PATTAYA: Nicht erst seit dem WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft erfreut sich die deutsche Sprache in Thailand großer Beliebtheit, was der Zulauf an Sprachschulen und das Goethe-Institut beweisen. Vor einem Jahr hat Wanlada Noophimai von Bernd Waschatko die Geschäftsführung in der Sprachschule Happy Visa in Pattaya übernommen. Im FARANG erklärt sie, welche Methoden sich anbieten, die Grundzüge der deutschen Sprache zu erlernen und warum das Visa-Geschäft auch eine emotionale Komponente besitzt.

Zurückblickend auf das erste Jahr in der Geschäftsleitung stellt sich natürlich die Frage, was sich für die Schülerinnen der eingesessenen Sprachschule alles geändert hat? „Es gab keine Änderungen per se, sondern vielmehr einen Zusatz mit emotionaler Note“, erklärt Khun Wanlada. „Dadurch, dass ich als Frau mit einer Frau kommuniziere, erfolgt der Kontakt auf einer ganz anderen Ebene, als wenn ein eher auf Sachthemen bezogener Mann einer Frau etwas emotional vermitteln möchte. Denn der Visa-Service beinhaltet nicht nur die sachlichen, behördlichen Abläufe, sondern auch eine starke gefühlsmäßige Komponente: man verliebt sich, entwickelt Sympathien und möchte ein gemeinsames Leben in Deutschland bestreiten. Es sind eben nicht nur die einzelnen Papiere, die bearbeitet werden müssen, sondern den Schülerinnen und ihren Partnern muss vermittelt werden, was im gemeinsamen Zusammenleben in Deutschland auf sie zukommt.“

Da Khun Wanlada den Frauen beratend zur Seite steht, tritt für ihre Schülerinnen ein familiärer Effekt der Geborgenheit ein. Das ist wichtig, denn der Großteil war noch nie zuvor im Ausland, weshalb das Auswandern in einen völlig anderen Kulturkreis mit vielen Ängsten verbunden ist. „Es muss erstmal eine Sicherheitskomponente geschaffen werden, und das gelingt nur im Gespräch: das Paar muss gemeinsame Gedanken, Befürchtungen und Gefühle abklären, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen, woraus Sympathie und schließlich Zuneigung wächst. Um das zu dolmetschen, dafür bin ich da.“

Das Heiratsvisum ist unverbindlich

„Das Heiratsvisum ist als ein unverbindlicher Einstieg nach Deutschland zu begreifen. Es wird zwar ein Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung gestellt, doch es besteht kein Zwang zur Eheschließung, sollte die Liebe nun doch im Sande verlaufen und die Frau zurück nach Thailand wollen. Doch auch wenn die Partnerschaft gelingt und die Frau mit ihrem Mann in Deutschland leben möchte, erhält sie natürlich stets die Möglichkeit, für einen längeren Zeitraum zurück nach Thailand fliegen zu können, zum Beispiel, um sich um Familienangelegenheiten zu kümmern. Schließlich ist Deutschland ein weltoffenes Land. Auch wird den Frauen durch das deutsche Rechtssystem ein hohes Maß an Sicherheit geboten. Positiv ist zu bewerten, dass zum Beispiel der deutsche Integrationskurs vom Staat mit Fördermitteln unterstützt wird. Die Frauen verlassen somit ihre Heimat und kommen in eine neue Heimat“, beschreibt Khun Wanlada.

Der A1-Test ist das erste Fundament

Die Voraussetzung für ein Leben in Deutschland ist jedoch erstmal der A1-Sprachtest. „Die Schwierigkeiten des A1-Deutschtests sind überschaubar, und er liegt im Rahmen der Erlernbarkeit. A1 heißt nicht, dass die Frau kommunizieren oder fehlerfrei schreiben kann, sondern der Test ist vielmehr als das Fundament zu betrachten, das die Voraussetzung dafür ist, später in Deutschland die deutsche Sprache erlernen zu können. Der Vorteil ist, dass die Frauen dieses Grundgerüst in ihrer Heimat auf Thailändisch vermittelt bekommen. Denn später in den Integrationskursen in Deutschland und beim Absolvieren der Zertifikate A2, B1, B2 usw. werden sie mit vielen anderen Migranten aus verschiedenen Ländern zusammen lernen, weshalb es wichtig ist, dass sie die Basics bereits beherrschen“, erklärt Khun Wanlada. Als Erfolgsrezept für erfolgreiches Lernen betrachtet sie den spielerischen Wissenserwerb: „Falsch ist, mit Verbissenheit an den Stoff ranzugehen, denn das schränkt die Lernkapazität ein. Der Lerntrieb ist ein sehr starker Trieb im Menschen, und genau diese Neugierde muss man in den Frauen erwecken. Das Lernen erfolgt bei uns mit Spaß und Geborgenheit in familiärer Atmosphäre und doch geradlinig voranschreitend.“ Da viele Frauen in Thailand ein schweres Los zu tragen haben - nicht selten stehen sie wegen finanzieller Forderungen ihrer Familie enorm unter Druck - rät Khun Wanlada ihnen, die Chance auf ein neues Leben in Deutschland zu nutzen: „Wenn Du eine starke Schulter hast, an die Du Dich anlehnen kannst, mache etwas aus Dir!“

Deutschland-Urlaub als „Schnupperkurs“

Das weit verbreitete Vorurteil, dass die deutsche Botschaft in Bangkok nur wenigen Thailänderinnen ein Touristenvisum gewährt, möchte Khun Wanlada entschieden entkräften: „So viele Ablehnungen beim Touristenvisum gibt es gar nicht. Fakt ist, wenn die Frau keine feste Verwurzelung oder ein geregeltes Einkommen vorweisen kann, wird sie von der Botschaft befragt. Denn die Beamten wollen natürlich aufgrund des Gläubigerschutzes in Erfahrung bringen, was die Frau in Deutschland will, schließlich gibt der Deutsche für sie eine Verpflichtungserklärung ab. Ich versuche daher den Frauen nahezulegen, warum sich ein Deutschlandurlaub für sie im Hinblick auf eine gemeinsame Partnerschaft als hilfreich erweisen könnte. Man sollte den Urlaub als eine Art „Schnupperkurs“ auffassen, um somit in Erfahrung zu bringen, ob man sich ein längerfris­tiges Leben in Deutschland vorstellen könnte. Das sollte auch den Beamten auf der Botschaft vermittelt werden, damit die Rückkehrwilligkeit dokumentiert wird.“