Mit dem Kayak zum tropischen Traumstrand

Ob sanfter Tourismus die Ursprünglichkeit von Koh Kood bewahren kann?

Piratennest im Paradies. Fotos: Jahner
Piratennest im Paradies. Fotos: Jahner

KOH KOOD: Mystische Mangrovenwälder, versteckte Buchten und jede Menge Piratenflair. Koh Kood gilt als Thailands letzte Insel aus der guten alten Zeit. Durch die Grenznähe zu Kambodscha haben die hier auf Reede liegenden Kutter auch heute noch keineswegs nur Fisch an Bord, wie die überall verkauften Schmuggelzigaretten beweisen dürften. Wer auf Jetskis, Bananenboote und klimatisierte 24-Stunden-Minimärkte verzichten kann, erfreut sich an den paradiesischen Stränden. Wie aus einem Bilderbuch entsprungen, führen sie flach ins Meer und verwöhnen die Besucher mit einem wohltuenden Maß an Einsamkeit, Idylle und grandiosen Sonnenuntergängen.

Grüner Rasen, schneeweißer Sand und kristallklares Wasser. Auf Koh Kood werden Robinson-Crusoe-Träume wahr. Im Bild der Strand vor dem Klong Hin Beach Resort.
Grüner Rasen, schneeweißer Sand und kristallklares Wasser. Auf Koh Kood werden Robinson-Crusoe-Träume wahr. Im Bild der Strand vor dem Klong Hin Beach Resort.

Während auf populären Urlaubsinseln wie Koh Samui oder Koh Chang der touristische Ausverkauf rasant vo­ranschreitet, scheint man auf Koh Kood, Thailands viertgrößter Insel an der Grenze zu Kambod­scha, einen anderen Weg einzuschlagen. „Sanfter Tourismus“, lautet das Zauberwort auf dem paradiesischen Eiland, das sich mit viel Ursprünglichkeit seinen sympathisch-authentischen Charme bisher noch bewahren konnte.

Das Schicksal der nur eine Speedboot-Stunde entfernten Nachbarinsel Koh Chang direkt vor Augen, haben sich die Bewohner Koh Koods, zumindest vorerst, gegen eine rasche Entwicklung ihres Eilandes ausgesprochen. Sonnenschirmparaden schmälern die paradiesischen Gefühle hier ebenso wenig wie Jetskis, Bananenboote oder nervende Strandhändler. Der Naturschönheit ihrer Insel vollkommen bewusst, scheinen die Bewohner die Touristenmassen selektieren zu wollen: da sie den Besuchern bisher noch trendige Beach Clubs oder Diskotheken vorenthalten, schlagen Partylöwen und -luder einen weiten Bogen um die beschauliche Insel und weichen auf die Partystrände Koh Changs aus. Auch der Umstand, dass für die nur knapp 100 auf der Insel verkehrenden Pick-ups kaum mehr als 50 Kilometer Piste betoniert wurden, schließt eine rasche Entwicklung bisher aus. Ein weiteres Indiz dafür, dass auf Koh Kood die Uhren langsamer ticken: Stress ist hier wirklich noch ein Fremdwort. Man steht morgens früh auf und geht abends ebenso früh ins Bett. Perfekte Voraussetzungen also, um wirklich mal einen Urlaub zu verbringen, der Ruhe und Entspannung verspricht…

Lagunen-Feeling in den Mangroven

Tropische Dschungeldusche am Klong-Chao-Wasserfall.
Tropische Dschungeldusche am Klong-Chao-Wasserfall.

Das beschauliche Baan Klong Chao Homestay (Tel.: 087-075.0942) zum Beispiel ist zur Hälfte ins Wasser gebaut. Besitzerin Khun Pan empfängt ihre Gäste in rustikalen Pfahlbauten, die aus edlen Tropenhölzern gefertigt und direkt in die üppige Mangroven-Vegetation der malerischen Lagune des Ao-Klong-Chao-Strandes gebaut wurden. Am Eingang des Resorts heißt es erst einmal Schuhe ausziehen, bevor man über knarrende Stege und Terrassen sein Quartier – bzw. eines der lediglich zehn Zimmer – bezieht. Für ihre Gäste hält Khun Pan kostenlos Kayaks bereit, mit denen man die nahegelegenen (Natur-) Attraktionen auf dem Wasserweg besuchen kann.

