Kurz gefragt: Pfarrer Carsten Körber

Kurz gefragt: Pfarrer Carsten Körber

BANGKOK: Carsten Körber wurde zum neuen Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Thailand ernannt und tritt in die Fußstapfen des Pastorenehepaars Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer. Geboren in Düsseldorf, war der 57-Jährige bereits recht früh vom Reisefieber infiziert: ein Austauschjahr führte ihn als Schüler für ein Jahr in die Vereinigten Staaten von Amerika, nach dem Abitur verbrachte er mehrere Monate in Indien und Australien. Dann führten ihn seine Wege nach Bonn, Münster und Tübingen zum Studium der evangelischen Theologie. Nach dem ersten Examen war er vier Jahre Assistent am Deutschen Evangelischen Institut für Archäologie in Amman/Jordanien. Danach folgte eine Zeit der Sesshaftigkeit im Saarland und im Rheinland, wo er zuletzt 17 Jahre in der Thomaskirche in Düsseldorf Gemeindepfarrer war. Im FARANG-Interview erzählt Pfarrer Carsten Körber über seine Pläne und die Besonderheiten, ein Pfarramt im Ausland zu übernehmen.

Herr Pfarrer Körber, wie wurden Sie auf die Stelle in Bangkok aufmerksam?

Ich hatte die Gemeinde vor mehreren Jahren auf der Durchreise schon einmal besucht und war sehr angetan von der Vielseitigkeit der pfarramtlichen Aufgaben und von der Offenheit der Gemeinde.

Was hatte Sie damals nach Thailand geführt?

Mein allererster Kontakt mit Thailand war der Tsunami zu Weihnachten 2004. Da war ich als Notfallseelsorger beauftragt, deutsche Opfer der Katastrophe seelsorglich zu betreuen und nach Hause zu begleiten.

Was reizt Sie am Amt in Bangkok?

Zunächst einmal, dass ich mit anderen Deutschen als Fremder im Ausland lebe. Mich reizt aber auch, für Deutsche, die hier in der Fremde eine geistliche Heimat suchen, als Seelsorger und Ansprechpartner da zu sein. Ganz persönlich freue ich mich darauf, Thailand und seine Nachbarn intensiver kennenzulernen.

Wie wurden Sie von den Gemeindemitgliedern bei den Vorstellungsgottesdiens­ten in Pattaya und Bangkok aufgenommen?

Sehr, sehr offen, warmherzig und freundlich. Die Gottesdienstbesucher sind sehr inte­ressiert und hören aufmerksam zu. Das freut mich.

Welche ersten Eindrücke konnten Sie sammeln?

Ich spüre bei den Gottesdienstbesuchern und Gottesdienstbesucherinnen ein starkes inneres Bedürfnis nach Zuspruch, wir nennen das in unserem Glauben Segen. Segen, das ist ein gutes Wort, ein Mutmacher, ein Lichtschein für das Herz oder einfach auch nur die Stunde der Besinnung und Ruhe. Daraus erwächst Kraft für den Alltag.

Welche Unterschiede bestehen zwischen einer Auslandsgemeinde und Gemeinde in der Heimat?

Da muss ich hier noch mehr wahrnehmen und kennenlernen. Was ich schon mitbekommen habe, dass die Menschen sehr mobil und flexibel sind. Viele Menschen haben ungewöhnliche Biografien, die häufig mit Auf- und auch mit Abbrüchen zu tun haben. Ein weiterer Unterschied besteht natürlich darin, dass die Entfernungen der Wohnorte der Gemeindemitglieder sehr, sehr viel weiter verstreut sind und es manchmal einen Tag dauern kann, bis man jemanden besucht. Als Auslandsgemeinde sind wir eine Freiwilligkeitskirche, das heißt, man muss sich sehr bewusst als Kirchenmitglied eintragen und Mitgliedsbeitrag zahlen. Und es gibt, und das finde ich sehr erfreulich, in der Gemeinde auch eine große ökumenische Offenheit. Selbstverständlich sind Menschen anderer Konfessionen und Religionen auch zu unseren evangelischen Gottesdiensten herzlich eingeladen.

Welche Veränderungen bringen Sie mit?

Erst einmal möchte ich die Gemeinde und die Menschen in ihr kennenlernen und mich mit der thailändischen Umgebung vertraut machen. Danach kann ich dann wohl erahnen, was in Zukunft auch verändert werden muss.

Gibt es ein bestimmtes Konzept, mit dem sich Ihre Gemeindearbeit charakterisieren lässt?

Ja, Begegnung, Erfahrung und Dialog. Die Gemeinde und der Gottesdienst sind für mich Orte der Begegnung zwischen Gott und Mensch, aber auch Orte der Begegnung von Menschen, wo mein Gegenüber zum Nächsten wird. Ich bin in meiner Gemeindearbeit davon geprägt, Menschen bewusst einzubeziehen mit ihren eigenen Erfahrungen, Gefühlen und seelischen Bedürfnissen. Theologie macht für mich nur Sinn, wenn wir uns über Erfahrungen austauschen. Theologie darf niemals Selbstzweck werden: Jesus hat beispielsweise zu einem Gelähmten gesagt: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ Das bedeutet, dass wir durch Begegnung, durch Erfahrung und durch das miteinander reden heil werden. Heilung wird durch Gott angestoßen, aber ich muss mich selbst darauf auch einlassen können.

Thailand ist ein buddhis­tisch sowie auch muslimisch geprägtes Land. Lassen Sie sich auch von den anderen beiden großen Religionen inspirieren?

Ja. Der katholische Theologe Hans Küng hat die Weltreligionen einmal mit einem verzweigten Flusssystem verglichen. Das ist ein schönes Bild, wenn wir uns vorstellen, dass die verschiedenen (Religions-)Flüsse aus unterschiedlichen Richtungen zusammenkommen. Und Thailand ist Gott sei Dank ein Land, in dem viele Weltreligionen zusammenfließen. Das ist bereichernd und erfrischend für das Leben.

Ihre Begrüßungsworte an Ihre Gemeindemitglieder und unsere Leserschaft:

Wo immer Sie sich auf Ihrer Lebensreise befinden, in unserer Gemeinde sind Sie herzlich willkommen. Ich freue mich auf das Kennenlernen und auf gute und intensive Begegnungen, Erfahrungen und Gespräche. Weitere Informationen zu unserer Gemeinde erfahren Sie auf der Webseite www.die-bruecke.net.

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