BERN (dpa) - Aus Protest gegen befürchtete Einsparungen beim Schweizer Medienkonzern Tamedia haben betroffene Redakteure ein eigenes Blatt produziert und an Pendler in Bern verteilt.
In der «Monopol-Zeitung» werde aufgedeckt, «was Tamedia der Öffentlichheit verschweigt», wie die Gewerkschaft Syndicom am Donnerstag berichtete. Redakteure der Zeitungen «Berner Zeitung» und «Bund» hätten rund 7.000 Exemplare am Bahnhof verteilt.
Dass die Mitarbeiter verunsichert seien, sei verständlich, sagte ein Tamedia-Sprecher. Es gebe keine Kündigungen, aber durch Fluktuation frei werdende Stellen würden in den kommenden Jahren nicht alle neu besetzt. Zahlen wollte er nicht nennen.
Tamedia hatte im August angekündigt, dass die überregionalen Seiten ihrer Titel künftig zentral in zwei Redaktionen zusammengestellt werden, eine in der deutsch- und eine in der französischsprachigen Region der Schweiz. Zu der größten privaten Mediengruppe gehören neben der «Berner Zeitung» und dem «Bund» zehn weitere Tages- und zwei Sonntagszeitungen sowie Gratisblätter wie «20 Minuten». Der Verlag begründete das mit dem Einbruch der Werbeumsätze. Stellen würden durch freiwillige Abgänge abgebaut.
Die Redakteure fürchten massiven Stellenschwund. Die Rechnung von Tamedia gehe nicht auf, schreiben sie. Die Medienvielfalt sei in Gefahr. Politiker und prominente Sportler unterstützen sie mit Gastbeträgen in der Zeitung.