Nach Streit an Schweizer Schule: Handschlagpflicht auch für Muslime

Foto: Fredrik von Erichsen, epa
Foto: Fredrik von Erichsen, epa

BASEL (dpa) - Von Sandra Walder und Matthias Röder, dpa Zwei muslimische Schüler verweigern ihrer Lehrerin den Handschlag und lösen damit eine Debatte aus. Behörden schieben diesem Verhalten nun einen Riegel vor. Das Ritual sei wichtig für die Integration.

Dürfen Schüler aus religiösen Gründen ihren Lehrern den Handschlag verweigern? Ein Fall zweier junger Muslime in der Schweiz sorgte kürzlich für Empörung über die Landesgrenzen hinaus. Nun hat die Schulbehörde entschieden: Im Schweizer Kanton Basel-Landschaft darf künftig kein Schüler mehr den Handschlag mit einer Lehrerin ablehnen. Die Gleichstellung von Mann und Frau sowie die Integration von Ausländern habe einen höheren Stellenwert als die individuelle Religionsfreiheit, heißt es in der Stellungnahme am Mittwoch. Bei Missachtung müssten die Eltern oder ihre beiden Söhne künftig mit Sanktionen rechnen.

«Der Druck wird erhöht», sagt die Sprecherin der Schulbehörde, Deborah Murith. Denn künftig werde in solchen Fällen die Schule nicht mehr mit dem Problem alleingelassen, sondern die Ausländerbehörde eingeschaltet. «Dort sitzen Experten, die sich das viel umfassender anschauen können.» Die Familie, die seit Jahren in der Schweiz lebt und ein Einbürgerungsgesuch gestellt hat, ist laut Sprecherin nun informiert. Über eine Reaktion war zunächst nichts bekannt.

Die Juristen hatten einige Zeit über dem Fall gebrütet und auch andere religiös motivierte Handlungen betrachtet. Während das Fernbleiben vom Schwimmunterricht oder das Tragen eines Kopftuches für die Integration eher unbedenklich sei, liege die Sache beim Handschlag anders. «Es betrifft immer auch einen anderen Menschen. Das ist eine andere Dimension», sagt Murith. Außerdem sei es für die Schüler selbst relevant: «Die soziale Geste des Händedrucks ist wichtig für die Vermittelbarkeit von Schülerinnen und Schüler später im Berufsleben», heißt es in der Stellungnahme der Behörde.

Anfang April hatte der Fall des 14-Jährigen und seines 16-jährigen Bruders aus einer streng religiösen Familie über die Landesgrenzen hinweg für Aufregung gesorgt. Wie die Behörde am Mittwoch durchblicken ließ, hatten die Schüler schon seit November den Handschlag verweigert. Jede Schule kann selbst entscheiden, ob sie das Ritual einer solchen Begrüßung von den Mädchen und Jungen verlangt.

Die Jungen begründeten ihr Verhalten damit, dass sie dem weiblichen Geschlecht Respekt zollten. «Niemand kann uns zwingen, Hände zu berühren», so die Brüder damals.

Die betroffene Schule führte daraufhin eine Sonderregelung ein: Auch männlichen Lehrern durften die Brüder die Hand nicht mehr geben. Diese temporäre Regelung wurde nun ebenfalls aufgehoben. Die Schule zeigte sich in einer kurzen Stellungnahme nun «erleichtert» über die Entscheidung. Sollten die Kinder ihr Verhalten nicht ändern, drohten Konsequenzen. Die Eltern können mit einer Strafe von rund 4500 Euro belegt werden, über die Schüler können Disziplinarmaßnahmen verhängt werden - im äußersten Fall droht der Schulausschluss.

Juristische Probleme bekam einer der Brüder bereits wegen freundlicher Postings über die Terrororganisation «Islamischer Staat» auf Facebook. Obwohl die Einträge als strafrechtlich nicht relevant eingestuft wurden, sprach die Behörde eine Verwarnung wegen Gewaltverherrlichung aus.

