Mitangeklagter belastet Ex-Finanzminister

Foto: epa/Hans Klaus Techt / Pool
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WIEN (dpa) - Knalleffekt im Mammut-Prozess gegen Österreichs Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser wegen des Verdachts der Untreue und der Korruption: Ein Mitangeklagter belastete Grasser am Freitag vor einem Wiener Gericht schwer und legte selbst ein Teilgeständnis ab. An Grasser seien 2,4 Millionen Euro für einen unerlaubten Tipp geflossen, sagte der Verteidiger Leonhard Kregcjk im Namen seines Mandanten, des Lobbyisten Peter Hochegger. Auch zwei weitere Angeklagte wie Grassers Trauzeuge hätten jeweils die gleiche Summe erhalten. Hochegger selbst habe aus Geldgier mitgemacht.

Grasser soll 2006 beim Verkauf von fast 60.000 Bundeswohnungen (Buwog) einem privaten Investor den entscheidenden Tipp über die notwendige Höhe eines Kaufpreises gegeben haben, um einen Mitbieter auszustechen. Als Dank sollen rund 9,6 Millionen Euro - ein Prozent des Kaufpreises von 961 Millionen Euro - in die Taschen der Verdächtigen geflossen sein. Der 48-jährige Grasser bestreitet die Vorwürfe. Hochegger ließ vor Gericht wissen, dass die Vergabe der Wohnungen «alles andere als supersauber» gewesen sei.

Grasser war von 2000 bis 2007 Finanzminister der Alpenrepublik. Zunächst gehörte er der rechten FPÖ an, von 2002 an war er als Parteiloser in der Regierung der konservativen ÖVP im Amt.

Das aktuelle Verfahren ist bis März 2018 angesetzt. Die Anklageschrift umfasst mehr als 800 Seiten. Neben Grasser sind 13 weitere Verdächtige angeklagt. Ein Mann wurde aus gesundheitlichen Gründen vom Verfahren ausgeschlossen. Die Ermittlungen zu dem Fall dauerten über acht Jahre.

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