ihn denn verstehen würde. Doch sie versteht wahrscheinlich nur Lao.

Experten-Runde

„Ja, das sind Spezialisten hier“, spielt sich der mit dem verbrannten Wanst auf. „Da kommen sie mit einer Hundertschaft daher, aber spielen monatelang am Strand im Sand. Bei uns würde sowas in zwei Wochen durchgezogen. Ratzfatz wäre das Prunkstück fertig. Die ganzen drei Kilometer. Und halten würde es vermutlich auch länger, als nur bis zum nächsten Regen!“ „Genau! Die bringen einfach nix hin, die Thais“, geifert der Sandalenträger. „Guck mal da“, zeigt er auf eine Gruppe Arbeiter, „Einer hockt da, der Zweite hilft ihm beim Hocken. Der Dritte hat eine Säge in der Hand und schaut, wie der Vierte eine Latte nagelt. Daneben steht einer, der das Loch daneben gegraben hat, zusammen mit dem Sechsten, der das Loch wieder zuschaufelt. Oben richtet nun der Siebte das Gerüst, gehalten vom Achten und Neunten. Und unten steht der Chef und gibt Anweisungen. Ha, so wird DAS nie was“, der Hohn ist unüberhörbar. „Hohoho, erstaunlich, dass die Häuser überhaupt noch stehen, ha, so, wie hier gebaut wird?“ Er hält sich seine Wampe beim Lachen. Da meldet sich der dritte Farang: „Die arbeiten hier mit Menschen statt Maschinen. So haben die Leute einen Verdienst. Ich höre immer wieder, wie Touristen Thailand mit ihren Herkunftsländern vergleichen. Ist ja ok, aber haben sie schon einen Thai an einer Baustelle in Deutschland oder der Schweiz stehen sehen und seinen Kommentar dazu abgeben hören?“ „Nee, das nicht, die haben auch keine Ausbildung dafür. Fehlt gerade noch, dass so ein Bildungsferner uns dreinredet“, plustert sich der Bauchträger auf. „Aber umgekehrt ist es dann in Ordnung, hä?“, fragt der Dritte. „Was meinst du, was würde dir der Thai-Ingenieur husten, wenn er dich so labern hören würde? Statik und Physik sind weltweit identisch.“ Er genießt seinen Auftritt. Je mehr er den zweien ins Gewissen redet, umso kleiner werden die beiden. „Wenn dann mal die letzte Baustelle in Deutschland, Österreich oder der Schweiz fertig ist, können die Experten ja herkommen. Bis dahin läuft es mit Thai-Logik und Thai-Perfektion!“ „Ja, gerade die Thai-Perfektion lässt die Mauern wieder einstürzen“, frotzelt der in den Sandalen. „Und, spielt es eine Rolle? Dann kommen sie halt in drei, vier Wochen wieder und flicken die Ruine. Du brauchst es ja nicht zu bezahlen. Also kann es dir Wurst sein.“ „Aha, dann betreiben Sie hier Entwicklungshilfe?“, will der Beleibte wissen. „Im gewissen Sinn schon, war bei uns in schlechten Zeiten auch so. Ich stelle nur fest, dass S21 und der Flughafen BER nicht fertig werden, weil alle Bauexperten aus Europa in Thailand vor den Baugruben stehen und ihren Senf dazugeben.“ Das hat gesessen, die zwei „Experten“ schauen verdutzt.

„Komm, ich brauche eine Erfrischung“, meint der eine. „Wenn die wüssten, dass die Wirtschaft richtig Kohle machen könnte mit dem Bauen, würden sie nicht Ruinen hinstellen“, ist der andere verärgert. „Zuviel Geld führt zu Verblödung, hat mein Vater schon gesagt. Das habe ich auch nie Verstanden. Komm, wir hocken uns in die Bar da“, weist er auf das gegenüberliegende Restaurant. „Was trinkst du? Ich lade dich ein“, offeriert er seinem Kollegen. „OK, wenn es so ist – einmal Vollrausch, bitte!“ „Hohoho, jetzt kommt mir gerade in den Sinn: Mein Nachbar hat sich ein weiteres Condo gekauft, schweineteuer! Die Thais saugen uns Farangs so richtig aus.“ „Aha, dann wissen sie also doch schon, wie man Kohle macht?“ „Klar, was meinst du denn? Wenn sie etwas wissen, dann, wie man internationale Geldquellen anzapft.“ „Wirklich? Ich dachte, dass gilt nur für die Ladys in der Bar.“ Der dritte Farang schaut die beiden anderen an. „Euch ist wirklich nicht mehr zu helfen“, schüttelt er den Kopf.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Tom Beringer 25.03.17 22:42
Die Komplexität von BER u S21 mit der Strandpromenade zu vergleichen ist lächerlich. Die Promenade ist nicht nur häßlich u schmal, sondern auch bereits überall marode. Die Mauer zum setzen ist weg. Die Coconut Bar geschlossen. Gute Nacht.
Michael Ritsche 22.03.17 10:44
Dit is voll uff de 12
Jenau so iss dit.
Mal Ehrlich,Made in Germany?Die Beweise für Deutschen Pfusch sind doch Erschreckend.
Ob Flughafen,Autobahnen,Brücken,Einfamilienhäuser-es gab noch nie so viel Pfusch am Bau wie
in heutigen Zeiten.
Das Ausland bekommt doch schon ein Grinsen ins Gesicht bei Made in Germany aber nicht aus Freude,
sondern Schadenfreude.
Zu den Handwerkern in Thailand,ja es stimmt!Teils schlecht Ausgebildet und Beratungsresistent.Aber auch Fleißig und bei richtiger"Führung"zu guter Arbeit fähig.Ansonsten"Die sind so."
Oliver Rudolph 19.03.17 23:55
Berufsausbildung
Ist ja kein Problem, wenn sie keine Ausbildung haben. Aber 90 % der Handwerker sind arrogant und hören nicht zu was man möchte. Ratschläge annehmen-haha, man hat das Gefühl, dass sie das Rad erfunden haben. Bei den Bildungsgrad staune ich immer wieder, dass hier überhaupt was entstehen kann. Immer habe ich das Gefühl bei den Handwerker, dass man hier nur der blöde Farang ist. Pattaya ist es ganz schlimm.