Je nach Muskelkraft, knapp 20 bis 30 Minuten vom Resort entfernt, lohnt sich eine Paddeltour zum Klong-Chao-Wasserfall. Sobald das Kayak am Ende der Lagune vertäut ist, erfolgt ein knapp 15-minütiger Fußmarsch durch den tropischen Dschungel, bis der Wasserfall erreicht ist. Besonders zum Ende der Regenzeit dürfte er jeden Hotelpool in den Schatten stellen… Dabei empfiehlt es sich, trotz der nassen Anfahrt mit dem Kayak, festes Schuhwerk im Gepäck zu haben, denn beim Ab- und darauf folgenden Aufstieg zum Wasserfall, müssen schroffe Felsen überwunden werden. Hat man das Ziel erreicht, fühlt man sich umgehend in den szenischen Travellerstreifen „The Beach“ versetzt. Eine erfrischende Dschungeldusche ist obligat und steigert das Wohlempfinden. Das eigentliche Highlight stellen jedoch die kleinen Bewohner des Wasserfalles dar: Mini-Saugbarben. Beflissen knabbern die hungrigen Fischlein an den Füßen der Besucher und erzeugen ein entspannendes Kribbeln. Große Aufmerksamkeit erfährt nicht zuletzt auch die Inseljugend, die sich hier mit Lianen und an den Bäumen verknoteten Tauen, bzw. atemberaubenden Sprüngen, ins kühle Nass stürzt. Unbedingt besuchen sollte man auch die Makayuk Trees, die sich als sagenhafte Avatar-Riesen tief im Dschungel verbergen.

Schadstofffrei: Mit dem Kayak lassen sich die Naturschönheiten der Insel umweltfreundlich per Muskelkraft erkunden.
Schadstofffrei: Mit dem Kayak lassen sich die Naturschönheiten der Insel umweltfreundlich per Muskelkraft erkunden.

Wie aus einem Bilderbuch entsprungen, präsentieren sich die Traumstrände der Insel. Jeder auf seine eigene Weise beschaffen, erstrecken sie sich alle entlang der Westküste. Zum Hauptstrand der Insel hat sich der Ao Klong Chao Beach entwickelt, der sich vom oben genannten Resort aus, ebenfalls mit dem Kayak auf dem Wasserweg erreichen lässt. Mit 700 Metern zählt er nach dem nur 100 Meter längeren Ao Phrao Beach zu den längsten Badestränden der Insel. Im Vergleich zu vielen anderen Reisezielen des Königreichs, gibt es hier, sowie auch an allen anderen Stränden der Insel, keine fliegenden Händler, die die Urlauber mit Getränken, Snacks oder Souvenirkrimskrams versorgen wollen. Wer den Sonnenuntergang trotzdem mit einem kühlen Drink genießen möchte, dem wird an der gemütlichen Cocktailbar des schicken Tinker Bell Privacy Resort (www.tinkerbellresort.com) geholfen, wenn auch zu vergleichsweise hohen Preisen.

Urlaub in den Mangroven: Das Baan Klong Chao Homestay ermöglicht naturnahes Wohnen auf dem Wasser.
Urlaub in den Mangroven: Das Baan Klong Chao Homestay ermöglicht naturnahes Wohnen auf dem Wasser.

Türkisfarbenes Wasser, Korallen und traumhaft weißer Sandstrand, erwartet die Besucher am Ao Klong Hin Beach, an dem auch das Luxusresort Cham`s House (www.chamshouse.com) beheimatet ist. Mit seinen verlockenden acht Strand- und sieben Poolvillen zählt es zu den exklusivsten Unterkünften der Insel. Am Ao Yak Beach hingegen scheinen sich die Nationalitäten zu trennen: während vorwiegend deutschsprachige Gäste die gemütlichen Hängematten des Neverland Beach Resorts (http://neverlandresort.com) belagern, hat sich das nur wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt liegende Klong Hin Beach Resort (Tel.: 039-520.349) zur beliebtesten Unterkunft der Insel für russische Urlauber gemausert. Verübeln kann man es den Gästen aus der ehemaligen Sowjetunion wohl kaum – können sie hier doch mithilfe von sattgrünem Rasen, herrlichem Palmenbewuchs und einem schneeweißen, flach ins Meer führenden Sandstrand perfekt dem Müßiggang frönen.

