Leichnam Kim Jong Nams soll nach Nordkorea

Foto: epa/Ahmad Yusni
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KUALA LUMPUR (dpa) - Wegen des Giftmords am Halbbruder von Machthaber Kim Jong Un waren die Beziehungen zwischen Nordkorea und Malaysia massiv belastet. Jetzt sind beide Seiten um Entspannung bemüht. Der Leichnam soll nach Pjöngjang.

Eineinhalb Monate nach dem Giftmord am Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un hat Malaysia die Leiche freigegeben. Die sterblichen Überreste von Kim Jong Nam sollen nun nach Nordkorea gebracht werden, seine alte Heimat. Malaysias Ministerpräsident Najib Razak sagte am Donnerstag in der Hauptstadt Kuala Lumpur, damit komme sein Land einer Bitte der Familie nach. Zugleich sollen mehrere hundert Menschen, die in beiden Ländern festgehalten wurden, wieder ausreisen dürfen.

Der ältere Halbbruder des Machthabers war am 13. Februar auf dem Flughafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur von zwei Frauen mit dem Nervengift VX angegriffen worden. Der 45-Jährige, der zuletzt meist in China lebte, starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Vermutet wird, dass Nordkorea hinter dem Giftmord steckt. Die beiden Frauen sitzen in Malaysia in Untersuchungshaft. Ihnen droht die Todesstrafe.

Der Fall hat die Beziehungen zwischen beiden Ländern massiv belastet. Wegen des Mordes hatten Malaysia und Nordkorea zunächst die Botschafter des jeweils anderen Landes zur unerwünschten Person erklärt. Dann setzte die kommunistische Regierung in Pjöngjang insgesamt neun Malaysier - Diplomaten und Angehörige - fest, die sich in Nordkorea aufhielten. Malaysia wiederum antwortete damit, dass mehr als 350 Nordkoreaner nicht mehr ausreisen durften.

Offen blieb zunächst, ob Ministerpräsident Razak auch darin einwilligte, dass drei mutmaßliche Hintermänner des Mordanschlags nach Nordkorea zurück dürfen. Vermutet wird, dass sie sich seit dem Attentat in der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur versteckt hielten. Mehrere andere Nordkoreaner hatten sich sofort nach der Tat abgesetzt. Die mutmaßlichen Täterinnen, die im Gefängnis auf ihren Prozess warten, kommen aus Vietnam und Indonesien.

Nach einem Bericht der Tageszeitung «New Straits Times» soll der Leichnam nun zunächst nach Peking gebracht werden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst aber nicht. Der ältere Halbbruder von Machthaber Kim Jong Un hatte die letzten Jahren vor allem in China und Malaysia verbracht. Kim Jong Nam hatte sich mehrfach kritisch über die Lage in seinem Heimatland geäußert. Als Regimegegner galt er jedoch nicht.

Beide Länder veröffentlichten auch eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich dazu verpflichten, offene Fragen auf der Grundlage der bestehenden Beziehungen zu klären. Zudem machten sie ihr Interesse deutlich, den Bürgern des jeweils anderen Landes wieder die Einreise ohne Visa zu erlauben. Malaysia gehörte bis zu dem Anschlag zu den wenigen Staaten, die mit dem weitgehend abgeschotteten Nordkorea noch halbwegs normale Beziehungen pflegten.

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