Kunst als politisches Statement

Der Bangkoker Arin Rungjang stellt auf der „documenta 14“ in Kassel aus

Die Halbplastik des thailändischen Künstlers Arin Rungjang zeigt schwerbewaffnete Soldaten. Foto: Skopp
Die Halbplastik des thailändischen Künstlers Arin Rungjang zeigt schwerbewaffnete Soldaten. Foto: Skopp

BANGKOK: Für seinen mehrteiligen Beitrag zur „documenta 14“ in Kassel hat der thailändische Künstler Arin Rungjang die politische Geschichte seines Landes thematisiert.

Er präsentiert in der sogenannten Neuen Neuen Galerie in der Hauptpost das Video „246247596248914102516 … And then there were none” und eine monumentale Halbplastik aus Holz und Messing. Die Skulptur zeigt bewaffnete Soldaten und gilt als partielle Reproduktion des Demokratiedenkmals in Bangkok. In Verbindung mit dem Film und verschiedenen historischen Materialien bietet Arin Rungjang eine kritische Lesart der Beziehung Thailands zu Faschismus und Diktatur sowie der Verschiebungen zwischen persönlicher und kollektiver Geschichtswahrnehmung, heißt es im Begleittext zu den Installationen.

Erinnerung an die Revolution

Das Demokratiedenkmal soll an die „Siamesische Revolution“ von 1932 und das Ende der absoluten Monarchie erinnern, ist aber auch – aufgrund seiner Machtverherrlichung – zum Ausdruck militärischer Gewaltherrschaft geworden, ein Symbol für Faschismus und bloße Lippenbekenntnisse zur thailändischen Demokratie.

Im Begleittext wird an den 14. Oktober 1973 erinnert, als nahezu 500.000 Menschen – Studenten, Arbeiter und weitere Bevölkerungsgruppen – gegen das Militärregime von Thanom Kittikachom und für die Demokratie demonstrierten und von der Thammasat Universität zum Demokratiedenkmal marschierten. Sie forderten die Freilassung von zuvor verhafteten Studenten, Lehrern und Journalisten.

Im Film berichten zehn Studenten

Der damalige Premier Thanom erteilte der Armee den Schießbefehl. Nach offiziellen Angaben wurden bei den Unruhen am 14. Oktober in Bangkok 77 Demonstranten von Soldaten erschossen und über 800 Menschen verletzt. Augenzeugen zählten wesentlich mehr Todesopfer. Die Demonstration signalisierte den Beginn einer von starken Unruhen und Gewalt geprägten Epoche, Thailands schwierigen Weg zur Demokratie. Der Einkanal-Film „And then there were none“ zeigt die halbfiktive Erzählung von zehn Studierenden, die in den Nachwehen der Demonstrationen aus Bangkok flohen.

Arin Rungjang lebt und arbeitet in Bangkok.
Arin Rungjang lebt und arbeitet in Bangkok.

Der 1975 in Bangkok geborene Arin Rungjang lebt und arbeitet in der thailändischen Hauptstadt. Seine oftmals verschlüsselt und indirekt wirkende Kunst ist Strategie. Seine Werke interpretieren oft den räumlichen Zustand von Orten im Alltag. Seine Arbeiten lösen konventionelle Barrieren zwischen privatem und öffentlichem Raum aus.

Hauptsächlich Videos und Installationen

Arin Rungjang arbeitet mit Haushaltsgegenständen und integriert sie in den gesamten künstlerischen Prozess. Seine Arbeit erstreckt sich über verschiedene Medien und konzentriert sich hauptsächlich auf Video- und standortspezifische Installationen. Seine Interessen liegen in der Erforschung des Alltags und der Erlebnisse, wie Gedächtnis, Wohnraum, Familie, Familiengeschichte und Migration.

Die „documenta 14“, weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst, ist bis zum 17. September geöffnet.

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