Malaysia begleitet Massendemo mit Razzia gegen Oppositionelle

Foto: epa/Wallace Woon
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KUALA LUMPUR (dpa) - Ein milliardenschwerer Korruptionsskandal in der Regierung treibt die Menschen in Malaysia auf die Straße. Kurz vor der Großdemo nehmen die Behörden die Organisatorin fest. Die Lage ist gespannt.

Die in einen Korruptionsskandal verwickelte Regierung Malaysias hat mit Festnahmen und Einschüchterungsversuchen auf einen Massenprotest reagiert. Während Zehntausende am Samstag in der Hauptstadt Kuala Lumpur gegen korrupte Machenschaften protestierten und den Rücktritt der Regierung forderten, sperrten die Behörden Cheforganisatorin Maria Chin Abdullah unter der ominösen Terrorgesetzgebung ein. Etwa ein Dutzend ihrer Mitstreiter wurde ebenfalls festgenommen.

Laut Gesetz können die Behörden sie ohne Anklage 28 Tage in Haft behalten. Abdullah sei in Einzelhaft und werde mit verbundenen Augen und in Handschellen transportiert, sagte ihr Anwalt Eric Paulson am Sonntag. Was ihr vorgeworfen wird, war unklar. Sie war Stunden vor Beginn des Protests am Freitag festgenommen worden. Die Festnahme sei politisch motiviert, twitterte der stellvertretende Asiendirektor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Phil Robertson.

Abdullahs Organisation Bersih 2.0 brachte dennoch nach eigenen Angaben 120 000 Menschen auf die Straße. Es gab ein massives Polizeiaufgebot mit Wasserwerfern und Tränengastanks in Wartestellung. Die Polizei sprach von knapp 16 000 Teilnehmern. Dazu kamen ein paar hundert Regierungsanhänger. Die Proteste verliefen friedlich. Bei der Kundgebung war auch einer von Najibs schärfsten Kritikern, der langjährige Regierungschef Mahathir Mohamad (91).

Bersih heißt auf deutsch sauber. Die Regierungsgegner traten in gelb auf, die Anhänger in rot, womöglich in Anlehnung an die verfeindeten politischen Lager in Thailand, die sich bis zum Militärputsch 2014 gegenseitig blutige Demonstrationen lieferten.

Kern des Protests sind die weltweiten Ermittlungen gegen die Regierung wegen des Skandals um den Staatsfonds 1MDB. Er steht unter der Aufsicht von Ministerpräsident Najib Razak. Aus dem Fonds fehlen mehr als drei Milliarden US-Dollar. Millionenbeträge auf seinen persönlichen Konten erklärte Najib als Spenden aus Saudi-Arabien. Ankläger in Singapur, der Schweiz und den USA ermitteln.

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