Kurz gefragt - Bruno Odermatt

Kurz gefragt - Bruno Odermatt

BANGKOK: Bruno Odermatt (58) hat in der Schweiz Betriebswirtschaft studiert und seine Studien in Paris, London und den USA erweitert. Er hat viele Jahre in Führungsfunktionen für die Zurich Insurance Group in Europa und USA gearbeitet, wurde 1997 als CEO mit der Leitung der Thai Zurich Insurance beauftragt und führte ab 2005 die ThaiSri Insurance in Thailand. Seit 2011 ist er als Partner beim Versicherungsmakler A-SURE/VR Brokers in Bangkok tätig und betreut das lokale und internationale Unternehmungsgeschäft sowie die deutschsprachigen Kunden. Der Schweizer ist ein Fellow der Chartered Property and Casualty Underwriter Society (CPCU) in den USA und genießt mit seiner Familie das pulsierende Leben in Bangkok. Über viele Jahre hat er eine besondere Affinität zu Thailand und seinen Menschen entwickelt.

Jeder Besitzer eines Fahrzeugs muss eine Pflichtversicherung abschließen. Was deckt sie für Motorräder und Autos ab?

Die gesetzliche Haftpflichtversicherung zahlt im Falle eines Unfalls eine Mindestsumme aus, z.B. bei Autos 50.000 Baht für Körperschäden und 200.000 Baht für Todesfall und Invalidität. Die gleiche Entschädigungssumme gilt auch bei Motorrädern.

Warum empfiehlt sich eine Premiumversicherung?

Es lohnt sich in jedem Fall, eine Premiumversicherung abzuschließen, die Deckung für Eigenschäden (Vollkasko) bietet sowie Sach- und Körperschäden an Drittfahrzeugen und Personen abdeckt (Haftpflicht), z.B. bei einer Kollision mit einem anderen Fahrzeug. Da größere und luxuriöse Fahrzeuge in Thailand verhältnismäßig teuer im Ankauf sind, sollte ein solches Investment gut abgesichert sein. Es ist zu beachten, dass bei Sachschäden an Drittpersonen (Haftpflicht) jeweils ein Deckungslimit besteht. Dieses Limit sollte sich zwischen 2,5 Mio. und 5 Mio. Baht bewegen, damit im Falle eines größeren Schadens keine Schadensbeträge aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen.

Welche zusätzlichen Leis­tungen bringt eine Premiumversicherung?

Bei einer Premiumversicherung werden Zusatzleistungen angeboten, wie höheres Limit für Haftpflichtansprüche an Dritte, eine Unfallversicherung für den Lenker des Wagens, Leistungen für Todesfall und Invalidität, Entschädigung von medizinischen Kosten, Kaution (Bail Bond) und Assis­tance Service (Notdienst).

Wie hoch sind die Gebühren für Versicherungen?

Die Versicherungsprämien in Thailand richten sich nach einem verbindlichen Tarif, der nach dem Wert des Fahrzeugs, Motorengröße (Hubraum) und Fahrzeugtyp kalkuliert wird. Die Erfahrung und das Fahrverhalten des Lenkers spielen eine untergeordnete Rolle, obwohl es Rabatte für schadenfreies Fahren (No Claim Bonus) sowie Flottenrabatte gibt, wenn mehr als drei Fahrzeuge versichert werden, was sehr häufig vorkommt, da etliche Versicherungsnehmer zwei oder mehrere Fahrzeuge besitzen.

Thailand ist eines der unfallträchtigsten Länder weltweit.