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Leserkommentare

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Jack N.Kurt Leupi 22.12.16 18:00
Und wieder einmal......
Ob,CH,D oder A in allen drei Ländern versteht man wenig von Integration! Bei uns in der CH ist die Koordination ein wenig besser, aber sonst fast wie in D und A.Wir haben allerdings unterschiedliche "Eindringlinge",die aber nicht "alle" mit Willkommensgeschenken begrüsst werden.Am meisten ist die Spezie der "Wirtschaftsflüchtlinge" vertreten, gefolgt von echten und unechten Asylanten, die von der "Lohnverteilungsanstalt"(Sozialämter) versorgt werden.Dann gibts die "Sans papiers"(Papierlosen)!Diese Gruppe der Erwähnten gehören zu den Mittellosen!Einige davon sind aber schon längere Zeit eingebürgert,arbeiten und zahlen Steuern!Da bei uns ein Minarettverbot herrscht, müssen sie den Wecker stellen, weil kein Muezzin am Morgen vom Dach schreit!Jetzt hat man noch die Handschlagpflicht eingeführt!Das Burkaverbot lässt noch auf sich warten ! !Dann aber haben wir die Steuerflüchtlinge,die teilweise bei uns wohnen und die man mit Handkuss nimmt, weil sie uns einen "Bruchteil" ihres Vermögens als Steuern abliefern.Dann nehmen wir auch gerne die "Almosen" von Oligarchen,Greueltätern, Despoten, Mafiabrüdern,Diktatoren etc.die unseren "Bankstern" die "Boni" garantieren! Gerne genommen werden auch Schwarzgelder die in der Waschmaschine zu Weissgeld werden ! Aber auch Goldklumpen ,die man per Flugzeug bringt, werden dann eingeschmolzen und zu Barren verarbeitet, verabscheut man nicht ! Am liebsten sind uns aber diejenigen die gar nicht kommen aber Millionen auf unsere Banken überweisen !
Jack N.Kurt Leupi 22.12.16 18:00
Es ist zu hoffen /Herr Jürgen Franke
Lieber Jürgen,die Therwiler-Handschlag-Verweigerer bleiben bei ihrem Boykott und die Lehrerinnen fordern den Handschlag auch nicht ein.Warten wir mal ab ,was für Sanktionen drohen !Der Islamische Zentralrat der Schweiz will das Ganze bis vors Bundesgericht ziehen !
Stefan Della Valle 02.06.16 20:57
Es gibt keine Probleme
Als Schweizer kann ich nur sagen, wem unsere Sitte nicht passen der soll wieder dorthin gehen wo er hergekommen ist.
Ich pass mich hier in Thailand auch den hiesigen Sitten an, mit allem einverstanden muss ich deswegen nicht sein.
Jürgen Franke 28.05.16 16:50
Es ist zu hoffen,
dass dieser Vorgang auch in Deutschland Beachtung findet. Nur dann kann Integration funktionieren. Noch können, an einigen Schulen, die Schüler nicht mit den ausländischen Schülern zusammen in die Große Pause gehen, um Konflikte nicht aufkommen zu lassen. Das Frauen und Männer in Deutschland gleichgestellt sind, ist noch für viele Männer eine gewaltige Hürde, die sie nur schwer überwinden werden. In Hamburg wurde die Praxis einer Ärztin von der Familie zertrümmert, weil die Ärztin einer Frau von vier Kindern die Pille verschrieben hat, ohne den Mann zu fragen. Das wird aber erst der Anfang sein.
Klaus-Peter Schröder 27.05.16 23:08
Guten Tag, wer von den Deutschen Politclowns, will denn bewerten was Integration bedeutet, wie man sie lebt, geschweige denn was das ist. Der integrierte Politiker so wie man das bezeichnen könnte, den gibt es in Deutschland nicht. In Deutschland ist es schon ein sehr bedenklicher Ausspruch wenn jemand sagt, ich bin Stolz ein deutscher zu sein, da muss man sofort damit rechnen, dass der Verfassungsschutz sich bemüht, und einen fremdenfeindlichen Hintergrund dieser Aussage erkennt, diese dann zur Anzeige bringt wegen Volksverhetzung, das ist aus einem ehemals freien Deutschland nach der Eingemeindung in die Ostregion übriggeblieben.