Mindestens sechs Überlebende aus verschüttetem Berghotel gerettet

Foto: epa/Italian Fire Department Handout
Foto: epa/Italian Fire Department Handout

ROM (dpa) - Die Hoffnung stirbt zuletzt: Retter haben in dem von einer Lawine zerstörten Berghotel im italienischen Erdbebengebiet Überlebende finden können. Viele Gäste werden aber noch vermisst.

Katastrophenhelfer haben nach dem Lawinenunglück im italienischen Erdbebengebiet mehrere Überlebende in dem verschütteten Hotel gefunden. Sechs Menschen wurden nach rund 40 Stunden aus den Trümmern geborgen, unter ihnen ein Kind, bestätigte der Zivilschutz der Deutschen Presse-Agentur. In Medienberichten war von bis zu acht Überlebenden die Rede. Der Zustand der Geretteten sei gut, meldete die Nachrichtenagentur Ansa.

Der Zivilschutz hofft auf weitere Überlebende: «Wir haben diese Hoffnung immer gehabt», sagte Zivilschutz-Chefin Titti Postiglione am Freitag. Nach der guten Nachricht am Vormittag sei die Hoffnung gestiegen. 135 Rettungskräfte waren laut Postiglione am Freitag rund um das Hotel Rigopiano im Einsatz. Die Helfer, unter ihnen Lawinenexperten, arbeiteten unter sehr riskanten Bedingungen.

Die gewaltige Lawine hatte am Mittwoch das Vier-Sterne-Hotel nach einer Erdbebenserie komplett verschüttet und Teile mitgerissen. Nach Aussage des Hoteldirektors waren bis zu 35 Menschen in dem Gebäude. Auch mehrere Kinder wurden vermisst.

Das Rigopiano liegt auf 1.200 Metern Höhe am Fuß des bis über 2.900 Meter hohen Bergmassivs Gran Sasso. Es ist etwa 45 Kilometer von der Adriaküste entfernt. Auf seiner Facebook-Seite hatte es sich als Wohlfühloase im Schnee präsentiert. Der Präsident der Bergretter der Region Piemont, Luca Giaj Arcota, sagte Ansa, dass Trümmer und Möbel in bis zu 400 Metern Entfernung vom Hotel gefunden worden seien. «Das heißt, die Suche auf einer sehr weiten Fläche wird noch lange dauern.»

Der Zivilschutz bestätigte am Freitag die Zahl von zwei Toten. Zwei Menschen hatten sich im Freien aufgehalten, als die Lawine über das Hotel hineinbrach und so überlebt. Der erste Kontakt zu den nun Geretteten kam kurz nach 11.00 Uhr am Freitag zustande.

In den Abruzzen hatte es seit Tagen geschneit, der Schnee lag zum Teil meterhoch. Augenzeugen sprachen von apokalyptischen Szenen am Unglücksort. Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch abreisen wollen und bereits ausgecheckt. Es kam aber kein Fahrzeug durch, um sie mitzunehmen. Die letzten Kilometer des Zufahrtsweges waren dicht. Die ersten Retter mussten sich in der Nacht zum Donnerstag auf Skiern zum Unglücksort vorkämpfen und kamen dort gegen 04.30 Uhr an.

Bundeskanzlerin Angela Merkel versicherte den Italienern, dass Deutschland nach den jüngsten Naturkatastrophen an ihrer Seite stehe. In einem Kondolenzschreiben an Ministerpräsident Paolo Gentiloni schrieb sie: «Ihnen und den italienischen Bürgerinnen und Bürgern möchte ich in diesen schweren Stunden die Anteilnahme meiner Landsleute und mein ganz persönliches Mitgefühl übermitteln.»

Der italienische Ministerrat machte am Freitag 30 Millionen Euro Erdbebenhilfe frei. Derweil untersucht die Staatsanwaltschaft in Pescara, ob menschliches Versagen oder fahrlässige Tötung vorliegen.

In der Abruzzenregion kommt die Erde seit dem schweren Beben vom August mit rund 300 Toten nicht zur Ruhe. In Amatrice, wo es im August die meisten Toten gab, stürzte am Mittwoch der bis dahin noch stehende Uhrenturm ein.

Außer den beiden bestätigten Toten im Berghotel waren bis Freitag drei weitere Todesopfer in der Region zu beklagen. Nach den neuen Erdstößen diese Woche wurden viele Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten. Am Freitag wurden in Acquasante Terme nördlich von Amatrice sechs Menschen mit einem Hubschrauber in Sicherheit gebracht, wie Ansa meldete. Die älteste der Geretteten war eine Frau von 90 Jahren.

Der italienische Energiekonzern Enel teilte am Freitag mit, dass in den Abruzzen noch knapp 60.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten seien. Mehr als 160.000 weitere seien schon wieder angeschlossen worden.

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