Nach der Eröffnung der Elbphilharmonie: «Bilbao-Effekt» für Hamburg?

Foto: epa/Carsten Koall
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HAMBURG/NEW YORK/MOSKAU (dpa) - Endlich führt die Musik die Regie: Die Elbphilharmonie ist eröffnet. Auch die internationale Presse feiert das Konzerthaus hoch über der Elbe. Die Stadt Hamburg könne auf einen «Bilbao-Effekt» hoffen.

Die Welt blickt staunend auf ein «neues Klangwunder» und ein «Amphitheater der Tonkunst» - wie Bundespräsident Joachim Gauck die Elbphilharmonie bezeichnete. Einen Tag nach der spektakulären Eröffnung von Hamburgs neuem Wahrzeichen stimmen nicht nur die nationalen, sondern auch die internationalen Medien Lobeshymnen auf das neue Konzerthaus im Hamburger Hafen an: «Ein bisschen Sydney Opera House, ein bisschen Schloss Neuschwanstein. Der Komplex ist in verschiedener Hinsicht eindrucksvoll», schrieb zum Beispiel die italienische Tageszeitung «La Repubblica».

«Hello World, Open!» - prangte in riesigen Buchstaben auf der Fassade des 110 Meter hohen Gebäudes auf einem alten Kaispeicher, als die letzten Töne von Beethovens «Ode an die Freude» erklangen. Auch von außen konnten Schaulustige die Eröffnung mit einer farbenprächtigen Lichtshow verfolgen. Am Mittwochabend hatten 2100 Gäste in dem Jahrhundertbau mehrere Minuten lang das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Thomas Hengelbrock euphorisch gefeiert. Auf dem Programm stand eine musikalische Reise durch 400 Jahre Musikgeschichte von der Renaissance bis heute.

«Der Hauptkonzertsaal ist (...) ein einziger surrealer Raum, aber auch extrem flexibel, und hält die Möglichkeit bereit, die Bühne und die Sitzplätze so zu verändern, wie es am besten zum musikalischen Genre passt, von Klassik bis Rock», schreibt die «La Repubblica» weiter. «Die klare Akustik entspricht der leuchtenden Architektur der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron», schreibt die französische Tageszeitung «La Croix». (Paris).

Für den österreichischen «Kurier» hat Hamburg mit der Elbphilharmonie mehr als eines der «zehn besten Konzerthäuser der Welt» - so die Vorgabe. Die Stadt habe ein neues Wahrzeichen, das nach einer «schweren Geburt» in die Welt hinaus strahlt. Als mutiges Signal an die Zukunft. Die «Salzburger Nachrichten» schreiben: «Die Leistung des renommierten japanischen Akustikers Yasuhisa Toyota ist phänomenal. Der Saal, der zur Schallentkopplung auf Federn ruht, besticht durch eine Akustik, die einen gleichmäßigen Mischklang und dabei frappanterweise zugleich ein sehr durchsichtiges Klanggewebe bietet, das die einzelnen Instrumentengruppen klar unterscheidbar macht - und damit wenig Fehler verzeiht.»

Die russische «Rossijskaja Gaseta» erinnert an die jahrelangen Bauverzögerungen und die immensen Kostensteigerungen der Elbphilharmonie. «Allerdings gibt es einen langen Schweif an Skandalen. Die unvergänglichen Werke großer Komponisten sollen helfen diese zu vergessen - so hoffen es zumindest die Politiker.» Die Elbphilharmonie sei bereits lange vor der Einweihung die bekannteste Baustelle Deutschlands gewesen, nur der Berliner Flughafen könnte jetzt vielleicht noch damit konkurrieren.

