„Kirche muss Kontakte dort suchen, wo die Menschen leben“

​Die evangelische Gemeinde hat mit Gotthard Weidel einen neuen Pfarrer

„Kirche muss Kontakte dort suchen, wo die Menschen leben“

PATTAYA: Gotthard Weidel ist der neue Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Pattaya. Nach seiner feierlichen Einführung in das Amt warten zahlreiche Aufgaben auf den 67-jährigen gebürtigen Sachsen, der mit seiner Gattin Renate Weidel von Leipzig nach Pattaya übersiedelte und bis zum Osterfest 2015 in der Touris­tenmetropole bleiben wird.

Das Pfarramt im Ausland betrachtet der Pensionär als eine neue Herausforderung: „Wir wissen, dass die Deutschen im Ausland, wie andere Ausländer auch, eine eigene Community bilden. Dennoch müssen sich alle den Herausforderungen stellen, in der Fremde zu leben. Es gibt Chancen, neue und andere Einstellungen zu gewinnen. Ich erlebe oft in Auslandsgemeinden Menschen, die aus vielen Gründen in den letzten Jahrzehnten keine deutsche Kirche besuchten. In der Fremde entdecken sie, wie diese christlichen und manchmal auch bürgerlichen Selbstverständlichkeiten, die sie in der Heimat vehement ablehnten, doch zu ihrem Leben gehören. Das ist für mich spannend.“

Problem-Export kann zur Last werden

Da oft unerledigte Probleme aus der Heimat mit ins Ausland genommen und zur Last werden, betont Weidel die besondere Bedeutung der Seelsorge: „Ein Pfarrer steht zur Verfügung, um über Chancen und unangenehme Risiken, Befreiungen und verdrängte Sorgen ins Gespräch zu kommen. Auf der anderen Seite strukturieren wir mit unseren Gesprächsangeboten für viele die Woche, die im Rentneralltag keinen Anfang und kein Ende hat.“

Gotthard Weidel freut sich auf sein Amt in Pattaya.
Gotthard Weidel freut sich auf sein Amt in Pattaya.

Auf die Besonderheiten der Gemeinde in Pattaya wurde er von seinem Vorgänger Pastor Wagner vorwiegend per E-Mail vorbereitet: „Ich konnte entnehmen, dass es sich hier hauptsächlich um eine „Männer-Gemeinde“ handelt. Wo findet man so etwas in der Kirche, wo oft Frauen eine Mehrheit bilden?“ Da Weidel in Deutschland 12 Jahre als Soldatenseelsorger bei der Bundeswehr tätig war, ist er den Umgang mit Männern durchaus gewohnt: „Es ist erstaunlich, was für differenzierte Persönlichkeiten sich unter mancher rauen Schale verstecken.“

Nicht selten genießt Pattaya einen zweifelhaften Ruf. Bedenken hatte Weidel keine: „Kirche muss Kontakte dort suchen, wo die Menschen leben. Wenn Jesus seine Vorbehalte ausgelebt hätte, dann wären nicht die 12 Jünger berufen worden. Sie kamen nicht aus der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft. Das heißt nicht, dass Jesus nicht Grenzen gezogen hat. Aber: er grenzte nicht von vornherein aus. Das machte ihn sympathisch und angreifbar zugleich.“ So versteht es sich von selbst, dass Weidel auch dem Buddhismus offen gegenübersteht. „Uns führt nicht nur der berufliche Einsatz nach Thailand. Vielmehr steht meine sprichwörtliche Neugier dafür, andere Religionen vor Ort mit ihren Traditionen und Riten kennenzulernen. Wir können immer etwas von anderen Völkern oder Religionen lernen, ohne sie kopieren zu müssen. Ich wurde letztens gefragt: Darf ich als Katholik auch am protestantischen Abendmahl teilnehmen? Meine Gegenfrage lautete: Was würde Jesus sagen? Wir sollten nicht beim Streit der Konfessionen stehen bleiben, sondern die Begegnung suchen. In gleicher Weise sind wir offen für andere Religionen. Allerdings müssen wir unsere Grenzen kennen.“

Weihnachtsparty im Begegnungszentrum

Für die anstehenden Feiertage hat Weidel mehrere Aktivitäten geplant: „Am Heiligen Abend, Mittwoch, 24. Dezember, organisieren wir eine Christvesper und eine „X-mas“-Party im Begegnungszentrum. In diesem Zusammenhang werden wir alle deutschsprachigen Gäste auffordern, Spenden mitzubringen, die wir einem Waisenheim in Pattaya zur Verfügung stellen werden. Christen sind durch Christi Geburt beschenkte Menschen, denen es nicht schwerfallen sollte, Kinder aus vollen Herzen und Händen zu beschenken.“ Am Mittwoch, 31. Dezember, 19 Uhr wird ein Sakramentsgottesdienst gefeiert, zu dem alle herzlich eingeladen sind, die am Silves­terabend nicht in einer Bar versacken wollen. „Um Mitternacht werden wir auf dem Dach des Begegnungszentrums das neue Jahr begrüßen“, freut sich Weidel. Am Sonntag, 11. Januar lädt er zudem zu einem Neujahrsempfang ein.

„Ich freue mich über jede Einladung, die mich zu einem Club oder Familie usw. führt. Wo sich Menschen begegnen, kann das Verständnis füreinander wachsen. Sie sollen wissen, das Begegnungszentrum steht allen offen.“

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

theo kleine 30.11.14 07:14
Gute Wuensche zum Start
Ein offenes Ohr, ein wacher Blick, ein mitfuehlendes Herz mit kritischem Verstand und Gottes Segen fuer diesen fordernden Ort.
Guten Start