Massenmord wirft böses Licht auf Landkaufpraxis

Krabi: Acht Tatverdächtige in Haft – Alle unter ständiger Beobachtung

Thailands Zeitungen berichten über jedes Detail der Ermittlungen und die mutmaßlichen Täter, jetzt tauchte dieses Foto vor der Hinrichtung auf: eine Waffe gegen den Kopf von Worayuth Sanglang.
Thailands Zeitungen berichten über jedes Detail der Ermittlungen und die mutmaßlichen Täter, jetzt tauchte dieses Foto vor der Hinrichtung auf: eine Waffe gegen den Kopf von Worayuth Sanglang.

AO LUK: Der Massenmord von Bang Klang in der Provinz Krabi scheint aufgeklärt. Die Polizei setzte acht Tatverdächtige fest und bestätigte umfassende Geständnisse der Killertruppe, die am 10. Juli einen Bürgermeister und sieben seiner Familienmitglieder hingerichtet hatte. Und doch steht die tatsächliche Aufarbeitung erst bevor.

Selbst hartgesottenen Ermittlern hatte bei der Brutalität dieses Verbrechens der Atem gestockt – obwohl der Auslöser dieser Bluttat für Thailands Praxis nicht ganz ungewöhnlich war: ein nicht zu kittender Streit um Landverkäufe und Grundstücksschiebereien, um viel Geld und um sehr viel mehr Gesichtsverlust.

Der mutmaßliche Todesschütze und von der Polizei als Haupttäter genannte Surikfat ‚Bang Fath‘ Bannopwongsakul (41) aus der Provinz Phang Nga ist der Typ eines Thailänders, dem selbst einflussreiche Lokalpotentaten nicht bei Nacht begegnen wollen und schon gar nicht im Konflikt. Sein Beruf wird von der Polizei als Autohändler angegeben, doch viele in den Provinzen Krabi, Phang Nga und Nakhon Si Tammarat wissen, dass Bang Fath als Grundstücks- und Kredithai unterwegs war und mit Ex-Militärs als Begleitschutz gewaltsam Schulden eintrieb.

Wann genau der ermordete Bürgermeister der Gemeinde Bang Klang, Worayuth Sanglang (46), mit seinem späteren Mörder in Kontakt gekommen ist, versucht Thailands Spezialpolizei Crime Suppression Division derzeit minutiös nachzuvollziehen. Fakt ist laut Angaben der Ermittler, dass der Bürgermeister vor längerem bei Grundstücksverkäufen zu einer Unterschrift genötigt worden war und später fällige Hypotheken bei ihm eingetrieben werden sollten.

Zeugen erkannten den mutmaßlichen Todesschützen Surikfat ‚Bang Fath‘ auf Fotos der Polizei und erinnerten sich, dass er bereits drei Monate zuvor versucht hatte, den Bürgermeister zu entführen. Keiner hatte es damals gewagt, Anzeige zu erstatten. Doch Worayuth Sanglang war klar geworden, dass mafiöse Elemente hinter ihm her waren. Sein Wohnhaus war mit Videokameras abgesichert und er selbst hortete Waffen zur Selbstverteidigung. Ausreichenden Schutz bot keine dieser Maßnahmen.

In Thailands Lebensalltag wird selten wegen solcher Bedrohungen die Polizei eingeschaltet. Lokalfürsten nutzen ihre Gesinnungsgenossen, und auch im eskalierenden Streitfall werden eher kleinere Privatarmeen eingesetzt als juristische Wege beschritten. Gerade bei Grund- und Immobiliendeals sitzen die Schusswaffen locker. Je höher der Preis, desto höher auch das tödliche Risiko.

In Bang Klang bei Ao Luk erreichte die Eskalationsstufe vor 13 Tagen einen traurigen Höchstwert. Eiskalt richteten Surifakt Bang Fath und ein Mittäter acht Menschen, darunter drei Kinder, mit Kopfschüssen hin. Sie waren dreist zu glauben, es könnte später so dargestellt werden, als hätte der hochverschuldete Bürgermeister seine eigene Familie ausgelöscht und sich dann selbst gerichtet.

In der Provinz Krabi bleibt die Stimmung bis heute aufgeheizt. Thailands Polizeichef Chakthip Chaijinda war noch am Samstag von der dankbaren Bevölkerung bei einem Lokaltermin im Dorf der Tat mit Blumen empfangen worden – ein Ausdruck der Hochachtung für die schnelle Überführung der mutmaßlichen Killer. Dem Blumenstrauß könnten bald weniger freundliche Aktionen folgen.

Alle acht Gefangenen, die mitten in der Stadt Krabi im Provinzgefängnis in Einzelzellen gesperrt wurden, stehen unter strenger Beobachtung. Insbesondere Surikfat ‚Bang Fath‘ wird von Thailands Polizeichef General Chaijinda ein ‚erheblicher Stressfaktor‘ zugeschrieben. Der geständige Todesschütze weiß, was auf ihn zukommen kann. Draußen lauert ein revanchistischer Mob mit Freunden und Angehörigen der getöteten Familie. Und im Gefängnis könnte ein Mitgefangener sitzen, der im Auftrag Rache nimmt…

Wie hoch dieser Fall seit der Entdeckung der acht Leichen in Bang Klang angesiedelt worden ist, bewies nicht allein die persönliche Präsenz von Thailands oberstem Polizeichef im Bezirk Ao Luk. Alle Zeitungen waren voll mit Berichten und grausigen Tatfotos. Auf allen Fernsehkanälen laufen bis heute Bilder der verhafteten Mordverdächtigen und ihre Namen sind öffentlich: Khomsan Wiangnon, 41, Abdullo Dolo, 30, Arun Thongkham, 29, Prachak Bunthoi, 36, Thanachai Chamnong, 41, Thawatchai Bunkhong, 37, und Chalita Sangkhachot, 41.

Ob sie alle den Tag der Eröffnung eines Gerichtsverfahrens erleben werden, bleibt ungewiss. In Thailands Haftanstalten sterben häufig Strafgefangene unter mysteriösen Umständen. Sollte es in einigen Monaten tatsächlich zu einem Urteil kommen, wäre das wohl eindeutig, sagte Polizeigeneral Chakthip Chaijinda: „Ich erwarte die Verhängung der Todesstrafe“, äußerte er sich unverblümt gegenüber Journalisten. Neben ihrer grauenvollen Bluttat haben die Beschuldigten Schande über ihr Heimatland gebracht. Das könnte ebenso schwer wiegen wie der Achtfachmord von Bang Klang.

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Jürgen Franke 24.07.17 21:33
Herr Gruber, Ihr Artikel könnte eine
Vorlage für ein Drehbuch sein, denn diese Story gehört verfilmt.
Sitting Bull 24.07.17 13:23
+1
Klasse Artikel! Du wirst immer besser , Sam !
Frederik Hesterman 23.07.17 16:58
Top
Kompliment. Ein sehr guter Artikel mit vielen Hintergrundinformationen.