«Hamburgs spektakuläre Elbphilharmonie öffnet für das erste Konzert», schreibt die «Washington Post», und «USA Today» lobt «Hamburgs bemerkenswerte neue Konzerthalle». Die «New York Times» hält die frei zugängliche Aussichtsplattform in 37 Meter Höhe für die «wohl überzeugendste Antwort auf Sorgen über elitäres Denken». Die Herausforderung bleibe, die Elbphilharmonie gefühlt für ganz Hamburg relevant zu machen, schreibt das Blatt und lobt: «Das Gebäude ist spektakulär genug, dass viele sich auf den sogenannten «Bilbao-Effekt» berufen» - in Anspielung auf das von Frank Gehry entworfene Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao. «Mit ihrer Uferlage und ihrem optimistischen Vorstoß vergegenwärtigt die Elbphilharmonie auch das Opernhaus Sydneys - ein weiteres Wahrzeichen, das während seines Baus dafür kritisiert und verspottet wurde, Budgets zu überschreiten und Fristen zu verpassen.»

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Jürgen Franke 15.01.17 16:40
Großprojekte werden überwiegend von der
Politik inszeniert und gehen schon aus diesem Grunde meistens schief, da jede Partei mitreden will, und alles möglichst billig sein soll. Der Bauträger, mit dem größten Parteispenden Konto erhält dann den Zuschlag. Stuttgart 21, (wird auch ein Faß ohne Boden) und der Berliner Flughafen sind lediglich Beispiele dafür. Glücklicherweise haben die Bürger von Hamburg die Austragung der Olympischen Spiele noch verhindern können.
Jürgen Franke 15.01.17 11:59
Lieber Jack, der Bau in Hamburg ist so schön,
dass ich ihn mir auch mal ansehen werde. Den Architekten ist die Summe zu gönnen, da sie hoch genug gepokert haben. Wenn Deutschland 25 Milliarden für die Flüchtlinge aufbringen muß, fällt die Ausgabe für Hamburg nicht ins Gewicht. Die Strafzahlung von 4 Milliarden, die VW in Amerika wegen Betrugs zahlen muß, fehlen an Steuereinnahmen in Deutschland
Michael Ritsche 15.01.17 11:55
Erschreckend...
Was diese Deutschen da Verzapfen und dann als Erfolg verkaufen wollen.
Egal wer die Leitung hat,war es ein Projekt,das die Unfähigkeiten der Deutschen zeigt Großprojekte
in einem finanziellen und zeitlichen Rahmen zu Verwirklichen der Angemessen ist.
So langsam fällt mir nur noch der für Thailänder geltende Spruch ein"DIE SIND SO".
Und die Welt?Die Lacht sich Schlapp!
Tom Beringer 14.01.17 22:51
@Hr.Auer
Das ist natürlich Unsinn, da ja verlässliche Statistiken nicht seit 400 Jahren erfasst werden. Die Zahl 400 Jahre kenne ich im Zusammenhang mit Schaltjahren. /4=mod 0 ist Schaltjahr, ausser /100=mod 0, aber /400=mod 0 ist eins.
Jack Norbert Kurt Leupi 14.01.17 22:48
Elbphilharmonie
Lieber Jürgen , wie Du ja sicher weisst , stand das Projekt unter der Leitung der Basler "Star-Architekten" Jaques Herzog und Pierre de Meuron , die die deutsche Steuerzahler- Portokasse geplündert haben ! Und die beiden haben schon den nächsten " grossen Fisch " an Land gezogen, nämlich den Neubau des Fussballstadions für den FC Chelsea in London ! " Die Gier ist das Muttertier vom goldenen Kalb " !
Jürgen Franke 14.01.17 18:03
Sieht toll aus und hat 10 mal mehr gekostet
als veranschlagt, nämlich 790 Millionen Euro. Macht aber nichts, der deutsche Steuerzahler zahlt das aus der Portokasse. hat Für dieses Jahr sind alle Karten ausverkauft.
Hermann Auer 14.01.17 17:05
Noch ein Kuriosum ...
Statistisch fallen mehr Unfälle an Monatsdreizehnten auf einen Freitag als auf andere Wochentage.

Der Grund hierfür ist allerdings trivial: Alle 400 Jahre wiederholt sich der Kalender, und innerhalb dieser 400 Jahre fallen mehr Monatsdreizehnte auf einen Freitag als auf jeden anderen Wochentag.