«Mister Hitparade» wird 80

Foto: epa/Rolf Haid
Foto: epa/Rolf Haid

BERLIN/ÁGUILAS (dpa) - Dieter Thomas Heck genießt sein Rentnerleben. «Ich verbringe es so, wie ich es gerade möchte», sagt er: «Dafür hat gewiss auch jeder Verständnis, wenn man bedenkt, dass mein Leben ja über 40 Jahre durch den Beruf genau getaktet war.»

Heck ist einer der letzten Showmaster-Urgesteine im deutschen Fernsehen. Als «Mister Hitparade» und «Schnellsprecher der Nation» erreichte er Kultstatus, stand ein halbes Jahrhundert lang vor Mikrofon und Kamera. Vor zehn Jahren gab er seinen Rücktritt bekannt und zog sich nach aus Show und Fernsehen zurück. Am Freitag (29. Dezember) wird er 80 Jahre alt.

«Der 80. Geburtstag ist eine Freude für mich, da es ja doch ein hohes Alter ist, was ich erreicht habe», sagt Heck im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Mit seiner zweiten Ehefrau Ragnhild, mit der er seit 41 Jahren verheiratet ist und die er Hildchen nennt, lebt Heck in Berlin sowie in der spanischen Hafenstadt Águilas. Dort, das Mittelmeer direkt vor der Tür, feiert er auch Geburtstag, den er «Tag der offenen Tür» nennt: «Ich habe die Bekannten und Freunde gebeten, ihn zu nutzen, wenn sie mich sehen und mir gratulieren wollen.»

Heck, geboren in Flensburg, war rund 50 Jahre im Fernsehen und Radio unterwegs. Er fand als Moderator von Unterhaltungsshows und Musiksendungen ein Millionenpublikum. «Mein Leben war es, Menschen zu unterhalten. Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich», sagte er zum Ende seiner Fernsehkarriere: «Ich durfte große Erfolge feiern, war 50 Jahre im Geschäft und davon 40 Jahre im deutschen Fernsehen in der ersten Reihe. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.»

Bürgerlich heißt er Carl-Dieter Heckscher. Sein Berufsleben begann 1957 in Hamburg. Dort arbeitete er vier Jahre lang als Autoverkäufer, was er im Rückblick als gute Schule für seine spätere Showmaster- Tätigkeit bezeichnete. 1961 wurde er in der Fernseh-Nachwuchssendung «Toi-toi-toi» von Peter Frankenfeld als Sänger entdeckt. Er begann im gleichen Jahr beim damaligen Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden als Sprecher und arbeitete bei Radio Luxemburg als Disc-Jockey, an der Seite des damals ebenfalls nach oben strebenden Frank Elstner.

Einem großen Fernsehpublikum wurde Heck als Moderator der «ZDF-Hitparade» bekannt. Er moderierte die populäre Musiksendung live aus Berlin 183 Mal, von Anfang 1969 bis Ende 1984. Seine Begrüßung «Hier ist Berlin» wurde legendär. «Ich werde oft auf die Hitparade reduziert», sagt er: «Aber ich habe ja noch viel mehr gemacht.»

Heck stand für Samstagabendshows wie «Melodien für Millionen», «Musik liegt in der Luft», «Die Super-Hitparade» (alle ZDF), für die «Deutschen Schlagerfestspiele» oder «Die Schlagerparade der Volksmusik» (ARD) vor der Kamera. Und er präsentierte viele Jahre erfolgreiche Unterhaltungssendungen wie «Die Pyramide» (1978 bis 1994) und «Ihr Einsatz bitte» (1987–1990). «Die Liebe zur Musik war immer einer meiner Antriebe», sagt Heck. Dem Schlager hielt er stets die Treue - als Produzent, Texter, Sänger und als Moderator.

In Wolfgang Menges legendärem, medien- und gesellschaftskritischem Fernsehklassiker «Das Millionenspiel» mimte Heck 1970 den Spielshowmoderator: In dessen Sendung gewinnt ein Kandidat eine Million Deutsche Mark und entrinnt seinen bewaffneten Häschern. Zusätzlich zum Fernsehen arbeitete Heck als Radiomoderator. Er präsentierte die Südwestfunk-Sendungen «Vom Telefon zum Mikrofon» und «Gute Laune aus Südwest», moderierte beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Und er spielte im «Tatort» ebenso wie bei «Praxis Bülowbogen», «Soko Stuttgart», «Die Rosenheim-Cops» und «Manta - Der Film».

Als Heck vor zehn Jahren 70 alt wurde, gab er seinen Rücktritt bekannt und moderierte nach einem halben Jahrhundert im Showgeschäft seine letzten Sendungen. Und er brachte seine Biografie auf den Markt. Als Gast trat er danach gelegentlich in TV-Shows auf und stand dabei auch als Sänger auf der Bühne. Im Februar 2017 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. Bei diesem Auftritt, einem seiner letzten, wirkte er im Gegensatz zu früher altersbedingt müde.

Das ZDF, sein früherer Arbeitgeber, würdigt ihn am Samstag (30. Dezember) mit einer Sondersendung. «Die ZDF-Kultnacht» zeigt zweieinhalb Stunden lang das Beste aus der «Hitparade» mit musikalischen Highlights aus den Jahren 1978 bis 1984, wie ein Sprecher des Senders sagt.

«Dieter Thomas Heck hat über viele Jahrzehnte das Gesicht des ZDF mitgeprägt», sagt ZDF-Showchef Oliver Heidemann: «Seine Shows waren große Publikumserfolge, seine Liebe zur Musik und zu den Künstlern waren hierbei seine starken Leitlinien.» Legendär und unvergessen sei bis heute die «ZDF-Hitparade».

Der leidenschaftliche Hundebesitzer und bekennende CDU-Anhänger lebte 23 Jahre lang im Schwarzwald, im barocken Schloss Aubach in Lauf, südlich von Baden-Baden. Dann zog er nach Spanien. Dem Fernsehen bleibt er als Zuschauer treu, wie er sagt. «Im Fernsehen verfolge ich natürlich alle wichtigen Fußballspiele.» Und er sehe mit seiner Frau besonders gerne die Castingshow «The Voice of Germany» sowie die RTL-Tanzsendung «Let's Dance».

Auf Geschenke zum Geburtstag verzichtet Heck. Stattdessen ruft er zu Spenden für die Deutsche Welthungerhilfe auf, für die er sich seit Jahrzehnten auch vor der Kamera engagiert. «Es gibt so viel Armut in der Welt», sagt er. Statt zu viel Geld für Geschenke sei eine Spende sinnvoll: «Damit kann man viel Gutes bewirken.»

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