Mindestens 16 Tote vor Lesbos

Foto: dpa/Ipek Guney
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ATHEN (dpa) - Nach einer relativ langen Phase ohne Unfälle hat sich in der Ägäis ein neues Drama ereignet. Mindestens 16 Menschen kamen dabei am Montag vor der Insel Lesbos ums Leben, darunter zwei Kinder. Die griechische Küstenwache und die europäische Grenzschutzagentur Frontex bargen neun, die türkischen Rettungsmannschaften weitere sieben Leichen aus den Fluten, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der griechischen Küstenwache.

Rund zwei Dutzend Migranten waren am Morgen von der Türkei aus zur griechischen Insel Lesbos aufgebrochen. Unter ungeklärten Umständen ging ihr Boot unter. Zwei Frauen überlebten das Unglück. Sie stünden unter Schock und könnten nicht sagen, was genau passiert ist, sagte ein Arzt des Krankenhauses von Lesbos im griechischen Rundfunk.

Die Suchaktion dauerte am Nachmittag in der Meerenge zwischen der Türkei und Lesbos an. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, schwinde jedoch zusehends, sagte ein Offizier der Küstenwache der dpa.

Auf den griechischen Ägäisinseln harren indessen weiterhin Tausende Migranten aus. Zwölf Syrer traten vergangenen Freitag aus Protest gegen die Zustände im Lager Moria auf Lesbos in den Hungerstreik. Die Migranten kurdischer Abstammung verlangen eine schnellere Bearbeitung ihrer Asylanträge im Hotspot (Registrierlager) von Moria.

Ihre Anträge waren in erster Instanz abgelehnt worden - in zweiter Instanz dauert das Verfahren mehrere Monate. Die Demonstranten harrten in Decken gewickelt vor den Büros der Asylbehörde in Moria aus, berichteten Mitarbeiter humanitärer Organisationen.

Die Polizei wollte sich nicht zu dem Fall äußern. Aus Kreisen des griechischen Flüchtlingsstabs hieß es, es komme in den Lagern immer wieder zu Protesten, die in der Regel wenige Tag dauerten.

In den Hotspots der Inseln in der Ostägäis leben derzeit rund 13.800 Flüchtlinge und Migranten. Die Anzahl der ankommenden Menschen war im April 2016 schlagartig zurückgegangen. Damals war der EU-Türkei-Flüchtlingspakt in Kraft getreten.

Dieses Abkommen sieht im Kern vor, dass die Türkei die Migranten von der oft lebensgefährlichen Überfahrt abhält. Die EU kann wiederum alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen und kein Asyl erhalten, zurückschicken.

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