Seemannsgarn und Fischerdorfromantik

Das Fischerdorf Ao Yai könnte als Kulisse für einen Piratenfilm dienen.
Das Fischerdorf Ao Yai könnte als Kulisse für einen Piratenfilm dienen.

Nach einem entspannten Badetag empfiehlt sich ein Ausflug ins malerische Fischerdorf Ao Yai. Im Osten der Insel gelegen und bis vor kurzem nur über den Seeweg erreichbar gewesen, lässt es sich jetzt über die Verlängerung der Inselstraße anfahren. Das ehemalige Schmugglernest versprüht seinen ganz eigenen Charme und könnte als Kulisse für einen Piratenfilm dienen. Ein buntes Potpourri aus hölzernen Fischerhäusern und Schiffsanlegern, verbunden durch ein Labyrinth aus schmalen Holzstegen, lockt zu einer Erkundungstour. Dabei kann man das authentische Leben der Dorfbewohner hautnah erleben: in den offenen Häusern kochen Frauen wohlduftende Leckereien, während die Männer am Pier Fischernetze knüpfen oder beisammen sitzen, Karten spielen und die ein oder andere Flasche Reisschnaps leeren. Das kulinarische Herzstück des Dorfes ist Wassanas Fischrestaurant, in dem fangfrisches Meeresgetier zu bezahlbaren Preisen auf den Teller kommt.

In Wassanas Restaurant kommt fangfrisches Meeresgetier zum kleinen Preis auf den Teller.
In Wassanas Restaurant kommt fangfrisches Meeresgetier zum kleinen Preis auf den Teller.

Wenn die Sonne in den Weiten des Ozeans versinkt, sollte das Captain Hook Resort (www.captainhookresort.com) angesteuert werden, um bei einem gut geschüttelten Cocktail den farbenfrohen Sonnenuntergang zu genießen. Dabei gestaltet sich bereits die Anfahrt als Erlebnis: das Resort ist nur auf dem Wasserweg erreichbar und holt seine Gäste mit dem hoteleigenen Speedboot ab, inklusive einer kurzen Rundfahrt durch die mystische Welt der Mangroven. Als ein weiterer Geheimtipp gilt Dicks View Point Café (www.facebook.com/viewpointcafe). Es liegt direkt an der Lagune des Ao-Klong-Chao-Strandes und verfügt über einen eigenen Anleger für Kajaks. Neben traditionell zubereitetem, vietnamesischem Kaffee und sündhaft leckeren Spezialitäten, wie Bananenkuchen mit hausgemachten Joghurt, wird hier jeden Tag – pünktlich zum Sonnenuntergang – eine Mojito-Happy-Hour zelebriert.

Statt an Sonnenstuhlparaden und fliegenden Händlern erfreuen sich Badetouristen an urgemütlichen Beach Bars.
Statt an Sonnenstuhlparaden und fliegenden Händlern erfreuen sich Badetouristen an urgemütlichen Beach Bars.

Einen Haken hat die Insel jedoch: Koh Kood macht süchtig und zwar bereits nach dem ersten Besuch. Traurig hingegen scheint viele Besuchern die Gewissheit zu stimmen, dass trotz der Bemühungen der Insulaner, das Eiland vor den touristischen Sünden anderer Touristenorte zu bewahren, auch auf Koh Kood die Entwicklung voranschreiten wird – wenn hoffentlich auch bedeutend langsamer als anderenorts…

Anreise:

Täglich um 12.30 Uhr startet am Laem-Sok-Pier (ca. 25 km südlich von Trat) die Fähre des Unternehmens „Koh Kood Princess“. Einfache Fahrt: 350 Baht, Hin- und Rückfahrt: 600 Baht. Ein Shuttle-Service von der Stadt zum Fähranleger sowie vom Anleger auf Koh Kood zum gewünschten Resort ist im Preis enthalten (www.kohkoodprincess.com).

Transport:

Ganz entspannt lassen sich die Traumstrände und Sehenswürdigkeiten der Insel mit dem blauen Pick-up von Khun Porn abklappern. Inklusive dem ortskundigen Fahrer werden als Tagesmiete 2.000 Baht verlangt (Tel.: 082-203.9639).

Tauchen:

Für unvergessliche Tauchtouren und Geheimtipps ist der Exil-Münchner Mike (Mitte), Betreiber des „Happy Days Guesthouse“ und der Tauchbasis „Paradise Divers“, zu empfehlen (www.kohkood-paradisedivers.com).

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