Korruptionsverdacht: Massendemo gegen Malaysias Regierungschef

Foto: epa/Ritchie B. Tongo
Foto: epa/Ritchie B. Tongo

KUALA LUMPUR: Nach der Aufdeckung dubioser Millionenbeträge auf Konten des Regierungschefs sind in Malaysia am Wochenende Zehntausende Demonstranten auf die Straßen gegangen. Sie ignorierten ein Demonstrationsverbot und forderten den Rücktritt von Najib Razak.

Allein in Kuala Lumpur waren trotz Regens am Sonntag nach Schätzungen mindestens 20 000 Menschen auf der Straße. Auch in anderen Teilen des muslimischen Landes in Südostasien wurde demonstriert. «Dieser Regierungschef ist mir peinlich», stand auf Plakaten.

Auf Najibs Konten waren dubiose Millionensummen entdeckt worden. Die Antikorruptionsbehörde erklärt, das seien legitime Wahlkampfspenden aus dem Nahen Osten. Sie sieht keinen Anlass für weitere Ermittlungen. Najib gab sich am Sonntag trotzig. «Was sind schon 20 000 Menschen?», sagte er. «Wir könnten Hunderttausende (Anhänger der Regierung) auf die Straße bringen.»

Die Demonstranten trugen gelbe T-Shirts, die Farbe der Opposition. Das Innenministerium hatte gelbe Kleidung am Freitag verboten, aber auch das ignorierten sie. «Wir lassen uns nicht einschüchtern», sagte der Student Amir.

In der Küstenstadt Malacca 150 Kilometer südlich der Hauptstadt wurden zwölf Menschen mit gelben T-Shirts vorübergehend festgenommen. In Kuala Lumpur hielt die Polizei sich zurück. «Wir sind froh, dass sie gesunden Abstand hält», meinte Teilnehmer Pang Chin Liu. «Wir wollen keine Ausschreitungen, wir sollen dem Regierungschef nur unsere Meinung sagen.»

«Malaysia ist in einer Korruptionskrise», schrieb die Organisation Transparency International, die Korruption weltweit misst, gerade. Die Unabhängigkeit der Antikorruptionsbehörde und der Gerichte müssten gestärkt werden, forderte sie.

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