Lufthansa bietet nicht für Langstrecke der Air Berlin

Foto: epa/Friedemann Vogel
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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Bei der insolventen Air Berlin fällt der Gläubigerausschuss heute wichtige Vorentscheidungen. Lufthansa will für höchstens 78 Mittelstreckenjets bieten und die Langstrecke der Berliner links liegen lassen.

Die Lufthansa bietet nicht für die Langstreckenjets des insolventen Konkurrenten Air Berlin. Sein Unternehmen habe ein Angebot über die 38 bereits angemieteten Mittelstrecken-Maschinen und 20 bis 40 weitere Flugzeuge abgegeben, nicht aber für die Langstrecke, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwochabend in Frankfurt. Damit würden viele Arbeitsplätze gerettet, die bei der Tochter Eurowings weiter bestehen sollen. «Wir glauben, bald bis zu 3.000 neue Mitarbeiter begrüßen zu können.»

An diesem Donnerstag will der Gläubigerausschuss der Air Berlin über die Zukunft der Fluggesellschaft beraten. Neben Lufthansa haben weitere Fluggesellschaften und Geschäftsleute für Teile oder die ganze Firma Angebote abgegeben. Insgesamt verfügt die Air Berlin mit rund 8.000 Mitarbeitern über eine Flotte von 144 Flugzeugen, von denen aber 38 bereits samt Besatzungen an die Eurowings vermietet sind.

Spohr wandte sich erneut gegen die Auffassung, dass sein Konzern mit der Teilübernahme von Air Berlin eine Monopolstellung gewinne. Der Marktanteil würde sogar bei einer Komplettübernahme unter 50 Prozent bleiben, sagte der Airline-Chef. Gleichwohl werde nicht für weitere Flugzeuge geboten, um die kartellrechtliche Genehmigung nicht zu gefährden. «Viel mehr glauben wir kartellrechtlich nicht machen zu können.»

Der Lufthansa-Chef kündigte an, dass Eurowings «aus eigener Kraft» Langstreckenflüge auch aus Berlin anbieten werde. Bislang startet die Gesellschaft ihre Überseeflüge ausschließlich von Köln aus. Starts ab Düsseldorf und München sind bereits angekündigt worden.

Lufthansa agiert Spohr zufolge aus einer starken wirtschaftlichen Position. Das Geschäftsjahr 2017 laufe «noch deutlich besser» als die beiden vorangegangenen Rekordjahre, sagte der Vorstandschef. Bisher peilte der Manager ein operatives Ergebnis oberhalb der 1,75 Milliarden Euro von 2016 an. Im ersten Halbjahr hatte die Lufthansa bereits so gut abgeschnitten wie nie zuvor und ihr operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Dennoch arbeitet das Management an weiteren Kostensenkungen, und Spohr erwartet bei den Einnahmen in Zukunft weiteren Druck: «Der Abwärtstrend bei den Ticketpreisen ist im Moment gebrochen, aber langfristig gehen wir weiter von fallenden Ticketpreisen aus.»

Positives erwartet er allerdings im Dauer-Tarifstreit mit den Piloten. Dieser werde voraussichtlich noch im September endgültig mit der Vertragsunterzeichnung beigelegt.

Die Fusionswelle unter den Fluggesellschaften in Europa dürfte nach Spohrs Ansicht weitergehen. «Die Konsolidierung wird kommen, und Lufthansa will dabei eine Rolle spielen. Und Air Berlin wird dabei nicht der letzte Schritt sein.» So steht derzeit auch die ehemalige italienische Staatsfluglinie Alitalia zum Verkauf. Die seit langem defizitäre Gesellschaft hatte schon vor Air Berlin Insolvenz angemeldet, nachdem die gemeinsame Haupteignerin Etihad die finanzielle Unterstützung entzogen hatte - ähnlich wie bei Air Berlin.

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