Lobbyismus – ein fragwürdiges Konstrukt

Lobbyismus – ein fragwürdiges Konstrukt

Angenommen, Sie sind politisch ausgesondert oder abgewählt worden, angenommen, Sie wollen viel Geld verdienen, ohne dafür allzu sehr arbeiten zu müssen, und angenommen, Sie besitzen die Gabe, anderen Leuten mit Überzeugung die Ohren abquatschen zu können, dann wäre mein Vorschlag für Sie: werden Sie Lobbyist, Mitglied einer Branche, die immer und überall dabei ist, immer gewinnt und weltweit an der Spitze steht.

Sie hat Zugang zu allen Entscheidungsträgern, sie besucht täglich politisch einflussreiche Persönlichkeiten und Abgeordnete, und sie sorgt dafür, dass alle Gesetze und Reformen in ihrem Sinne, d.h. zu ihren Gunsten entschieden werden. Ihre Macht reicht noch viel weiter. Sie nimmt Einfluss auf die Exekutive und Legislative und schreibt teilweise die Gesetze selber. Ihre Auftraggeber sind die großen Firmen, die oft weltweit operieren. Sie laden die Entscheidungsträger zu internationalen Konferenzen ein, die häufig nichts anderes sind als ein Luxusurlaub, natürlich bezahlt von den Firmen, die ihre Unterstützung brauchen zur Durchsetzung ihrer Interessen. Allein in Brüssel tummeln sich derzeit etwa 15.000 Lobbyisten. Alle wichtigen Unternehmensverbände lassen sich durch diese „Unternehmensberater“ vertreten.

Okay, mein Arzt verschreibt mir ein Produkt seines Lobbyisten, dafür erhält er einen Bonus. Wenn ich den Arzt wechsle, verschreibt der mir eine andere Arznei, die sein Pharma-Lobbyist ihm angedreht hat. Und ich, der Laie, ich stehe wie ein Ochse vorm Berg und habe keine Ahnung. Auch weiß ich nicht, ob dieses Präparat überhaupt wirksam ist oder ob es sich um eine Fälschung handelt. Aber das Gleiche gilt ja auch in fast allen anderen Lebensbereichen. Was soll ich essen? Was soll ich trinken? Keine Sorge: das hat die Lobby längst entschieden. Sie schlägt den Händlern vor, wie sie ihre Waren bestens an den Mann bringen, sie ködern sie mit Prozenten und sichern sich so ihren Marktanteil. Wir alle werden verarscht, überall auf der Welt. Was wissen wir denn, was wir essen? Was wissen wir denn, was wir trinken? Nichts. Wir werden bewusst dumm gehalten von der Industrie und ihren Helfern in der Politik, die dafür sorgen, dass die Angaben auf den Verpackungen entweder so unverständlich oder so klitzeklein geschrieben werden, dass wir sie nicht lesen können. Ich versuche meinem Bauchgefühl zu folgen, informiere mich über Zeitungen und Zeitschriften. Aber selbst diese Artikel werden ja zum Teil von Lobbyisten geschrieben und bezahlt. Das ist ein Riesenmarkt, und viele Hunderttausende leben gut davon, obwohl sie wissen, dass sie häufig mit Giften handeln. Und dafür haben sie dann auch noch die Gegengifte. Dabei sind wir doch alle schon vergiftet. Und zu allem Überfluss füttern wir uns mit vergifteten Tieren und Pflanzen. Unser Magen ist eine Müllhalde, vollgestopft mit ungesunden Nahrungsmitteln und Medizin, die nur den Sinn hat die Medizinindustrie zu versorgen. Und genau diese Industrie behauptet, dass die Menschheit nur deshalb älter wird als ihre Vorfahren, weil sie die Mittel dafür zur Verfügung stellt. Dummes Zeug! Wenn unsere Ernährung nich durch die Pestizide und das ganze Spektrum an Müll und Abfall verseucht wäre, wie es leider der Fall ist, dann bräuchten wir all diese Medizin überhaupt nicht. Das Procedere ist genial durchdacht: Erst werden wir durch die Ernährung mit medizinisch behandelten Produkten vergiftet, und dann lassen wir uns vom Arzt das Mittel dagegen verschreiben. Eine klassische Win-Win-Situation.

Wer diese Lobbyisten Trickser nennt, Einreder oder Einflüsterer, der ist ein harmloses Schaf. Diese Typen sind Hehler. Und sie wissen das. Motto: Für Geld machen wir alles. Wir müssen uns doch nur mal in der Welt umschauen. Wenn internationale Konzerne irgendwo auf der Welt, ein Werk eröffnen oder ein großes Geschäft zum Abschluss bringen wollen, dann müssen sie gegen Mitbewerber ankämpfen. Und wie geht das? Mit Argumenten? Lächerlich. In den betreffenden Ländern sitzen Entscheider, die in der Regel nicht allzu hoch bezahlt werden. Und wer den Auftrag bekommen will, muss eine sogenannte „Kommission“ abdrücken, korrekt bezeichnet heißt das Korruption. Ich vermute, davon leben genauso viele Lobbyisten wie die Drahtzieher dieser Geschäfte. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat sich dabei nicht gerade als vorbildlich erwiesen. Um Panzer, U-Boote zu verkaufen, darf man nicht allzu pingelig sein. Nur doof, wenn man sich dabei erwischen lässt.

Übrigens das Wort „lobby“ stammt aus dem Englischen und bedeutet eigentlich Vorzimmer, genau der Ort, wo entschieden wird, wer zum Chef vorgelassen wird und wer nicht. Damit kommt der Chefsekretärin ein nicht unerheblicher Einfluss zu, und auch den lässt sie sich nicht nur mit einer Schachtel Pralinen bezahlen. Aber wehe, Sie würden sich erlauben zu sagen: „Fräulein Müller, Sie lassen sich gerade bestechen“. Dann wäre Fräulein Müller ganz, ganz traurig.

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