Merkel gedenkt der Opfer des Amri-Anschlags

Foto: epa/Oliver Weiken
Foto: epa/Oliver Weiken

BERLIN (dpa) - Nach Kritik von Hinterbliebenen hat Kanzlerin Merkel mit einem Überraschungsbesuch an die Opfer des Berliner Terroranschlags erinnert. Auf dem Weihnachtsmarkt spricht sie mit Betroffenen.

Mit einem überraschenden Besuch des Weihnachtsmarkts an der Berliner Gedächtniskirche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Opfer des Terroranschlags vor einem Jahr gedacht. Sie kam am Dienstagabend für eine rund 30-minütige Visite zum Breitscheidplatz, wo sie auch den Weihnachtsmarkt besuchte.

Hinterbliebene der Opfer des Terroranschlags hatten sich zuvor über die aus ihrer Sicht mangelnde Fürsorge des Staates nach dem Anschlag beklagt. Sie warfen Merkel in einem offenen Brief Untätigkeit und politisches Versagen vor.

An der Stelle des Anschlags, wo immer wieder Blumen abgelegt und Kerzen angezündet werden, verharrte Merkel zusammen mit dem Chef des Berliner Schaustellerverbandes, Michael Roden, und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft City, Klaus-Jürgen Meier. Anschließend legten sie jeder eine weiße Rose nieder.

Auf dem Weihnachtsmarkt unterhielt sich die Kanzlerin mit Passanten, Besuchern und Budenbetreibern. Sie wollte zwischen Glühweinständen und Bratwurstbuden auch ihre Solidarität mit den Betroffenen ausdrücken. Merkel sprach dabei auch mit Susanne Wollenschläger, an deren Stand zwei Menschen gestorben waren, sowie mit dem Schausteller Max Müller, dessen Stand komplett zerstört worden war.

Bei dem nicht angekündigten Besuch informierte sich Merkel auch bei Polizisten der mobilen Wache. Nach dem Attentat waren auf vielen Weihnachtsmärkten die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden.

Bei dem Anschlag mit einem entführten Lastwagen tötete der islamistische Terrorist Anis Amri am Abend des 19. Dezember vergangenen Jahres 12 Menschen und verletzte etwa 70. Amri wurde vier Tage später auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen.

An der zentralen Gedenkveranstaltung zum Terroranschlag nimmt neben Merkel in der kommenden Woche auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Steinmeier wird bei der religionsübergreifenden Andacht am Morgen des 19. Dezembers in der Gedächtniskirche direkt am Tatort sprechen. Merkel gehört nicht zu den Rednern.

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Jürgen Franke 13.12.17 18:30
Die Diäten der deutschen Abgeordneten, des nach
China größten Parlamentes weltweit, mussten wieder mal erhöht werden. Aus diesem Grund kam die Merkel etwas verspätet zur Trauerfeier, nachdem sie dazu auch erst von Hinterbänklern genötigt werden musste.
Ingo Kerp 13.12.17 14:39
Ein bißchen spät, Fr. Merkel. Ach ja, sie war ja stark beschäftigt mit allen Parteien, nein, nicht wegen der Regierungsbildung, es ging um eine weitere Diätenerhoehung. so was hat natürlich Vorrang, da es Frau Merkels Geldboerse betrifft. Da muß der trauernde Hinterbliebene des Terroranschlags eben hinten an stehen. Somit sind die Prioritäten der Politiker gegenüber den Wählern klar erkennbar.