Nach Anschlag auf Christen: Ägyptische Armee greift in Libyen an

Foto: epa/Mohamed Hossam
Foto: epa/Mohamed Hossam

KAIRO (dpa) - Immer wieder werden Christen in Ägypten zum Terrorziel. Oft steckte die sunnitische Miliz Islamischer Staat dahinter- auch diesmal? Die Staatsführung hat schon Schuldige ausgemacht und Luftangriffe im Nachbarland angeordnet.

Nach dem Terroranschlag auf Christen in Ägypten mit mindestens 28 Todesopfern hat das Militär des Landes Ausbildungslager militanter Islamisten angegriffen. Dies sagte Präsident Abdel Fattah Al-Sisi am Freitag im Fernsehen. Ziel war nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Mena unter anderem das Hauptquartier des Schura-Rats der Mudschaheddin in der ostlibyschen Stadt Derna. Laut dem Sender Al-Arabiya gab es auch Todesopfer unter den Extremisten. Al-Jazeera meldete unter Berufung auf Militärkreise, es habe in der Region insgesamt sechs Luftangriffe gegeben.

Bei dem Terrorangriff bewaffneter Männer auf den Bus mit Christen waren zuvor am Freitag im Zentrum Ägyptens auch mindestens 22 Menschen verletzt worden. Zunächst war unklar, wer für die Tat verantwortlich ist.

Seit dem Sturz des frei gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär im Sommer 2013 hat Ägypten zahlreiche Anschläge erlebt. Mehrfach wurden Christen zum Ziel. Sie machen rund zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter aus.

Die Hafenstadt Derna war neben der zentrallibyschen Küstenstadt Sirte bis zum Sommer 2016 eine der wichtigsten Hochburgen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Libyen.

US-Präsident Donald Trump verurteilte den Anschlag scharf. «Die Terroristen führen einen Krieg gegen die Zivilisation», heißt es in einer Mitteilung Trumps, die das Weiße Haus veröffentlichte. Alle, die das Leben wertschätzten, müssten dagegen vorgehen, forderte er. «Überall wo das Blut Unschuldiger vergossen wird, erhält die Menschheit eine Wunde», heißt es dort.

Die christlichen Gemeinden im Nahen Osten müssten verteidigt und geschützt werden, betonte der US-Präsident. Die USA stünden an der Seite des ägyptischen Volkes, wenn es gelte, den gemeinsamen Feind zu besiegen. Amerika werde auch alles Nötige tun, um sein eigenes Volk zu schützen.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff aufs Schärfste. «Es kann keine Rechtfertigung geben für solch furchtbare Gewalt», sagte er. Guterres sprach den Opfern und den Hinterbliebenen sowie Regierung und Volk Ägyptens sein Mitgefühl aus.

Der Bus mit den Christen war nach Angaben ägyptischer Sicherheitskreise auf dem Weg zu dem Kloster St. Samuel gewesen, das auf halbem Weg zwischen der Stadt Al-Minja und Kairo liegt. Unbekannte hätten sich nordwestlich der Stadt Al-Minja in drei Autos dem Bus genährt und das Feuer eröffnet. Augenzeugen berichteten, etwa zehn Bewaffnete in Uniform hätten auf die Insassen geschossen und seien dann entkommen.

Anfang April starben am Palmsonntag bei einem Doppelanschlag auf Kirchen in Alexandria und in Tanta mehr als 45 Menschen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten für sich. Die Regierung rief danach den Ausnahmezustand aus. Die Extremisten sind vor allem auf der Sinai-Halbinsel stark, haben aber auch in anderen Regionen des Landes Anhänger.

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