Koh Tao-Mord: Neuer Chef und neue Ermittlungen

Koh Tao-Mord: Neuer Chef und neue Ermittlungen

THAILAND: Kein Fortschritt und kein Täter im Mordfall auf Koh Tao vom 15. September. Elf Tage sind seit der Ermordung von Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) an Koh Taos Sairee-Beach vergangen, 171 DNA-Tests wurden durchgeführt – alle mit Spuren am blutigen Tatort gefundenen Spuren abgeglichen – seither ist nur die Nervosität gestiegen, aber nicht die Erfolgsbilanz der Polizei.

Wie groß der Druck auf die mittlerweile drei Regie führenden Polizeigeneralmajore aus Surat Thani und Bangkok sowie ihre 150 Ermittlungsbeamten ist, verdeutlichte gestern eine rüde Zurechtweisung eines thailändischen Reporters durch Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha. Dieser reagierte unwirsch auf die Frage, weshalb trotz mehrfacher Ankündigung baldiger Resultate immer noch im Sand von Koh Tao gestochert werde. Chan-ocha entgegnete: „Lassen Sie die Polizei ihre Arbeit tun, wir wollen keinen Sündenbock präsentieren, sondern die wahren Täter!“

Der Premierminister als direkt in die Mordermittlung involviertes Staatsoberhaupt Thailands sagte, dass nur DNA-Vergleiche mit einer Übereinstimmung der Spermaspuren im Körper des Mordopfers Hannah Witheridge eine 100-prozentige Täterschaft nachweisen könnten. Die Laboruntersuchungen seien für diesen Fall essenziell.

Der Chef von Bangkoks Metropolitan Polizei, Generalmajor Suwat Jaengyodsuk, war erst gestern mit sieben Kripobeamten einer Spezialeinheit nach Koh Tao beordert worden und scheint dort die Regie übernommen zu haben. In westlichen Medien und in Koh Taos Expatriatkreisen wurden Ausführungen von ihm mit Erstaunen aufgenommen, dass nun wieder in vier Richtungen ermittelt werde: Burmesische Leiharbeiter, westliche Touristen, Thais, die zuvor einen Streit mit den Opfern gehabt haben könnten sowie die bereits ins Rampenlicht geratenen lokalen Betreiber von Bar-Diskotheken und Hotels.

Bei thailändischen Fernsehsendern und in allen Print- und Onlinemedien steht der Doppelmord auf Koh Tao immer noch an oberster Stelle des Interesses. Der Zickzack-Kurs mit einer Fülle angeblicher Tatverdächtiger ging auch an den Journalisten nicht spurlos vorüber. Einem Teil der Medien hat Thailands Polizeichef durch die spekulative Berichterstattung eine Mitschuld an dem schleppenden Ermittlungsfortgang zugewiesen. Unerwähnt ließ er, dass die Polizei selbst anfangs einseitig in Richtung burmesischer Migranten und westlicher Touristen ermittelt hatte und auch dadurch große Unruhe im Umfeld von Koh Tao entstanden ist.

Höhepunkt war Anfang dieser Woche der Auftritt eines schottischen Touristen und Teilzeitarbeiters der berüchtigten Sairee-Bar gewesen, der den Tatvorwurf auf einflussreiche Kreise auf Koh Tao gelenkt hatte (wir berichteten). Der Schotte, der von dem Barbesitzer und zwischenzeitlich ebenfalls tatverdächtigen Betreiber der AC-Bar selbst belastet worden war, befindet sich in Schutzhaft und fürchtet um sein Leben. Weder seine DNA noch die von lokalen Koh Tao-Geschäftsleuten brachten jedoch eine Übereinstimmung.

Polizeigeneralmajor Suwat Jaengyodsuk wiederholte gestern noch einmal: Gesucht werde ein Mann asiatischer Herkunft, Burmesisch oder Thailändisch, 1,70 Meter groß, Schuhgröße 40. Eine am Tatort gefundene Fußspur sei zwischenzeitlich mit vielen auf Koh Tao lebenden und arbeitenden Asiaten am Strand abgeglichen worden. Die Polizei werde jedem auch nur kleinsten Hinweis nachgehen.

Eine weitere wichtige Frage versucht die Sonderkommission seit mehreren Tagen zu klären. Wer hat Koh Tao nach dem Tatmorgen am 15. September fluchtartig verlassen? Eine Belohnung von insgesamt 713.000 Baht soll die Zungen etwaiger Mitwissen lockern. Neben den vorhandenen DNA-Spuren der mindestens zwei Mörder setzen die Ermittler auch darauf, dass eine so grausame Bluttat im Zentrum des Tourismus auf Koh Tao Zeugen bekannt geworden sein müsste, die aus Angst schweigen. (Foto: The Nation)

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