Mainz bekommt einen Bischof der neuen Bescheidenheit

Foto: dpa/Arne Dedert
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MAINZ (dpa) - Zu besonderen Anlässen entfaltet die katholische Kirche all ihren Prunk. Das wird auch am Sonntag im Mainzer Dom so sein, wenn Peter Kohlgraf zum Bischof geweiht wird. Der in den Ruhestand getretene Kardinal Karl Lehmann und etwa 30 Bischöfe aus ganz Deutschland geleiten den neuen Oberseelsorger von mehr als 740.000 Katholiken ins neue Amt.

Kohlgraf fügt sich als 88. Nachfolger des frühmittelalterlichen Missionars Bonifatius in die jahrhundertelange Tradition ein, hält auch die besondere Würde des Amtes hoch. Aber wenn er in dem festlichen Gottesdienst am Sonntag die bischöflichen Insignien wie Ring, Brustkreuz, Bischofsstab entgegennimmt und den besonderen Ornat anlegt, sieht er darin keine Zeichen einer persönlichen Aufwertung: «Es macht mir deutlich, dass es im Wesentlichen nicht um die Person Peter Kohlgraf geht, sondern dass ich für jemand anderen da stehe.» Und dann fügt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur einen Satz hinzu, der nicht nur das theologische Anliegen, sondern auch den versteckten Schalk in der Persönlichkeit des neuen Bischofs zum Ausdruck bringt: «Es geht darum, Christus zu verkündigen, und nicht meinen eigenen Vogel.»

So will der neue Bischof auch die Probleme im Bistum angehen wie sinkende Mitgliederzahlen, rückläufige Gottesdienstbesuche und die geringe Neigung junger Männer, sich für den Priesterberuf zu entscheiden. Die Lösung sieht er nicht so sehr in einer Reform kirchlicher Strukturen, etwa in der in anderen Bistümern eingeleiteten Neufassung von Pfarreigebieten. Viel mehr sei gewonnen, «wenn Menschen anfangen, ihr Christsein auch wirklich überzeugend zu leben». Ein Hauptteil seiner Arbeit werde in der ersten Zeit darin bestehen, «Leuten Lust zu machen, auch mal Dinge auszuprobieren».

Kirche müsse «ein waches Ohr für die Themen der Zeit» haben, fordert Kohlgraf. Der ehemalige Religionslehrer in Bonn und Neuss, der spätere Professor für junge Studenten der Katholischen Hochschule in Mainz, ist von dieser Arbeit geprägt: «Die Begegnung mit jungen Menschen kratzt auch an den eigenen Glaubenssicherheiten.» Diese könnten nicht losgelöst von den Realitäten der Gegenwart gelebt werden: «Ich muss heute gucken, wie ich das übersetze, dass Menschen merken, es hat etwas mit ihrem Leben zu tun.»

Die erste Gelegenheit, dies als Bischof zu tun, hat Kohlgraf gleich, nachdem er auf der «Kathedra», auf dem Bischofsstuhl im Dom Platz genommen hat. Er wird eine Ansprache halten, «quasi eine zweite Predigt», nach der Hauptpredigt von Kardinal Lehmann, wie der bischöfliche Zeremoniar am Mainzer Dom, Johannes Brantzen, erläutert.

Rund 900 geladene Gäste werden die Liturgie zur Bischofsweihe verfolgen, die im römischen Pontifikale zu diesem Anlass geregelt ist. Vor dem Dom gibt es Gelegenheit, den Gottesdienst auf einer Großbildleinwand zu verfolgen - und vorher und nachher an einem Fest der Begegnung teilzunehmen. Außerdem wird der Gottesdienst auch vom SWR live übertragen.

«Kirche überwindet Grenzen, auch Landesgrenzen», antwortet Kohlgraf auf die Frage nach der regionalen Identität des auf Hessen und Rheinland-Pfalz verteilten Bistums zwischen Wöllstein und Lauterbach. «Da können selbst Wiesbadener und Mainzer zusammengehen», fügt der Geistliche scherzend hinzu, mit Blick auf die traditionelle Rivalität der beiden Landeshauptstädte.

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Norbert Kurt Leupi 27.08.17 10:27
Neuer Bischof
Wieder so "Einer "vom Katholenverein ; laute Simme , aber keine Gestalt !