Massenrausch: Bewährung für Heilpraktiker

Foto: picture alliance / Carmen Jaspersen/dpa
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STADE/HANDELOH (dpa) - Ein Psychotherapeut, der in Norddeutschland Drogen an die Teilnehmer seines Seminars verteilte, muss nicht ins Gefängnis. Ein Gericht verurteilte den 53-Jährigen am Mittwoch zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten.

Der Mann hatte im September 2015 im beschaulichen Örtchen Handeloh südlich von Hamburg ein Seminar für Heilpraktiker angeboten. Thema des Seminars war die Bewusstseinserweiterung.

Der Psychotherapeut brachte dazu Kapseln mit dem Halluzinogen 2C-E mit, die alle 27 Teilnehmer freiwillig schluckten. Doch die Kapseln enthielten auch eine psychoaktive Substanz, welche die Teilnehmer sich kurze Zeit später mit Krämpfen, Atemnot und Wahnvorstellungen auf dem Boden wälzen ließ. Sie schwebten zeitweise in Lebensgefahr, 160 Rettungskräfte mussten anrücken.

Der Angeklagte war ein Schüler des im Januar gestorbenen Schweizer Therapeuten Samuel Widmer und soll den Ermittlern zufolge mit dessen Kirschblütengemeinschaft sympathisieren. Kritiker sehen in ihr eine Sekte. Die Gesinnung des Angeklagten sei aber nicht Gegenstand des Verfahrens gewesen, betonte das Landgericht in Stade (Niedersachsen). Es verurteilte den Mann wegen des Besitzes und der Abgabe von Drogen.

Ein Berufsverbot verhängte die Kammer nicht. Der Angeklagte habe auch so schon erhebliche berufliche und wirtschaftliche Konsequenzen zu fürchten, begründete der Vorsitzende Richter das Urteil. Die Psychotherapeutenkammer beschäftigt sich laut der Verteidigung aber mit dem Fall. Sie könnte dem Mann die Approbation entziehen.

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