Thailand hat eine der höchsten Unfallraten pro Einwohner weltweit, und das Risiko, dass man auch bei defensiver Fahrweise in einen Unfall verwi­ckelt wird, ist verhältnismäßig hoch. Bei einem Autounfall sollte besonders bei Nacht die Unfallstelle gesichert werden, z.B. mit Warnlichtern, die sich in jedem Fahrzeug befinden sollten. Dann sollte die Notfallrufnummer (Hotline) der Versicherung angerufen werden, die sich in der Regel auf der Plastikhülle der Fahrzeugpolice oder auf einem Kleber an der Frontscheibe befindet. Die Versicherung wird dann unverzüglich einen Schadenexperten zur Unfallstelle schicken. Dieser nimmt den Schaden auf und fotografiert die Unfallspuren von allen Seiten aussagekräftig. Bei größeren Sachschäden oder Körperschäden ist es ratsam, die Polizei einzuschalten, wobei die Fahrzeugposition nicht verändert werden sollte, bis alle Fakten aufgenommen sind. Besonders in größeren Verkehrszentren wird die Polizei dann die Anweisung geben, die Fahrzeuge von der Unfallstelle zu räumen, um den stockenden Verkehr nicht aufzuhalten. In Bangkok sollten die Schadenleute der Versicherung in der Regel innerhalb von 30 Minuten am Unfallort sein. Es ist ratsam, immer eine Kopie der aktuellen Police im Handschuhfach des Fahrzeugs mitzuführen, da sich darauf alle Kontaktdaten der Versicherungsgesellschaft und des Assis­tance Service befinden.

Die meisten Ausländer sprechen nicht oder nur geringfügig Thai und Thais wiederum nur selten Englisch. Wie kann das Kommunikationsproblem gelöst werden?

Die Mitarbeiter der Schaden-Hotlines der größeren Versicherungen sprechen in der Regel Englisch und können dem Schadenbearbeiter vor Ort konkrete Anweisungen erteilen. Kommunikation ist in der Regel eines der größten Probleme bei einer Unfallabwicklung, da viele Ausländer nur geringfügig Thai oder Englisch sprechen. Es ist deshalb wichtig, sofort die Hotline zu kontaktieren und sicherzustellen, dass ein Schadenmitarbeiter der Versicherung umgehend zur Unfallstelle kommt.

Sollte sich der Fahrer bei einem Bagatellschaden mit dem Unfallbeteiligten über die Schadenregulierung einigen?

Bei Bagatellschäden ist es ratsam, sich mit dem Unfallbeteiligten über die Schadenregulierung zu einigen, wenn das Protokoll des Versicherungsmitarbeiters über den Unfallhergang klar aufgestellt ist. Die Schuldfrage wird in der Regel von der Polizei und der Versicherung festgelegt, wobei es bei größeren Sach- oder Körperschäden ratsam ist, die Hilfe des Versicherungsmaklers in Anspruch zu nehmen, besonders, wenn Zweifel bei der Schuldfrage bestehen. Der Makler kann dem Versicherungsnehmer auf Grund seiner Erfahrungen wertvolle Hinweise und Ratschläge vermitteln, da er die Interessen des Versicherungsnehmers vertritt. Die größeren Versicherungen haben eigene Anwaltsabteilungen, die bei größeren und komplexeren Schadensfällen den Versicherungsnehmer unterstützen. Besonders bei Unfällen mit verletzten Personen ist es ratsam, diesen Service in Anspruch zu nehmen.

Kommt die Versicherung bei einem Premiumvertrag für alle entstehenden Kosten und Ausgaben auf?

Bei einer Premiumversicherung übernimmt die Versicherung in der Regel alle anfallenden Kosten für Sach- und Personenschäden, das kann auch medizinische und Spitalkosten für die verletzten Unfallopfer beinhalten. Da in Thailand die Reparaturarbeiten eines beschädigten Wagens erhebliche Zeit beanspruchen können, gibt es auch Versicherungsprodukte, bei denen die Kosten für einen Leihwagen für eine bestimmte Zeitperiode übernommen werden. Das ist eine sinnvolle Zusatzleistung neben einem gut funktionierenden Assistance Service, da Unfälle, wenn auch nur Bagatellschäden entstehen, doch größere Stresssituationen hervorrufen. In jedem Falle lohnt es sich, für das Fahrzeug eine gute Vollkaskoversicherung bei einer etablierten Versicherung mit einem guten Schaden-Service Network und Assistance Service abzuschließen.

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Leserkommentare

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