Malaysischer Minister: Kim starb innerhalb von 15 bis 20 Minuten

 Gesundheitsminister Subramaniam Sathasivam. Foto: epa/Ahmad Yusni
Gesundheitsminister Subramaniam Sathasivam. Foto: epa/Ahmad Yusni

KUALA LUMPUR/SEOUL (dpa) - Der Mordfall Kim Jong Nam gibt weiter Rätsel auf. Eine Verdächtige sagt, sie habe an einen Streich für eine TV-Sendung geglaubt. Nach Angaben der ermittelnden Polizei in Malaysia starb Kim binnen 15 bis 20 Minuten unter der Einwirkung des Nervengifts VX.

Der ältere Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist nach Angaben der malaysischen Behörden mit einer hohen Dosis des Nervengifts VX getötet worden. Er sei innerhalb von 15 bis 20 Minuten gestorben, dies gehe aus den ersten Ergebnissen der Autopsie hervor, sagte Gesundheitsminister Subramaniam Sathasivam am Sonntag. Eine der beiden Frauen, die das Attentat auf Kim Jong Nam vor zwei Wochen in einem vollen Flughafenterminal in Kuala Lumpur ausgeführt haben sollen, glaubte nach eigener Aussage, Teil eines Streichs für eine TV-Sendung gewesen zu sein. Sie sei dafür bezahlt worden.

«Von VX müssen nur 10 Milligramm absorbiert werden, damit es tödlich ist, also nehme ich an, dass die Dosis höher gewesen ist», sagte der Minister. Kims Haut habe das Gift sehr schnell aufgenommen. «Die Dosis war so hoch, es ging so schnell und im ganzen Körper...sie hätte sein Herz angegriffen, seine Lungen, sie hätte alles angegriffen.» Kim sei im Krankenwagen gestorben.

Am Leichnam waren wenige Tage zuvor Rückstände des hochgiftigen chemischen Kampfstoffs gefunden worden. Schon geringste Mengen können zur Lähmung wichtiger Körperfunktionen und zu einem qualvollen Tod führen.

Während Südkorea das kommunistische Regime in Pjöngjang offen vorgeworfen hatte, hinter dem Tod Kim Jong Nams zu stecken, vermied Malaysia bislang eine direkte Beschuldigung Nordkoreas. Allerdings nannten die Ermittler unter anderen einen Angehörigen der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur als einen der möglichen Tatbeteiligten.

Nach dem Attentat hatte die Polizei zwei Frauen aus Indonesien und Vietnam sowie einen Nordkoreaner festgenommen. «Sie sagte, sie erhielt 400 Ringgit (85 Euro) für ihre Aktion», sagte ein Vertreter der indonesischen Botschaft nach einem Haftbesuch bei der Indonesierin. «Sie wusste nicht, dass es Gift war.» Die Frau habe gedacht, bei der Flüssigkeit handele es sich um Babyöl, fügte er hinzu. Nach Angaben der malaysischen Behörden hatten die beiden Verdächtigen für ihre Tat in einem lokalen Einkaufszentrum vorher trainiert.

In der Nacht auf Sonntag durchsuchten Spezialeinheiten den Flughafen nach Spuren von Nervengift. «Es wurde kein gefährliches Material gefunden», sagte Staatspolizeichef Abdul Samah Mat. An der Überprüfung waren Nuklear- und Strahlungsexperten beteiligt. Der Flughafen sei sicher.

Der Fall sorgt seit Tagen für schwere diplomatische Verstimmungen zwischen Nordkorea und Malaysia. Pjöngjang hatte sich gegen den Verdacht gewehrt, in den Fall verwickelt zu sein und die Ermittlungen der malaysischen Behörden kritisiert. Auch warf es der Regierung in Kuala Lumpur vor, sich an einer von Südkorea ausgehenden Verschwörung zu beteiligen.

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