Neues Nato-Hauptquartier geplant

Foto: epa/Maurizio Gambarini
Foto: epa/Maurizio Gambarini

BRÜSSEL (dpa) - Könnte die Nato schnell genug auf einen Angriff Russlands reagieren? Bündnisinterne Papiere wecken daran Zweifel. Nun soll Deutschland ein neues Kommando aufbauen.

Im Zuge der Aufrüstung der Nato wird die Bundeswehr aller Voraussicht nach ein neues Planungs- und Führungszentrum für schnelle Truppen- und Materialtransporte aufbauen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben sich die Bündnisstaaten grundsätzlich darauf verständigt, ein entsprechendes Angebot von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) anzunehmen. Andere Kandidaten für das Hauptquartier gibt es demnach nicht. Die offizielle Entscheidung soll bei einem Nato-Verteidigungsministertreffen in der kommenden Woche verkündet werden.

Standort für das neue Planungs- und Führungszentrum könnte nach dpa-Informationen die Region Köln-Bonn werden. Dort haben schon heute die Streitkräftebasis und das Streitkräfteamt der Bundeswehr ihren Sitz.

Besonderheit des neuen Hauptquartiers in Deutschland soll sein, dass es nicht in die bestehende Nato-Kommandostruktur integriert wird. Dies könnte es ermöglichen, das Personal und die Fähigkeiten auch für nationale Übungen und Einsätze außerhalb des Bündnisses zu nutzen. Laut Angaben aus Nato-Kreisen könnten mehrere Hundert neue Dienstposten geschaffen werden.

Ein zweites neues Hauptquartier wird nach dpa-Informationen in den USA aufgebaut. Es soll die Luft- und Seewege zwischen Nordamerika und Europa über den Atlantik sichern.

Mit der Stärkung ihrer Kommando- und Streitkräftestruktur reagiert die Nato vor allem auf die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands. Im Zuge der Entspannungspolitik waren die Strukturen in den vergangenen Jahrzehnten enorm reduziert worden. Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquartieren sind nach Nato-Angaben heute nur noch sieben übrig. Die Personalstärke sank von deutlich mehr als 20.000 auf deutlich unter 10.000.

Nun soll wieder aufgestockt werden, weil die derzeitige Struktur nicht mehr als ausreichend für die aktuelle Sicherheitslage angesehen wird. In einem als geheim eingestuften Nato-Bericht äußern Militärs Zweifel daran, ob die Allianz derzeit angemessen und schnell genug auf einen russischen Überraschungsangriff reagieren könnte. Vor allem östliche Bündnispartner halten ein solches Szenario nach den Ereignissen in der Ukraine nicht für völlig ausgeschlossen.

Um Moskau abzuschrecken, wurden zuletzt bereits mehrere Tausend Nato-Soldaten im Baltikum und in Polen stationiert, die im Ernstfall von einer schnellen Eingreiftruppe Verstärkung bekommen sollten.

«Wir brauchen eine Kommandostruktur, die sicherstellen kann, dass die richtigen Truppen am richtigen Ort sind - mit der richtigen Ausrüstung und zur richtigen Zeit», sagte zuletzt Generalsekretär Jens Stoltenberg. Nur so könne in Europa eine glaubwürdige Abschreckung sichergestellt werden. Gleichzeitig machte er klar, dass sich auch die EU und die Privatwirtschaft an den Anstrengungen beteiligen müssten. Die zivile Infrastruktur - Straßen, Schienennetze und Flughäfen - müsse militärischen Anforderungen entsprechen, sagte der Norweger.

Fraglich war nach Angaben aus Bündniskreisen, ob die USA wegen des deutschen Engagements bei der Stärkung der Kommandostrukturen ihre Forderungen nach einer schnellen Erfüllung des sogenannten 2-Prozent-Ziels bei den Verteidigungsausgaben abschwächen. Nach jüngst in Brüssel vorgelegten Zahlen wird sich die Bundesrepublik der Nato-Zielgröße nämlich in den nächsten Jahren nur in sehr kleinen Schritten annähern.

So wird Deutschland im laufenden Jahr vermutlich gerade mal 1,24 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Verteidigung ausgeben - nach 1,22 Prozent im vergangenen Jahr. Auch in den kommenden Jahren bis 2021 ist demnach trotz bereits geplanter Erhöhungen des Wehretats nicht mit Sprüngen jenseits der 1,3 Prozent zu rechnen. Dies liegt vor allem daran, dass auch die Bezugsgröße BIP steigt.

