PEKING: Die chinesische Journalistin und Mitarbeiterin der Deutsche Welle, Gao Yu, wird aus medizinischen Gründen aus dem Gefängnis entlassen.
Nach internationalen Appellen entschied das Berufungsgericht in Peking, die 71-Jährige wegen ihrer Krankheit in den offenen Vollzug nach Hause zu entlassen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag berichtete.
«Das Krankenhaus und das Gericht haben bestätigt, dass ihre Gesundheit in einem sehr schlechten Zustand ist und sie deswegen nicht in der Lage ist, ihre Haft im Gefängnis abzusitzen», bestätigte der Anwalt Mo Shaoping der Deutschen Presse-Agentur.
«Sie kann nach Hause und sich in medizinische Behandlung begeben», sagte der Anwalt. Doch müsse Gao Yu bestimmte Auflagen erfüllen. Details wurden nicht genannt. Zuvor hatte das Berufungsgericht ihre Haftzeit um zwei auf fünf Jahre verringert. Acht Stunden später berichtete die Staatsagentur Xinhua von der Haftverschonung.
Das Gericht habe auf Gao Yus Antrag hin festgestellt, dass die beauftragten Krankenhäuser und medizinischen Dokumente nachgewiesen hätten, dass sie «tatsächlich ernsthaft krank» sei. Aus diesem Grund sei entschieden worden, dass der Vollzug der Strafe «vorerst außerhalb des Gefängnisses» stattfinden werde.
Die Bundesregierung hatte sich mehrfach für die Freilassung der kritischen Journalistin eingesetzt und dabei wegen ihrer Herzkrankheit auch auf humanitäre Gründe gepocht.
«Es sind wundervolle Nachrichten, dass Gao Yu aus medizinischen Gründen entlassen wird», sagte William Nee von Amnesty International. Die harte Arbeit der Anwälte und der internationalen Gemeinschaft hätten sich gelohnt.
Zuhause werde Gao Yu aber weiter unter Überwachung sein, sagte Nee. Auch werde sie sich nicht frei bewegen dürfen und «unter einer Art Hausarrest stehen». Ihre Lage müsse verfolgt werden. «Amnesty fordert, dass alle Beschränkungen für Gao Yu aufgehoben werden.»
Die renommierte Journalistin war im Mai 2014 festgenommen und im vergangenen April wegen des angeblichen «Verrats von Staatsgeheimnissen» zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.
In dem Geheimprozess war ihr vorgeworfen worden, ein internes Parteidokument an eine ausländische Webseite weitergegeben zu haben. Es soll sich um das berüchtigte «Dokument Nr. 9» gehandelt haben, in dem zum Kampf gegen westliche Ideen wie Pressefreiheit oder Demokratie aufgerufen wurde.
Die Journalistin, die bis 1999 wegen eines ähnlichen Vorwurfs sechs Jahre in Haft gesessen hatte, durfte in China schon lange nicht mehr publizieren. Gao schrieb aber für ausländische Medien wie den chinesischen Dienst des deutschen Auslandssenders.
In keinem Land der Welt sitzen so viele Journalisten hinter Gittern wie in China, berichtete das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ). Mit 44 Journalisten in Haft sei Ende 2014 die höchste jemals für China erhobene Zahl festgestellt worden.
China ist auch eines der Schlusslichter auf der Rangliste der Pressefreiheit, die «Reporter ohne Grenzen» veröffentlicht. Das Land steht auf Platz 176 der 180 Länder - hinter dem Iran oder dem Sudan und vor Syrien oder Nordkorea, wie die Organisation mitteilte, die sich weltweit für Informationsfreiheit einsetzt.
Pfui-den Nein-Sagern !