König Bhumibol: Thailands heiliges Â"Schutzdach”

Von Duangdee K. (Khun Daeng)

Das Volk Thailand und sein König waren immer eine unzertrennliche Einheit. Seit Jahrhunderten war es mit seinem König stets in vertrauter Verbundenheit. König Bhumibol ist der neunte Herrscherder 223 Jahre alten Chakri-Dynastie und der dienstälteste Monarch der Welt. Der am 5. Dezember 1927 im amerikanischen Cambridge, Massachusetts geborene König bestieg am 9. Juni 1946 den Thron.Er ist in der Schweiz aufgewachsen und besuchte dort die Grundschule und Gymnasium. Anschliessend studierte er in Lausanne Ingenieur, Jura und politische Wissenschaft.

Grosse Integrität

Thailand ist seit 1932 eine konstitutionelle Monarchie. Obwohl ihm die Verfassung keine direkte Macht zubilligt, hat König Bhumibol durch seine Integrität einen überragenden Einfluss im Land.Während seiner 59-jährigen Amtszeit kamen und gingen über 20 Regierungen, das Militär putschte mehr als ein halbes Dutzend Mal. Unruhen, ernsthafte Konflikte oder gar Aufruhr mit Blutvergiessenbeendete der König jedes Mal mit einem entschlossenen Machtwort. Es ist ihm zu verdanken, dass Thailand nicht in schwere Krisen stürzte. Da er von allen Bevölkerungsschichten hoch geschätzt undgeliebt wird, und das Volk ihm uneingeschränkt vertraut, bleibt der Zusammenhalt des Landes trotz mancher politischer Spannungen erhalten. So hängt in allen öffentlichen Gebäuden, Läden undWohnstuben, selbst auf entlegensten Inseln, ein Portrait des Königspaares.

Ein Grund für die Hochvereherung des Königs ist der Glaube der Thais an die Wiedergeburt. Um als König geboren zu werden, muss man in seinen mehreren vorhergegangenen Leben viele, vieleverdienstvolle Taten geleistet haben, die schliesslich ausreichen, eine so grosse BARAMIE * zu gewinnen. Ein anderer Grund sind die grossen Verdienste seiner Vorfahren, die dem Volke zugutekamen. Das Volk Thailands hat König Rama III, Rama IV, und Rama V (Grossvater des jetzigen Königs) sehr viel zu verdanken, denn durch ihre geschickt geführten Verhandlungen mit den westlichenEroberern entging Thailand den europäischen Kolonialgelüsten. Hinzu kommt, dass König Bhumibol seit fast 60 Jahren einen unermesslichen Einsatz für das Wohlergehen seiner Untertanen geleistethat. Er fährt mit seiner Familie in die entlegensten Dörfer und besucht die Ärmsten in ihren Hütten, um sich ihre Sorgen und Nöte anzuhören. Im Selbststudium hat sich der König zum Spezialistenfür Bewässerungsanlagen qualifiziert. Das grosse Gelände des Chitralada Palastes, beherbergt unter anderem Experimentierfelder für den Reisanbau und eine Rinderfarm. Hier testet Seine Majestätauf eigene Kosten Verbesserungen für die Landwirtschaft. Er richtete an seinem Hof eine Stiftung ein, die mit königlichen Geldern Entwicklungsprojekte finanziert und betreut. Mehr als 1300Stiftungsbüros gibt es im Land. Sie forsten Ödland wieder auf, bauen Kanäle und Krankenhäuser, ermuntern Bauern, statt Opium Obst anzupflanzen. Mit eigenen Augen beobachtet er die von ihm nachökolgischen Grundsätzen ausgearbeiteten Projekte.

Bei einem Interview sagte Seine Majestät:

“Man sagt, ein Königreich sei wie eine Pyramide; das Volk unten und der König oben. In diesem Land ist es umgekehrt, und deshalb habe ich manchmal solche Schmerzen in den Schultern”. (Berichtaus dem Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt, Juni’94)

Viele Lichter zum Fest

Sein Geburtstag am 5. Dezember wird als Nationalfeiertag und zugleich auch als Vatertag gefeiert. Da er seinem Volk mit so viel Liebe und Hingabe begegnet wie ein Vater seinem Kind, wird erauch als Vater des Thaivolkes verehrt. Der thailändische Staat veranstaltet als Geschenk zum Geburtstag des Königs viele kostenslose, allgemeine Sozialleistungen wie gesundheitlicheUntersuchungen und ärztliche Behandlungen, Blutspenden beim Roten Kreuz usw. Aber auch berühmte Schauspieler und Sänger Thailands versammeln sich und organisieren verschiedene Unterhaltungen wieShows und Tänze etc. Ganz Thailand ist im Dezember mit farbigen Lichtern, Flaggen, Blumen und Portraits des Königs geschmückt; in Bangkok ist die Dekoration am prächtigsten. Die Presse sowie alleFernseh- und Radiostationen gratulieren ihm mit eindrucksvollen Gedichten und Reimen in Hofsprache, kombiniert mit den feinsten Ausdrücken aus der Literatur - Sanskrit und Pali. Dabei kommt einPaliwort aus Buddhas Lehre auffallend oft vor: “Phra BARAMIE Pok Klao”. Etwa wie: “seine grosse, heilige Kraftausstrahlung bedeckt unseren Kopf”. Damit ist gemeint: Seine Majestät ist für dasVolk Thailands eine seelische Stütze.

Gute Taten helfen

"Dieser neunstufige weisse Schirm ist ein Symbol für königliche Ehre. Beim König sind es immer neun Stufen, beim Kronprinzen sieben. Bestimmte hochrangige Adelige von königlichem Geschlecht oder Diener des Königs in ganz besonders hohen Positionen bekommen Schirme mit fünf Stufen. Diese Ehre muss allerdings vom König selber verliehen werden."

Laut der buddhistischen Lehre soll jeder Mensch “Baramie” aufbauen, indem er tugendhafte Taten aus reinem Herzen unentwegt ausübt. Die angesammelten Verdienste verwandeln sich dann zu seinerBaramie *. Diese wirkt bei dem jeweiligen Menschen wie eine heilige Schirmkraft, die ihn vor allen bösen Mächten beschützt. Auch seine Untertanen werden von diesem Schutzdach beschirmt.

Nach buddhistischem Konzept sind es zehn Schlüssel, die zur Ansammlung der Baramie führen :

1. Thaan

Almosen, Geben

2. Sien

Gebote halten, Moral

3. Naeg-khamma

auf Genuss und Bequemlichkeit verzichten können

4. Panya

Verstand benutzen, Nachdenken (lernen, Probleme zu lösen)

5. Wiriya

Emsigkeit, anhaltender Fleiss

6. Khanti

Duldsamkeit, Geduld allen Reizen standzuhalten

7. Satcha

bei der Wahrheit bleiben, ehrlich sein

8. Attitharn

Beten, bitten

9. Maetta

Barmherzigkeit, Gnade

10. Ubaegkha

frei von Neigungen, reine Gedanken, keine Vorurteile haben

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