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Jürgen Franke 15.02.18 16:36
Lieber TheO, auch Sie sollten sich damit abfinden,
dass sich die meisten Menschen ihr Weltbild selbst zusammengebastelt haben, das sie sich durch nichts, auch nicht durch Fakten, zerstören lassen wollen. Trotzdem danke ich Ihnen, dass Sie den 9/11 nochmals aufbereitet haben, im Namen der Leser, die diese Zusammenhänge noch nicht kannten.
Hans-Dieter Volkmann 15.02.18 15:03
TheO Swisshai 15.02.18 04:21
Herr Swisshai, wie bei vielen anderen Menschen auch, gibt es bei mir auch Personen die ich nicht ernst nehmen kann. Mit denen diskutiere ich dann auch nicht.
TheO Swisshai 15.02.18 09:10
@Hans-Dieter Volkmann / Ernst genommen
Sie nehmen anscheinend nur noch Menschen ernst, die mit ihrer ,der Allgemeinheit dienlichen Tätigkeiten, kein Geld verdienen ? Also keinen Politiker, keinen Wissenschaftler, keinen Pfarrer, keinen Beamten usw, Wer bleibt da noch übrig, den Sie ernst nehmen können ?
Jürgen Franke 13.02.18 15:08
Sorry, Herr Mike Dong, ich darf Ihnen
versichern, dass ich Sie nicht verletzen wollte. Zukünftig werde ich mir die Hinweise auch sparen.
Mike Dong 13.02.18 13:45
@Herr F. / möglicherweise ... od auch nicht ...
Nicht nur kenne ich den Positiv des Adjektivs, ich kenne auch dessen Komparativ und Superlativ. Und sogar den Elativ.
Mike Dong 13.02.18 13:43
Hr.Franke / Adjektive u Empfehlungen
Leider wurde meine letzte Mail zu Adjektiven zensiert. Jetzt schon wieder ein Adjektiv. Bitte verzichten Sie auf Empfehlungen an mich und lassen Sie mich mit Youtube Doktoren in Ruhe. Von Ihnen implizit als borniert bezeichnet zu werden, lässt mich völlig kalt. Ich liebe die USA und die Bevölkerung. Ich bin da immer noch "zu Hause". Für die matialischen Bärentöter empfinde ich das Gegenteil.
Jürgen Franke 12.02.18 18:33
Herr Mike Dong, möglicherweise ist Ihnen
die Bedeutung des verwendeten Adjektivs nicht bekannt.
Mike Dong 12.02.18 05:04
@Hr.Franke ist überrascht
Ich habe russische Touris mit dem Bärentöter Hr.Putin verglichen und diese Gesellen sind nun mal martialisch. Ihr "Weltbild" ist zu sehr von Verschwörungstheorien und Youtube Clips geprägt und Sie verwechseln Zahlen zu häufig. Das nenne ich naiv.
Mike Dong 12.02.18 05:03
Hr.Leupi /Every Cloud has a silver lining
... und nach Dunkelheit wird es wieder hell. Das ist Teil eines Zyklus.
Jürgen Franke 11.02.18 21:02
Dass die Sonneneinstrahlung in Thailand
so stark ist, dass man auf die Idee kommen kann, die russischen Touristen mit den politischen Systemen zu vergleichen, hat mich doch sehr überrascht. Aber jeder hat glücklicherweise die Möglichkeit, sich sein politisches Weltbild selbst zusammen zu basteln, auch wenn es noch so naiv ist.
Norbert Kurt Leupi 11.02.18 21:00
Demokratie ... / Herr Mike Dong
"a la carte , american style " ! Meinen sie das im Ernst , Herr Dong ? Dass man hier zuviel Sonne abbekommen kann , wird vielen passieren ! Dann gibt aber noch die Anderen , die die Sonne untergehen sehen , aber nicht merken ,dass es dunkel wird ! Bei ihnen bin ich sicher , dass Sie verstehen , was ich meine ! American Dream ! "Awake from the Dream " !
Mike Dong 11.02.18 19:08
Wenn ich die Kommentare hier so lese, muß ich wirklich annehmen, daß einige der Schreiber zuviel Sonne abbekommen haben. Mir jedenfalls ist die USA 100 Mal lieber als Russland. Und sogar die russischen Touris benehmen sich martialisch wie der bärenstarke aber kleinstämmige Herr Putin. Da die USA eine Demokratie ist, wird Trump in einigen Jahren als Präsident weg sein u nicht "für immer" wie Putin in einer Diktatur herrschen.
Jürgen Franke 10.02.18 10:59
Die Gelder, die von der Rüstungsindustrie der
USA in die deutschen Parteien fließen, reichen offensichtlich aus, um denen den Mut zu nehmen, etwas gegen die Nato zu sagen. Jetzt wird sogar darauf hingewiesen, dass die Bundeswehr lediglich in ihren Aufklärungsfliegern aus großer Höhe Fotos von den Kampfgebieten macht, während z.B. Dänemarks Nato Soldaten am Boden kämpfen. Zukünftig wird das von der Bundeswehr auch erwartet.
Ernst Schwartz 10.02.18 08:55
Erschreckend
Kriegshetze! Schickt den weltweiten Aggressor USA, der DE nach wie vor besetzt hält, endlich nach Hause und verbündet Euch mit Russland. Das Imperium USA will für den Zugang der transnationalen amerikanischen Unternehmen die ganze Welt unter ihre Klauen reissen. Der laissez-faire Kapitalismus ist schwer zu stoppen, aber wir sollten es versuchen, es ist nicht unmöglich.
Hermann Auer 10.02.18 08:55
Wir brauchen eine Kommandostruktur ...
Nein, brauchen wir nicht. Was wir brauchen, ist ein realistischer Blick auf die Tatsachen: Die NATO hat einen 15 mal höheren Rüstungsetat wie Russland. Und nicht Russland hat sich den NATO-Staaten bedrohlich genähert, sondern die NATO ist Russland durch die NATO-Osterweiterung (ein Wortbruch des Westens!) auf den Pelz gerückt und spielt an der russischen Grenze mit dem Feuer! Russland reagiert nur, und zwar verhalten. So eine primitive Kriegsrhetorik! Wer die nicht durchschaut, muss ein eifriger Konsument deutscher Leitmedien sein, allen voran BILD, Spiegel-Online und Tagesschau.
Jürgen Franke 09.02.18 09:22
Es ist schon unglaublich, wie die deutsche
Bevölkerung auf einen Krieg mit Russland vorbereitet wird.