Mindestens zwei Tote bei schwerem Erdbeben in Neuseeland

Foto: epa/Ross Setford
Foto: epa/Ross Setford

CHRISTCHURCH (dpa) - Geborstene Fenster, aufgerissene Straßen - schon wieder hat in Neuseeland die Erde gebebt. Vor fünf Jahren starben 185 Menschen, jetzt sind zunächst zwei Todesfälle bekannt geworden. Auch vor Tsunami-Wellen wurde gewarnt.

Ein starkes Erdbeben mit mindestens zwei Toten hat in Neuseeland Erinnerungen an die Erdbebenkatastrophe von Christchurch im Februar 2011 geweckt. Der Zivilschutz warnte vor Tsunami-Wellen. 20 000 Menschen wurden aus Küstenregionen in Sicherheit gebracht, wie der öffentliche Sender Radio New Zealand unter Berufung auf den Zivilschutz berichtete. Auf Straßen bildeten sich Risse, Fenster gingen zu Bruch. In verschiedensten Städten fiel der Strom aus.

Das Zentrum des Bebens lag wieder auf der Südinsel - nördlich von Christchurch. Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam gab die Stärke mit 7,9 an, die US-Erdbebenwarte USGS mit 7,8. In Neuseeland selbst war von 7,5 die Rede. Nach dem schweren Erdbeben in Neuseeland ist der Inselstaat bereits von einem heftigen Nachbeben der Stärke 6,2 erschüttert worden. Wie die US-Erdbebenwarte USGS am Montagmittag (Ortszeit) weiter mitteilte, ereignete sich das Beben mit Zentrum auf der Südinsel etwa 120 Kilometer nordöstlich von Christchurch. Zuvor war es bereits zu Dutzenden schwächeren Nachbeben gekommen. 2011 starben bei einem Beben der Stärke 6,3 in der Gegend um Christchurch 185 Menschen. Damals gab es schwere Schäden.

Neuseelands Premierminister John Key sprach am Montag (Ortszeit) von mindestens zwei Todesfällen, ohne Einzelheiten zu nennen. Der Zivilschutz warnte auch Stunden nach dem Erdstoß vor Tsunami-Wellen, besonders an der Nordostküste der Südinsel.

Eine erste Welle erreichte diese Region demnach am Montag früh kurz vor 2.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ am Sonntag) - etwa zwei Stunden nach dem Beben. An dem Küstenabschnitt von der Halbinsel Banks Peninsula südlich von Christchurch bis nahe der Nordspitze der Südinsel Neuseelands drohten Wellen von drei bis fünf Metern Höhe. Dies gelte auch für die 900 Kilometer östlich im Pazifik gelegenen Chatham Islands.

An der übrigen Ostküste Neuseelands könnten ein bis drei Meter hohe Wellen aufrollen, schrieb der Zivilschutz. Die erste Welle müsse nicht die größte sein. «Begeben Sie sich sofort ins Inland oder zu höheren Punkten», warnte er.

Experten zufolge lag das Zentrum nördlich von Christchurch unweit von Hanmer Springs. Tausende Menschen in der Region wurden aus dem Schlaf gerissen und berichteten in den sozialen Medien von sehr heftigen Erdstößen und Schäden.

Nach Medienberichten aus Neuseeland war das Beben nicht nur auf der Südinsel, sondern auch in den Städten Wellington, Hamilton und Auckland sowie in der Region Taranaki auf der Nordinsel sehr deutlich zu spüren.

Fotos zeigten zerbrochene Glasscheiben, mit Splittern übersäte Bürgersteige, Risse in Straßendecken und Übersee-Container, die ins Rutschen geraten waren. In der Region Taranaki fiel in mehreren Städten der Strom aus.

In der Hauptstadt Wellington sammelten sich Hunderte Menschen in den Straßen, während Alarmsirenen heulten und Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge durch die Straßen jagten. Von einigen Gebäuden schienen Mauerteile auf die Straße gefallen zu sein. Nahe dem Civic Square zitterten Hotelgäste in Bademänteln und warteten darauf, in ihr Gebäude zurück zu dürfen. Die Universität Wellington wollte alle ihre Einrichtungen bis zum Mittag geschlossen halten, um sie auf Schäden zu überprüfen.

In Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, verließen die Bewohner der Uferzonen ihre Häuser in Richtung höher gelegener Stadtteile. Dichter Autoverkehr wurde gemeldet. Viele Menschen standen auf den Straßen und teilten über Mobiltelefone mit, dass sie wohlauf seien. Eine Studentin sagte, sie könne Freunde in der Kleinstadt Waiau bei Hanmer Springs nicht erreichen. «Es gibt sechs Menschen in Waiau, die niemand erreichen kann», sagte sie.

Der Potsdamer Seismologe Michael Weber warnte vor starken Hangrutschen in Region. «Das ist im Moment das größte Problem», sagte der Wissenschaftler am GFZ am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Gefahr von Nachbeben sei noch nicht gebannt.

Bei dem Beben vom 22. Februar 2011 lag das Epizentrum nur zehn Kilometer vom Stadtzentrum von Christchurch entfernt. Etwa 10 000 Häuser wurden schwer beschädigt, darunter die Kathedrale von Christchurch, ein Wahrzeichen der Stadt.

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