Koh Tao: Mordverdächtige widerrufen Geständnisse

Koh Tao: Mordverdächtige widerrufen Geständnisse

THAILAND: Neue Wende im wenden-reichen Doppelmordfall auf Koh Tao, bei dem am 15. September am Sairee Beach die jungen Briten Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) bestialisch ermordet worden waren. Die beiden von der Royal Thai Police als Täter präsentierten Burmesen Zaw Lin und Win Zaw Htun haben ihre Geständnisse widerrufen und behaupten nun, sie seien durch Folter und Drohungen zu ihren Schuldeingeständnissen gezwungen worden.

Der Jurist Aung Myo Thant von der burmesischen Botschaft in Thailand erklärte, beide Angeklagte hätten ihm gegenüber im Provinzgefängnis auf Koh Samui ihre Mordgeständnisse als erzwungen bezeichnet. Zu einem weiteren Burmesen, einem ominösen Kronzeugen der Anklage, habe er keinen Zugang erhalten, sagte Aung Myo Thant. Der Freund der beiden Mordverdächtigen ist als  Maung Maung identifiziert worden und wird von den thailändischen Ermittlungsbehörden hermetisch abgeschirmt. Er soll der Polizei wertvolle Hinweise auf seine zwei Landsleute geliefert haben.

Der Druck auf die Royal Thai Polizei, so schnell wie möglich eine unabhängige forensische Untersuchung der Mordopfer sowie der gesammelten Spuren zuzulassen, steigt. Bei der großen Pressekonferenz zur Aufklärung des Mordfalles von Koh Tao in Bangkok war beinahe die gesamte Spitze der Thailändischen Polizei erschienen. Polizeichef  Somyot Pumpunmuang betonte am Dienstag noch einmal ausdrücklich, sowohl die DNA-Spurenabgleiche als auch ausgewertete CCTV-Videoaufnahmen wiesen eindeutig in Richtung Täterschaft von Zaw Lin und Win Zaw Htun.

Obwohl die Thaipolizei besonderen Wert auf die Feststellung legte, dass die Ermittlungsergebnisse in Myanmar und Großbritannien positiv aufgenommen worden seien, deuten Beobachter der Ermittlungen dies anders. Allein die Tatsache, dass der britische Botschafter fast demonstrativ der Pressekonferenz der Polizei in Bangkok ferngeblieben war, werten Kritiker als ein Zeichen der Distanz. Auch von burmesischer Konsularseite war gestern richtiggestellt worden, dass man noch weitere Informationen benötige und keineswegs voreilig zum Abschluss der Mordermittlungen gratulieren wolle.

Premierminister Prayuth Chan-o-cha wird morgen, Donnerstag, zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Myanmar erwartet – mit dabei hat er dann auch detaillierte Ermittlungsergebnisse seiner Polizei für etwaige heikle Fragen. Gestern wurde Polizeigeneralmajor Suwat, zuvor Chefermittler auf Koh Tao gesehen, wie er mit Ermittlungsunterlagen in den Armee-Club in Bangkok eilte und dem Premierminister wichtige Informationen für seine diplomatische Reise ins Nachbarland überbrachte.

Amnesty International schaltete sich aufgrund der Foltervorwürfe ebenfalls in den Doppelmordfall von Koh Tao ein. Neben Anwaltsvereinigungen, Menschenrechtsorganisationen, britischen und lokalen Medien sowie sozialen Netzwerken springt damit eine weitere Organisation auf das Karussell der Kritiker auf. Der Mordfall auf Koh Tao, seine Ermittlungsrealität und die urplötzliche Präsentation zweier burmesischer Täter sind nicht überall auf Gefallen gestoßen. Die skeptischen Stimmen wollen weltweit nicht abreißen. (Foto: epa)

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ernst Blum 09.10.14 10:36
Ob sie dazu gezwungen wurden
Ich habe schon von Anfang an gedacht, dass dieses Geständnis erzwungen wurden.