Zerstört Terror den Tourismus in Thailand?

Zerstört Terror den Tourismus in Thailand?

BANGKOK: Das Luxushotel Hyatt Erawan an der Rajprasong-Kreuzung in Bangkok ist eine Top-Adresse. Mitten in Thailands Hauptstadt, umgeben von Einkaufszentren und einem belebten, farbenfrohen Hindu-Schrein. Am Montagabend entspannt die Familie Fabbiani aus Südtirol am Pool im fünften Stock des Hotels. Auf einmal gibt es einen lauten Knall, eine Explosion.

«Das ganze Gebäude hat gewackelt», erzählt der 44-jährige Francesco Fabbiani. Die Familie - Vater, Mutter, drei Kinder - kann sich keinen Reim auf das Geschehen machen, doch dann der Horror: «Mein Sohn hat es zuerst bemerkt - im Poolbereich landeten kleine Trümmerstücke und Körperteile», berichtet Fabbiani. Am Erawan-Schrein ist eine Bombe explodiert. 20 Menschen sterben, 125 werden verletzt.

Die Familie ist in Bangkok auf der Durchreise. Zwei Stunden vor der Explosion saß sie noch am Schrein. «Wir haben da immer Pause gemacht, bevor wir ins Hotel gegangen sind», erzählt die Mutter, Verena von Ausschnaider. Bevor Hotelwachleute die Gäste ins Innere drängen, erhascht Fabbiani noch einen Blick vom Balkon. Ihm bietet sich ein schreckliches Bild - auf der sonst so belebten Kreuzung steht alles still. Körper liegen leblos auf der Straße. «Ich sah Rauch und hörte Schreie. Die Rettungskräfte waren noch nicht da. Es war schlimm.»

Einige Touristen wollen nach diesem Ereignis einfach nur weg aus Thailand: Wendy Liu ist eben erst in ihrem Hotel angekommen, als die Bombe explodiert. Es liegt nur wenige Meter vom Schrein entfernt. «Ich wollte am Donnerstag weiterfliegen, habe aber den Flug auf Dienstagabend vorverlegt», sagt die Touristin aus Taiwan. «Ich fühle mich hier nicht mehr sicher.» Genau dies sei die Absicht der Attentäter gewesen, so die Regierung. «Sie wollen unsere Wirtschaft und den Tourismus zerstören», sagt Regierungschef Prayuth Chan-ocha.

Für die Geschäftsleute in Bangkoks Innenstadt wiederholt sich ein Alptraum - immer wieder trübte in den vergangenen Jahren politische Gewalt das Bild vom Urlaubsparadies. 2010 etwa besetzten Regierungsgegner wochenlang Rajprasong, leere Hotels und Läden waren die Folge. Mehr als 90 Menschen starben bei Zusammenstößen mit der Armee. Auch 2013 und 2014 wurde die Kreuzung besetzt. Erst nach einem Militärputsch im Mai vergangenen Jahres kehrte Ruhe ein. Diese erwies sich nun als trügerisch.

«Wir fürchten das Schlimmste», sagt Pau Bhanuband vom Rennaissance-Hotel. «Touristen kommen nicht mehr in unsere Gegend und die Einheimischen haben zu viel Angst, um hier essen zu gehen». Auch Pongsasakorn Kornkum macht sich Sorgen: «Jedes Mal wenn es hier politische Unruhen gibt, verlieren wir mindestens 30 Prozent Umsatz», sagt der Manager eines Bagel-Ladens. «Ich kann die Kunden, die wir heute hatten, an einer Hand abzählen.»

Die Sicherheitsvorkehrungen seien verschärft worden, versichert die Touristenbehörde TAT. «In der ganzen Stadt sind Patrouillen unterwegs, um die Sicherheit der Einheimischen und Besucher zu gewährleisten.» Das öffentliche Leben sei nicht beeinträchtigt. Nach einer Studie des Kreditkartenunternehmens Mastercard war Bangkok im vergangenen Jahr nach London weltweit das beliebteste Touristenziel. 16,4 Millionen Besucher seien gekommen. Für 2015 rechnete das Unternehmen mit 18,2 Millionen Besuchern - das war aber vor dem Bombenanschlag.

Am Dienstag herrscht in den Einkaufszentren um den Tatort wieder reger Betrieb. Der Horror scheint vergessen, Touristen machen Selfies mit dem Schrein im Hintergrund. Auch Familie Fabbiani will sich von der Gewalt nicht abschrecken lassen. «Wir haben keine Angst», sagt von Ausschnaider. «Ich sage jetzt nicht: "Ich würde nie wieder nach Thailand reisen." Wir machen auch wie geplant heute eine Runde und schauen uns um, ich will ja nicht, dass die Kinder Angst bekommen.» Ihr Mann stimmt zu: «Wir kennen Thailand. Und wir wissen, so etwas ist hier nicht an der Tagesordnung.»

Quelle: Cod Satrusayang, dpa

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