Ich weiß nicht viel, aber ich weiß, wo ich mich über alles informieren kann. Heutzutage muss sich niemand mehr sein Hirn zermartern, das Internet hat über Google die richtige Antwort parat. Vorausgesetzt natürlich, man kann damit umgehen. Mein technisches Verständnis hält sich in Grenzen. Aber für den normalen Alltag reicht es. Für schwierige Fälle habe ich Freunde, die mir dabei helfen.
Trotzdem kann Technik das Hirn nicht ersetzen. Jedes Gespräch bedarf eines Grundschatzes an Wissen, und wer in der Gesellschaft nicht isoliert werden will, muss sowohl geistig fit als auch redegewandt sein. Ich habe erlebt, dass Leute sich aufs Klo begaben, um ein bestimmtes Problem zu googeln. Lächerlich. Ich gebe gerne zu, wenn ich etwas nicht weiß und lasse mich gerne belehren. Außerdem weiß ich, dass Besserwisser nicht zu den beliebtesten Gesprächspartnern gehören.
Die Wissenschaft arbeitet weltweit an Robotern, die uns assistieren, bzw. unser Hirn befeuern sollen. Dabei wäre es viel wichtiger, unser Hirn von Plaques zu befreien, die zur Demenz führen und uns am Denken hindern. Aber unser Hirn ist immer noch nicht total erforscht. Ein Wunderwerk der Natur, das in seiner Vielfalt ausschließlich den Menschen vorbehalten ist und ihre Vormachtstellung in der Welt ausmacht. Allerdings ist das nicht immer ein Vorteil, denn mit unseren Möglichkeiten können wir die Natur zerstören, die Menschheit auslöschen und die Welt atomisieren. Andererseits hätten wir die Möglichkeit mit Hilfe unseres Gehirns die Welt in einen glücklichen Stern zu verwandeln. Hilfsbereitschaft wäre beispielsweise eine Komponente, die wir im Hirn gespeichert haben. Wenn wir sie einsetzen würden, könnte viel Elend auf unserer Erde verhindert werden. Auch die Liebe ist in unserem Hirn verankert. Ohne sie gäbe es die Menschen gar nicht mehr. Wie wir letztlich handeln wird meistens vom Bauch bestimmt. Aber er ist keinesfalls zuverlässig. Die vielen Ehescheidungen sind dafür ein klarer Beweis.
Thais verlassen sich häufig auf Wahrsager. Oder sie überlassen den Orakelstäbchen im Tempel ihre Entscheidung. Viel ist dabei bisher nicht herausgekommen. Vielleicht sollten sie sich die Thai-Chinesen als Vorbild nehmen. Die vertrauen ihrer Vernunft und sind deshalb auch erfolgreicher. Zwar verfügen viele junge Thais über Smartphones, aber wofür benutzen sie diese Geräte? Ganz bestimmt nicht, um ihr Wissen zu erweitern, sondern um sich zu verabreden, zu chatten, Musik zu hören oder Soaps zu sehen.
Offensichtlich ist es ihnen auch egal, ob sie führen oder geführt werden. Wichtig ist nur: Suk, Sanuk, Sabai – ein fröhliches, glückliches Leben. Für hartes arbeiten ist das Leben viel zu kurz. Glück hat, wer einen Farang findet, der einem dieses glückselige Leben ermöglicht.
Es waren Europäer, die zuerst auf die Idee kamen, die Welt zu kolonialisieren. Es waren Spanier und Amerikaner, die Sklaven für sich arbeiten ließen und andere Länder ausraubten. Holländer, Franzosen und Deutsche gehörten ebenso zu diesen Raubrittern. Verfügten diese Länder über mehr Hirn oder weniger Gewissen? Wahrscheinlich war Letzteres der Fall. Sie waren besessen von Macht und Gier. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit galten ihnen als Fremdwörter, so wie auch heute noch in zahlreichen Ländern unserer Welt.
Wenn ich noch einmal auf die Anfangsfrage dieser Kolumne zurückkommen darf: Kann die Technik unser Hirn ersetzen? Ich fürchte, von vielen Thais bekäme ich zur Antwort: „Ein Farang würde mir genügen“.
Leserkommentare
Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.