KOH SAMUI/BANGKOK: Eine Gruppe von Internet-Hackern setzt ihren Cyber-Krieg gegen Thailands Justiz und Polizei wegen der zum Tode verurteilten Burmesen Zaw Lin und Wai Phyo (beide 22) fort. Seit Wochen legen sie Webseiten von Polizei, Justiz und jüngst auch von Strafgefangenenanstalten lahm und protestieren so gegen das ihrer Ansicht nach ‚skandalöse Fehlurteil‘.
Am 28. Januar hatte die Hacker-Gruppierung namens ‚Blink Hacker Group‘ die Internetseiten von 20 Strafanstalten blockiert und wichtige Informationen aus den Netzwerken gestohlen – darunter laut Bericht der Bangkok Post auch brisante Details von entflohenen Häftlingen, die bis heute nicht gefasst worden seien. Die Blink Hacker Group gab eine Woche nach ihrer Cyber-Attacke die Haftanstalt-Internetseiten wieder frei, nicht ohne den hämischen Hinweis, dass die Internet-Fähigkeiten der dort arbeitenden IT-Fachkräfte ‚stümperhaft‘ seien.
Auslöser des nunmehr dritten großangelegten Hacker-Angriffs auf die Computersysteme der thailändischen Justiz ist der Doppelmordfall von Koh Tao. Am 24. Dezember waren die Fremdarbeiter Zaw Lin und Wai Phyo aus Myanmar vom Provinzgericht Koh Samui zum Tode verurteilt worden. Das Gericht sah es trotz massiver Kritik an der Ermittlung sowie der DNA-Beweisführung als erwiesen an, dass die zwei Burmesen am 15. September 2014 am Strand des Sairee Beachs auf Koh Tao die britischen Rucksacktouristen Hannah Witheridge und David Miller geschändet und erschlagen hatten.
Gegen dieses Urteil läuft eine Berufung. Die Verteidigung kündigte an, bis zum Obersten Gerichtshof Thailands zu klagen und mit allen Mitteln für die Freilassung ihrer unschuldigen Mandanten zu kämpfen. Zaw Lin und Wai Phyo sind laut Auffassung der Verteidiger und vieler Menschenrechtsorganisationen durch Folter und Drohungen zu ihren später widerrufenen Geständnissen gezwungen worden. Die wahren Mörder der beiden jungen Briten befänden sich bis heute auf freiem Fuß, so die Verteidigung.
Nur wenige Tage nach der Urteilsverkündung waren Zaw Lin und Wai Phyo in die Sicherheitsstrafanstalt nach Nakhon Si Tammarat in Südthailand verlegt worden. Dort mussten sie 24 Stunden Fußketten tragen und durften ihre Zellen nicht verlassen. Besuche waren nur noch sporadisch zugelassen. Ende Januar wurden beide nach Bangkok überstellt und sitzen seither in der berüchtigten Haftanstalt Bang Kwang ein – in der westlichen Welt durch den schauerlichen Beinamen ‚Bangkok Hilton‘ bekannt.
Ständige Beschwerden der Verteidigung und von Menschenrechtsorganisationen scheinen nunmehr dazu geführt zu haben, dass Zaw Lin und Wai Phyo nicht mehr wie wilde Tiere angekettet bleiben müssen. Laut Angaben von Andy Hall, dem britischen Berater der Verteidigung der beiden Burmesen, sind ihnen endlich die Fußketten entfernt worden. Zaw Lin und Wai Phyo dürfen sich wie andere Gefangene in Bang Kwang in ihren Zellentrakten bewegen und erhielten auch Hofgang.
Leider, so Andy Hall, habe die thailändische Justiz die zwei Leidensgenossen getrennt. Sie sitzen seit einer Woche in unterschiedlichen Strafblöcken und haben keinen Kontakt mehr zueinander. Das sei für die zwei Freunde eine schlimme zusätzliche Belastung.
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